So war es auf unserer Leserreise nach Istrien

Zu Fuß, zu Wasser, auf dem Radl und im Bus durch Istrien. 24 Leser gingen auf Entdeckungsreise über und um die kroatische Halbinsel in der nördlichen Adria.
Eine Woche lang erlebten sie mittelalterliche Städtchen mit verwinkelten Gassen, traumhafte Buchten, ein Naturparadies auf einem Inselarchipel, urige Gasthöfe und renommierte Weingüter. Autor Heinz Wilhelm und Fotograf Michael Westermann begleiteten die Lesergruppe.
MONTAG Überraschung
Auf dem Programm steht heute ein Busausflug ins Künstlerdorf Groznjan, eine Weinprobe im Weingut Kabola bei Momjan und die Stadtbesichtigung von Porec.
Lange Gesicher beim Frühstück. Es regnet! Doch Reiseleiter Zoran Barac (40) muntert uns in bestem Schwäbisch auf: „Koi Problem, bald kommt die Sonn!“ Zoran, der seine Kindheit in Aalen verbrachte, sollte recht behalten. Auf der Fahrt ins Bergdörfchen Groznjan klärt sich der Himmel auf.

Schnell verläuft sich die Gruppe in den vielen kleinen Geschäften und Galerien von Grosznjan. Cäcilia probiert in einem Lädchen verschiedene Varianten des pikanten Trüffelöls, das in der Nähe hergestellt wird, ihr Mann Josef ersteht bei einem Künstler einen bemalten Teller. Christa bestellt sich unterdessen in einer urigen Konoba, wie hier die Wirtschaften heißen, einen Capuccino mit Honigschnaps und stößt mit Reiseleiter Zoran an. „Zivjeli“ - das heißt Prost.

Ein wichtiges Wort, auch beim anschließenden Besuch im Weingut Kabola. Sommelière Maja kredenzt Malvasier, Chardonnay und den roten Teran. Anschließend gibt es eine Führung durch das Weinmuseum mit riesigen alten Holzfässern. Wir sind begeistert von der Qualität der istrianischen Weine, die auf den Weltmessen die Preise reihenweise einheimsen. Etliche Kartons Wein werden in den Bus verladen. Dass sie bloß nicht zu sehr durchgeschüttelt werden bei der Rückfahrt über die alte Römerstraße nach Porec!

Über die in tausend Jahren glattpolierten Pflastersteine der Hauptstraße Decumanus und entlang des römischen Forums führt Zoran uns durch das antike Zentrum von Porec. Beim Verlassen der imposanten Euphrasius-Basilika, ein Unesco-Weltkulturerbe, wartet eine Überraschung auf uns: Das Orchester der Jugendmusikschule Porec spielt zum Tanz auf und es werden köstliche Fritule und Krostule, aus Hefeteig gebackene Leckereien, mit einem Schluck Borovnica, einem süßen Johannisbeerschnaps, gereicht. Christa aus dachau strahlt: „Ich hab das Gefühl, als wären wir alle schon ewig zusammen unterwegs.“
Tipp des Tages von Reiseleiter Zoran: Im Künstlerort Groznjan finden im August klassische Konzerte und Jazz-Sessions statt.
DIENSTAG Sepp wird vermisst
Radltour von Porec über Funtana nach Vrsar. Nachmittags Kochkurs mit einem Starkoch.
Heute wird’s sportlich. Vor dem Hotel stehen schon die Mountainbikes für uns bereit. Wir radeln auf kleinen Straßen und

Wegen durch Pinienwäldchen, immer am Meer entlang. Viele Ahs und Ohs sind zu hören beim Anblick immer neuer Traumbuchten. Sigi (74) tritt kräftig in die Pedale. Locker halten auch Ernst (84) und Veronika (76) aus München mit, die beiden sind die Gruppenältesten. „Im letzen Jahr bin ich 4000 Kilometer geradelt“, verrät Ernst. Nach einer Stunde trudeln alle in Vrsar ein. Noch ein steiler Anstieg zum Aussichtspunkt. Oben angekommen, belohnt uns ein traumhafter Blick über die 18 Inseln des Archipels. „Unbeschreiblich schön!“ schwärmt Petra. Mittagspause im romantischen Fischerhafen, dann strampeln wir die 13 Kilometer zurück nach Porec.

Große Aufregung bei der Ankunft im Hotel. „Der Sepp geht ab!“ Allgemeine Ratlosigkeit. Und dann Aufatmen: Der Sepp steigt, das Mountainbike geschultert, lachend aus einem Großraumtaxi. „Ich hab mich a bisserl verfahren.“ Nachmittags gibt Branko Ognjenovic, Mitglied der kroatischen Gastro-Akademie, einen Kochkurs in der Show-Küche des Hotels. Alle helfen mit bei der Zubereitung von Tintenfischrisotto, Pasta mit dünnem grünem Spargel, Hühnerbrust im Speckmantel, istrianschen Muscheln und Goldbrasse. Der kroatische Starkoch gibt Zubereitungstipps. Elfriede, laut ihrem Mann Sigi selbst eine super Köchin, staunt: „Ich hab hier noch viel lernen können.“ Natürlich essen wir alles auf, was wir zusammen mit Branko Ognjenovic zubereitet haben.
Tipp des Tages von Branko Ogjenovic: Von Mai bis September findet im Hafen von Vrsar jeden Freitag von 19 bis 23 Uhr ein Fischerfest statt. Dabei bieten die Fischer ihren Fang vor ihren Booten direkt vom Grill.
MITTWOCH Delfine in Sicht
Bootsausflug entlang der Küste zu den Brioni-Inseln und zum Limski-Fjord.
Mit dem Motorschiff Monvi tuckern wir heute entlang der Küste in südlicher Richtung. Kurz vor Rovinj plötzlich große Aufregung. Delfine begleiten bis kurz vor den Hafen von Rovinj. Nach zwei Stunden

Fahrzeit kommen die Brioni-Inseln mit ihren wunderschönen Buchten, Wäldchen und weiten Wiesen in Sicht - ein wahres Juwel. Wir legen im kleinen Hafen der Hauptinsel an, einst das streng bewachte Feriendomizil des jugoslawischen Staatschefs Tito. Eine Fotoausstellung im Tito-Museum zeigt den Diktator mit prominenten Gästen: Sophia Loren, Luciano Pavarotti, Willy Brandt, Leonid Breschnew und Fidel Castro. Im Stockwerk darunter befinden sich ausgestopfte Tiere aus Titos Zoo, den er auf den Inseln unterhielt. Noch heute leben in dem Safaripark Hirsche, Zebras, Lamas und Ponys und die Elefantendame Lanka, ein Geschenk der indischen Staatspräsidentin Indira Ghandi. Zurück auf dem Schiff empfängt uns der Duft von frisch gebratenen Makrelen, die der Koch in seiner kleinen Kombüse bruzzelt. Der Kapitän gibt derweil Gas, es geht zum Limski-Kanal, einem elf Kilometer langen Fjord, dem Fischparadies der istrianischen Halbinsel.
Tipp des Tages von Sigi: Im Nationalpark Brioni mit insgesamt 273 Kilometern Wander- und Radlwegen kann man ein Radl für 100 Kunar (13 Euro) am Tag ausleihen.
DONNERSTAG Rettungsaktion
Busfahrt von Porec auf der alten Römerstraße Richtung Süden ins Städtchen Bale und nach Rovinj.
Auf dem Weg ins verträumte Dörfchen Bale zunächst ein Fotostopp am Limskifjord. Einige erklimmen einen hölzernen Hochstand, der

die Sicht auf den Fjordverlauf mit den zahlreichen Reusen für Muscheln, Austern und Fische freigibt, und schießen Fotos. Andere kaufen bei Straßenhändlern Olivenöl, Schafskäse oder frische Feigen. Schließlich geht’s fünf Kilometer durch dichten Eichenund Lorbeerwald ins 300 Jahre alte Städtchen Bale. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Gassen schmal und malerisch. Im Dorfkern mittelalterliche Häuser, das Stadttor, das Rathaus und der Kirchturm, aus dem blaue Blumen wachsen. Kaum ein Einheimischer, schon gar kein Tourist ist außer uns zu sehen. Unser nächstes Ziel: Rovinj, die Perle der Adria. Wir bestaunen neue, mondäne Hotels und alte Paläste entlang des Yachthafens.

Der Besuch der Barock-Kirche verspricht eine Wunderheilung: Wer den Sarkophag der Heiligen Euphemia hinter dem Altar berührt, überwindet angeblich allerlei Gebrechen. Einige Fußlahme und Rückenproblematiker unter uns machen die Probe aufs Exempel. Und das Wunder geschieht: Am Ende der Reise verspürten sie angeblich eine Linderung ihrer Wehwehchen. Als wunderschön empfinden alle den Bummel durch die Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen. Adelheid aus Freising schwärmt: „Die Altsstadt hier hat so viel Charme – ein echtes Juwel.“
Zurück in Porec wagen sich Heidi, Christa und Therese einen Sprung ins Meer. Prompt das Malheur: Therese verliert ihre Gleitsichtbrille. Fotograf Michael Westermann, ausgerüstet mit Taucherbrille, wird zum Retter des teuren Stücks.
Tipp des Tages von Petra aus München: In Bale das romantische Lokal Kamene Price (Kastel 57) mit drei Veranden im Innenhof besuchen.
FREITAG Müde Radler
Mit dem Rad nach Novigrad
Die Hälfte der Gruppe schwächelt und verweigert die Teilnahme am Radlausflug. Und der Sepp stöhnt: „Ich bleibe heute nur im

Schatten!“ Den kurzen Bummel durch die reizende kleine Altstadt von Umag macht er aber doch mit. Viele grüßen uns auf Deutsch. Der FC Bayern ist hier eine ganz große Nummer. Unser Busfahrer Sebastian kauft beim Straßenhändler einen Bayernschal und hängt ihn am Rückspiegel seines Busses auf. In St. Pelegrin steigen zwölf tapfere Radler aus. Der Rest lässt sich per Bus nach Novigrad kutschieren. Die wissen gar nicht, was sie verpassen!
Immer entlang der wunderschönen, felsigen Küste geht es, durch Wein- und Getreidefelder, an deren Rand Mohn und Ginster blühen. Sigi ist von den Campingplatzanlagen inmitten von knorrigen Eichen und hohen Pinien begeistert: „Ich fühle mich hier 30 Jahre zurückversetzt. Da war ich das erste Mal in Jugoslawien.“ In Novigrad bestellen wir uns nach einem Altstadtbummel in der Konoba am Hauptplatz ein Cevapcici. Noch einmal Erinnerung an den Jugoslawien-Urlaub von damals. Danach geht zurück nach Porec.
Tipp des Tages von Reinhold: Im urigen Weinladen Mandrac am Fischerhafen von Umag wird direkt vom Fass süffiger Landwein (Malvasier und Teran) verkauft.
SAMSTAG Das Meer der Bayern
Busfahrt in den Süden Istriens nach Pula (60 Kilometer), nachmittags Besuch der Weinmesse Vinistra in Porec, Stimmungsvoller Abschied in einem istrianischen Landgasthof.
Heute wandeln wir auf den Spuren der Römer in Pula: Unser Bus hält direkt vor der berühmten Arena. Für Pula muss man sich Zeit nehmen. Aber bei 26 Grad und stechender Sonne sind wir nach

eineinhalb Stunden Rundgang durch die antike Altstadt mit dem Amphitheater, dem Stadtpalast und dem Augustustempel geschafft. Dennoch sind alle hellauf begeistert. Oder, wie Irmgard aus Karlsfeld es kommentiert: „Geschichte und südliches Flair.“ Zurück in Porec haben wir eine Einladung zur Weinmesse Vinistra, die an diesem Wochenende startet. „Ich hätte nie gedacht, dass es hier so viele exzellente Weine gibt“, sagt Weinkenner Josef nach etlichen Proben von Malvasier, Pinot, Chardonnay und rotem Teran. Und sein Spezl Reinhold fügt hinzu: „Man merkt, dass der Wein hier mit viel Liebe angebaut wird.“
Istriens Tourismusminister Veljko Ostojic gibt sich persönlich die Ehre und stößt mit den bayerischen Gästen an: „Ich hoffe, dass Sie alle gute Erinnerungen mit nach Hause nehmen und bald wiederkommen. Schließlich ist das kroatische Meer auch das Meer der Bayern.“
Filmreifes Ambiente schließlich beim Abschiedsessen im istrianischen Restaurant Hrast in Porec: Während die Sonne glutrot hinter einem Fischerboot ins Meer eintaucht, serviert uns Wirtin Mariana auf der Terrasse direkt am Wasser hausgemachte Fischköstlichkeiten und einen exzellenten roten Refosco-Wein. Spendabel zeigt sich auch Reiseleiter Zoran: Seinen weiblichen Gästen überreicht er zum Abschied jeweils ein Säckchen mit Lavendel und sagt dovidenja. Das heißt auf Wiedersehen. Und das planen eigentlich alle Entdecker dieses Urlaubs-Wunderlandes …
Tipp des Tages von Dorothea aus Wartenberg bei Erding: Ein Bummel über den großen Trödelmarkt von Pula, der jeden Tag ab 8 Uhr ganz in der Nähe des Fußgängerzone in der Altstadt stattfindet.
Autor Heinz Wilhelm und Fotograf Michael Westermann begleiteten die Lesergruppe.
DIE REISE-INFOS ZU ISTRIEN
REISEZIEL Die Halbinsel Istrien in der nördlichen Adria ist knapp 3500 Quadratkilometer groß, wobei ein kleiner Streifen im Norden

noch zum Nachbarland Slowenien zählt und ein Landstrich um die Ortschaft Muggia im Westen zu Italien. Die Halbinsel hat eine Gesamtküstenlänge von 445 Kilometern. Hügelige Landschaft mit Eichenwäldern, Weinhängen und kleinen Bergdörfchen wie Motovun, Groznjan (Künstlerkolonie) oder das mittelalterliche Hum (kleinste Stadt der Welt) prägen den Norden, Hafenstädte mit venezianischer Architektur wie Porec, Rovinj oder Pula die Küste.
ANREISE Von München auf der Salzburger Autobahn über Villach, durch den Karawankentunnel und Ljubljana. Bis Buzet im Norden Istriens 500 Kilometer.
KLIMA In Istrien herrscht ein mildes Mittelmeerklima, im Sommer kann es bis zu 30 Grad heiß werden, im Winter sinkt das Thermometer kaum unter die Null-Grad-Grenze.
LESERREISE Im Herbst wollen wir die gelungene Leserreise nach Istrien wiederholen, diesmal mit einem kulinarischen Schwerpunkt rund um die Trüffelernte. Mit Busanreise, sieben Übernachtungen mit Halbpension im Vier-Sterne-Hotel Valamar Diamant in Porec, Rad- und Wandertouren, Stadtführungen, Weinprobe bei Kabola, Bootsausflug zu den Brioni-Inseln, Kochkurs und zwei Abenden mit Livemusik kostet die Reise 648 Euro im DZ, bei Eigenanreise 548 Euro. Termin: 30. September bis 7. Oktober.
INFO/BUCHUNG über i.D. Riva Tours in München, Tel. 089/2311000, www.idriva.de