„Bildungsurlaub ist Förderung und keine Fehlzeit“ – fragen Sie Ihren Chef jetzt nach Weiterbildungen
Man lernt ein Leben lang, auch im Job. Hier sind zwischen fünf und zehn Tage Bildungsurlaub möglich. Aber wie fragt man seinen Arbeitgeber danach – und wer hat die besten Chancen auf Bewilligung?
Mitten im Alltagsstrudel zwischen „Arbeit, Privatleben und Dingen, die man zu erledigen hat, findet man oftmals nur schwer einen Pausenknopf“. Mit dabei aber die Frage, was man vom Arbeitsleben eigentlich erwartet. So ging es Lara Körber, bis sie von der Möglichkeit gehört hat, Bildungsurlaub zu machen. Für sie bietet er die Chance, das Arbeits- und Privatleben von Beschäftigten in Deutschland per Gesetz zu verbessern. Dieses Wissen hat viel verändert: Gemeinsam mit Anian Schmitt hat sie die Plattform Bildungsurlauber.de gegründet. Lara Körber hat merkur.de von IPPEN.MEDIA verraten, wie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihre Vorgesetzten ohne Angst nach Bildungsurlaub fragen können.
27 Millionen Berechtigte und nur zwei Prozent nutzen es – Bildungsurlaub in Deutschland

In 14 von 16 Bundesländern ist der Bildungsurlaub, manchmal auch Bildungsfreistellung oder Bildungszeit genannt, gesetzlich verankert, informiert der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern stehen demnach, zusätzlich zu ihrem Urlaub, fünf Tage pro Jahr für Bildung zu. In Bayern und Sachsen gibt es keine gesetzliche Regelung.
So richtig bekannt ist Bildungsurlaub allerdings nicht. Bildungsurlauber.de schreibt, dass 27 Millionen Menschen in Deutschland einen Anspruch haben, zwei Prozent nehmen das Angebot wahr. Bekannt ist das Angebot vor allem bei großen Unternehmen mit Betriebsrat. Bildungsurlauber.de hat beispielsweise bei dem Automobilhersteller VW mal nachgefragt. Dort hat 2021 jeder Zweite schon Bildungsurlaub genommen.
Mental überfordert oder faul: Was denkt der Chef, wenn man Bildungsurlaub machen will?
Jeder Fünfte zwischen 25 und 34 Jahren denkt daran, den Job zu kündigen, das geht aus einer aktuellen Umfrage vom ZDF hervor. Mit ein Grund ist Stress im Job, sagen 27,7 Prozent der Befragten. Bildungsurlaub kann dagegenwirken, doch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben Vorbehalte:
Viele Menschen haben Angst, ihren Chef oder ihre Chefin zu fragen, ob sie Bildungsurlaub nehmen können. Die Sorge ist, dass durch die Wahl des Seminars plötzlich die eigene Professionalität infrage gestellt wird – werden sie beispielsweise als mental überfordert wahrgenommen, wenn sie etwas über Resilienz lernen wollen?
Je nach Kurs kann die Angst eine andere sein. Wollen Arbeitnehmerinnen oder Arbeitnehmer einen Yoga-Kurs als Bildungsurlaub machen, könnte die Sorge da sein, als faul zu gelten, weil man dies nicht in der Freizeit mache. Von den Rückenschmerzen, die man mit diesem Kurs verbessern oder präventiv vermeiden möchte, wisse das Umfeld oft nichts. Der Schlüssel ist allerdings Kommunikation, sagt Körber. Die sollte am besten auf beiden Seiten geschehen.
Ohne Angst zum Bildungsurlaub: Mit drei Schritten klappt es
Wer als Arbeitskraft Angst hat, kann in verschiedenen Schritten versuchen, die Vorgesetzten zu überzeugen. Wichtig dabei ist vor allem, dass andere die Beweggründe für einen Bildungsurlaub verstehen. „Bildungsurlaub ist Förderung und keine Fehlzeit“, sagt Lara Körber von Bildungsurlauber.de. Das muss so auch bei den Vorgesetzten ankommen. Hierbei helfen drei Schritte:
- Beweggründe und erhoffte Ziele durch den Bildungsurlaub erläutern: Transparenz schaffen, wie sich der Bildungsurlaub auf die eigene Motivation auswirken kann.
- Mehrwert für Unternehmen klarmachen: Das Gelernte kann oft im Arbeitsleben angewendet werden. Dies kann dafür sorgen, dass Arbeitskräfte gesund bleiben.
- Kommunikation im Nachgang: Das Erlernte und Erfahrene mit dem Team und den Vorgesetzten teilen.
Bildungsurlaub ist ein ganzheitliches Projekt, es ist von den Bundesländern zertifiziert und so erhalten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein didaktisches Angebot mit Mehrwert. Übrigens zahlen Arbeitgeber den Lohn weiter, wie bei einem Erholungsurlaub. Die Kosten für die Weiterbildung, Lehrmittel, Fahrten oder die Unterkunft tragen die Arbeitskräfte, informiert DGB auf der eigenen Webseite. Anschließend können die Kosten in der Steuererklärung geltend gemacht werden.
Für Vorgesetzte kann es aber auch wertvoll sein, denn „Bildungsurlaub ist ein 360 Grad-Tool für die eigene Zufriedenheit und ein Motor für Wachstum und Wertschätzung im Unternehmen“, sagt Lara Körber. Physischen oder psychischen Krankheiten kann vorgebeugt werden, die Arbeitskräfte werden motiviert und durch die Förderung, die der Arbeitgeber erlaubt, kann sich die emotionale Bildung an das Unternehmen verstärken. Ebenso wird die Produktivität angehoben, informiert Bildungsurlauber.de. Wichtig aber auch: „Bildungsurlaub darf Spaß machen.“
Bildungsurlauber.de bei „Die Höhle der Löwen“
Lara Körber und Anian Schmitt sind am 29. Mai im Staffelfinale von „Die Höhle der Löwen“ auf Vox zu sehen. Mit der Plattform Bildungsurlauber.de wollen sie eine Wissenslücke in der Bevölkerung schließen. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können auf der Seite aus 14.000 Kursterminen wählen. Darunter sind Kurse zur „gewaltfreien Kommunikation, Marketing, Sprachkurse oder Yoga“. Ebenso gibt es dort gebündelt die offiziellen Antragsunterlagen für einen Bildungsurlaub. Das Gründungs-Duo benötigt 150.000 Euro und bietet dafür zehn Prozent der Firmenanteile.