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Schwankender Blutdruck: Herz-Professor Heribert Schunkert erklärt acht Ursachen

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Von: Andreas Beez

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Professor Heribert Schunkert steht im Herzkatheterlabor
Professor Heribert Schunkert ist Direktor der Klinik für Erwachsenen-Kardiologie am Deutschen Herzzentrum München. © Jörg Müller

Bluthochdruck ist eine stille Gefahr, die schwerwiegende Folgen haben kann. Expertenrat von Herz-Professor Heribert Schunkert: So sollten Sie mit schwankenden Werten umgehen.

NameProfessor Heribert Schunkert
Alter63 Jahre
PositionDirektor der Klinik für Erwachsenenkardiologie im Deutschen Herzzentrum München seit 2012
Berufliche Stationenu.a. Harvard Medical School, Beth Israel Hospital, Unikliniken Regensburg und Lübeck
Weitere AufgabeStellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung

Bluthochdruck – in der Fachsprache Hypertonie genannt – gehört zu den sogenannten stillen Killern, und zwar deshalb, weil die Volkskrankheit potenziell tödliche Notfälle wie Herzinfarkt oder Schlaganfall befeuert, aber in vielen Fällen lange keine klar zuzuordnenden Symptome verursacht. Mitunter haben die Betroffenen ab und an Kopfschmerzen, Schwindel oder Nasenbluten. Patienten mit Bluthochdruck weisen meist stärkere Blutdruckschwankungen auf als Patienten mit normalen Werten. Sie sollten im Falle von heftigen Entgleisungen vor allem im Ruhezustand unbedingt auf der Hut sein.

Acht Gründe für schwankenden Blutdruck

Zusammengestellt von der Deutschen Herzstiftung:
1. Kaffee, Schwarztee und grüner Tee können die Werte kurzfristig deutlich ansteigen lassen. Andererseits kann ein Flüssigkeitsmangel für stark schwankende Blutdruckwerte (z.B. beim Lagewechsel) sorgen.
2. Eine salzreiche Mahlzeit beeinflusst den Blutdruck und kann die Werte erhöhen. Aufpassen sollten Sie vor allem bei (tiefgekühlten) Fertiggerichten, Konserven, Brot, Käse und Wurstwaren. Sie enthalten meist reichlich Salz. Mediziner schätzen, dass rund 50 Prozent der Bluthochdruck-Patientinnen und -Patienten salzempfindlich sind, d.h. ihr Blutdruck fällt bei salzarmer Diät um etwa 5mmHg ab.
3. Übergewicht lässt den Blutdruck ebenso ansteigen. Man rechnet mit 1 mmHg Anstieg pro 1 kg mehr auf der Waage.
4. Alkoholkonsum ist ebenfalls ein Einflussfaktor, da er unter anderem das sympathische Nervensystem anregt. Teilweise ist ein Blutdruckanstieg von bis zu 7 mmHg des oberen Wertes (systolisch) und 5 mmHg des unteren Wertes (diastolisch) möglich.
5. Stress, psychische Belastungen und Aufregung lassen den Blutdruck steigen. Nicht umsonst liegen die Grenzwerte für die Blutdruckmessung in der Arztpraxis höher. Meist sind die Patientinnen und Patienten vor der Messung etwas aufgeregt. Mediziner sprechen dann von „Weißkittelhochdruck“.
6. Sport wirkt sich auf die Blutdruckwerte aus. Beim Sport und kurz danach sind die Werte höher, in der Ruhephase sinken sie ab. Unter dem Strich wirkt Sport blutdrucksenkend.
7. Insbesondere bei Nichtrauchern führt der Konsum von Tabakprodukten zur Blutdruck Steigerung und kann eine Ursache von Blutdruck-Schwankungen sein. Bei habituellen Rauchern hat eine Zigarette kaum Einfluss auf den Blutdruck.
8. Vergessene Blutdruckmedikamente beziehungsweise die Einnahme bestimmter anderer Medikamente sind ein häufiger Auslöser der Blutdruck-Schwankungen.

Herz-Professor Schunkert: Bei einem Bluthochdrucknotfall sofort die Rettungsleitstelle unter 112 alarmieren

Wenn zu dem hohen Blutdruck auch noch ernste Beschwerden wie Luftnot, Druck im Brustbereich und starke Kopfschmerzen kommen, sprechen Ärzte von einem Bluthochdrucknotfall. „Dann sollte sofort die Rettungsleitstelle unter der Telefonnummer 112 informiert werden, denn es droht ein Herzinfarkt oder Schlaganfall“, warnt Professor Heribert Schunkert, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung und Ärztlicher Direktor des Deutschen Herzzentrums München.

Blutdruckschwankungen im Tagesverlauf auch bei Menschen mit normalen Messwerten

Allerdings sind auch Menschen mit normalen Messwerten vor Blutdruckschwankungen nicht gefeit. Der medizinische Hintergrund: Der Blutdruck unterliegt natürlichen Schwankungen, Mediziner sprechen von einem „zirkadianen Rhythmus“ – einem Tagesrhythmus des Blutdrucks. Er steigt schon vor dem Aufwachen kontinuierlich an. Nachts dagegen fällt der Blutdruck deutlich ab.

Niedrigste Blutdruckwerte in der Regel nachts zwischen 2 und 3 Uhr

Seine niedrigsten Werte verzeichnet er in der Regel zwischen zwei und drei Uhr.  „Morgens zwischen acht und neun Uhr ist ein erster Gipfel, kurz nach Mittag ist ein Abfall der Werte zu beobachten und spätnachmittags zwischen 16 und 18 Uhr kommt es zu einem zweiten Gipfel. Während der Nachtstunden sollte der Blutdruck deutlich abfallen“, erklärt Professor Schunkert.

24-Stunden-Messung hilft, Blutdruckschwankungen zu enttarnen

Um Blutdruckschwankungen zu enttarnen, empfiehlt der Kardiologe eine 24-Stunden-Blutdruckmessung. Dabei wird der Blutdruck über einen Zeitraum von 24 Stunden in festen Abständen aufgezeichnet – alle 15 Minuten tagsüber und alle 30 Minuten nachts. Anhand der Auswertung kann der Arzt beurteilen, ob es sich um natürliche Blutdruckschwankung handelt oder möglicherweise eine Erkrankung vorliegt.

Deutsche Herzstiftung warnt: Unbehandelter Bluthochdruck schädigt lebenswichtige Organe

Als Faustregel gilt laut Deutscher Herzstiftung: „Steigen die Werte tagsüber deutlich über 140/90 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) an oder fallen die Blutdruckwerte nachts nicht ab, sollte der Blutdruck behandelt werden. Denn der ständige Druck erhöht unbehandelt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, da lebenswichtige Organe geschädigt werden. Auch ein Herzinfarkt oder Schlaganfall können die Folge sein.“ Mehr Infos bietet die Deutsche Herzstiftung in einem großen kostenfreien Paket zum Welthypertonietag am 17. Mai an.

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