Die Vorträge und Interviews, in denen Habsburg vor Putin warnte, sind zahlreich. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung im November 2005 bezeichnete er Russland als „das größte imperialistische Land, das es gibt. Es geht bis zu den Kurilen auf der einen Seite und träumt auf der anderen Seite noch immer davon, die baltischen Staaten zurückzubekommen“. Putin sei „ein eiskalter Bürokrat und Technokrat“, ein KGB-Mann. „Schauen Sie, wie sehr Russland restalinisiert worden ist, seitdem Putin an der Macht ist.“
Die Wiener Tageszeitung „Die Presse“ hat jüngst weitere mahnende Auftritte Habsburgs zusammengetragen. Demnach sagte er 2005 bei einem Vortrag der Paneuropa-Union in Vorarlberg, in Russland* herrsche eine „Mentalität des Polizeistaates“. In Washington bei einem Vortrag an der Johns-Hopkins-Universität betonte Habsburg im selben Jahr, die politische und wirtschaftliche Macht Russlands sei in der Hand Putins und seiner Getreuen der Geheimpolizei konzentriert.
„Unser größtes Problem in Europa ist heute Russland und die Herrschaft Putins.“ Dessen Vorgehen gleiche dem des sowjetischen Diktators Josef Stalin, Habsburg nannte Putin in einem Atemzug mit dem nationalsozialistischen Diktator Adolf Hitler. So wie Hitler spreche auch Putin offen über seine Absichten. 2006 wiederholte er das bei einer Tagung in Laibach. Der russische Präsident mache „genau die gleichen Schritte wie Hitler“.
Auch kurz vor seinem 95. Geburtstag erhob Otto von Habsburg die Stimme. „Russland ist nicht Europa“, sagte er der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Ungeachtet des Zerfalls der Sowjetunion sei Russland „das letzte große Kolonialreich im Zeitalter der Dekolonisation“.
Dass er Recht behalten sollte, erlebte Otto von Habsburg nicht mehr mit. Er starb am 4. Juli 2011 mit 98 Jahren in seinem Haus in Pöcking. *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA