Ukraine-Konflikt: Informationskrieg durch Russland? Youtube geht gegen RT vor

Der russische Propaganda-Sender RT wird von Youtube gebannt. Die Videoplattform reagiert damit auf „koordiniert betrügerische Praktiken“ im Ukraine-Konflikt.
Moskau - Der Ukraine-Konflikt* wird auf zwei Arten geführt: militärisch, durch die russische Invasion in die Ukraine - und mit Desinformation durch gezielte Falschmeldungen. Die Vereinten Nationen sprachen bereits von einem „Informationskrieg“. Daran nicht unbeteiligt: das russische Medium RT, früher Russia Today. Jetzt gibt es Konsequenzen.
Ukraine-Konflikt: Youtube sperrt RT „wegen koordinierter betrügerischer Praktiken“
Youtube hat mehrere russische Staatsmedien auf der Videoplattform spürbar eingeschränkt. „Wir pausieren die Monetarisierung einer Reihe von Kanälen auf Youtube, einschließlich mehrerer russischer Kanäle, die mit den jüngsten Sanktionen in Verbindung stehen“, erklärte ein Sprecher am Samstag.
Die Einschränkungen betreffen vor allem das russische Auslandsfernsehprogramm RT, das der Westen als Propagandakanal der russischen Regierung einordnet. RT wird unter anderem gezielte Desinformation wie die Verbreitung von Verschwörungstheorien sowie die Rechtfertigung des Angriffskrieges gegen die Ukraine vorgeworfen. Youtube werde die Empfehlungen für diese Kanäle deutlich einschränken, erklärte der Sprecher.
Mit den aktuellen Maßnahmen werden sämtliche RT-Kanäle weltweit von den Youtube-Werbeeinnahmen abgeklemmt. „Unsere Teams arbeiten auch daran, Inhalte, die gegen unsere Richtlinien verstoßen, schnell zu entfernen.“ In den vergangenen Tagen habe man „Hunderte von Kanälen und Tausende von Videos entfernt, darunter eine Reihe von Kanälen wegen koordinierter betrügerischer Praktiken“. Alle Informationen zum Ukraine-Krieg finden Sie auf unserer Themenseite zum Ukraine-Konflikt*.
Ukraine-Konflikt: Schon vor Russlands Invasion gab es Ärger um RT
In Deutschland war Youtube zuvor bereits im Kontext von Falsch-Informationen zur Corona-Pandemie* gegen den deutschen Ableger von RT vorgegangen. Der deutschsprachige Kanal RT DE wurde wegen Verstößen gegen die Community-Richtlinien im September gelöscht.
Unmittelbar vor der Eskalation im Ukraine-Konflikt gab es bereits Wirbel um RT. Deutschland verweigerte RT die Fernseh-Sendelizenz. Daraufhin durfte die Deutsche Welle nicht mehr in Russland senden. Der Kreml bezeichnete das als „Vergeltungsmaßnahme“. Die Causa RT sorgt seit Jahren für Differenzen zwischen Moskau und Berlin. Im September witterte RT bereits einen „echten Medienkrieg, den der Staat Deutschland dem Staat Russland erklärt“. Der Streit um die Sendelizenz war auch Thema beim Treffen zwischen Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und ihrem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow. Putins Minister attackierte Deutschland mehrmals*.

Ukraine-Konflikt: RT - der verlängerte Arm Russlands
RT ist Teil des Medienunternehmens Rossija Sewodnja (Russland heute), zu dem auch Sputnik gehört. Der Sender hat mehrere internationale Ableger, etwa auf Spanisch oder Arabisch. Das Angebot divergiert nach Land und ist individuell auf die Zielgruppe zugeschnitten. So finden sich bei RT Arabic etwa mehr Nachrichten zum Nahen Osten, wodurch beim Leser Vertrauen aufgebaut werden soll.
Seit 2014 existiert der deutsche Sender RT Deutsch, der 2020 in RT DE umbenannt wurde. Laut eigener Aussage werden die Ableger RTs in mehr als 100 Ländern konsumiert. Die Reichweite ist groß und die Chance, Russlands Interessen in den Fokus zu stellen, damit auch. RT gilt als verlängerter Arm des Kremls und dessen wichtigstes Instrument im Kampf um die öffentliche Meinung. In den Texten soll die russische Sichtweise auf weltpolitische Themen genannt und der „aggressiven Propaganda“ des Westens entgegengewirkt werden. „RT DE gibt seinem Publikum einen Einblick in die Logik, die Interessen und Ansichten Russlands“, heißt es auf der RT-Website.
Der Kreml um Präsident Wladimir Putin* setzt in diesem Zusammenhang auf die Strategie des Nation Branding. Darunter versteht man das Ziel, ein Land mithilfe von strategischer Kommunikation einem externen Publikum näher zubringen. Die Tatsache, dass RT bis 2014 nicht auf Russisch verfügbar war, zeigt, wie sehr ein russlandfernes Publikum adressiert werden soll. Auf Youtube wird das nun vorerst nicht der Fall sein. Alle Informationen zum Ukraine-Konflikt finden Sie in unserem News-Ticker. Diese Karte veranschaulicht, wo der Ukraine-Krieg wütet und diese Karte zeigt die bereits eroberten Gebiete im Ukraine-Krieg. (as) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA