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Überraschung beim Friedensnobelpreis 2020: Welternährungsprogramm erhält Auszeichnung

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Von: Delia Friess

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Der Friedensnobelpreis 2020 sorgt für eine Überraschung. Denn diejenigen, die zuvor als Favorit*innen gehandelt wurden, bekamen die Auszeichnung nicht. Stattdessen erhält das Welternährungsprogramm den renommierten Preis.

+++ 11.06 Uhr: Der Friedensnobelpreis im Jahr 2020 geht an das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen. Das gab das Nobelkomitee an diesem Freitag in Oslo bekannt. Das WFP wird für seinen Einsatz im Kampf gegen den Hunger und für den Frieden in Konfliktregionen mit dem Friedensnobelpreis 2020 ausgezeichnet. Der Friedensnobelpreis ist mit zehn Millionen schwedischen Kronen (950.000 Euro) dotiert.

„Dies ist ein stolzer Moment“, sagte Tomson Phiri, Sprecher des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen in Genf, nach der Bekanntgabe des Friedensnobelpreises 2020 an das World Food Programme. Phiri berichtete gerade auf einer Pressekonferenz über die Arbeit des Welternährungsprogramms im Sudan, als die Preisträger*innen bekannt wurden.

Das Welternährungsprogramm  der UN wurde mit dem Friedensnobelpreis 2020 ausgezeichnet.
Das Welternährungsprogramm der UN wurde mit dem Friedensnobelpreis 2020 ausgezeichnet. © Khaled El Fiqi

Friedensnobelpreis 2020: Welternährungsprogramm dankt für die Anerkennung

Der Friedensnobelpreis sei eine Anerkennung sowohl für die Mitarbeiter als auch die vielen freiwilligen Helfer und Helferinnen in aller Welt, sagte er. „Wir haben auch in diesem Jahr geliefert und mehr als unsere Pflicht erfüllt“, so Phiri weiter. Das Welternährungsprogramm habe trotz der weltweiten Reisebeschränkungen Hungrige versorgt.

„Wir waren zu einem bestimmten Zeitpunkt die größte Fluggesellschaft der Welt“, sagte der Pressesprecher weiter. Das Welternährungsprogramm hat Flugzeuge gechartert, nachdem kommerzielle Flüge, die sonst viel Material für das Welternährungsprogramm befördern, nicht mehr geflogen waren.

Friedensnobelpreis 2020: Das sind die Favorit*innen

Update vom Freitag, 09.10.2020, 10.30 Uhr: In der norwegischen Hauptstadt Oslo werden an diesem Freitag um 11.00 Uhr die Preisträger*innen des Friedensnobelpreises 2020 bekannt gegeben. Einen klaren Favoriten für die wohl prestigeträchtigste Auszeichnung der Welt gibt es nicht. Als Kandidat*innen werden die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg und Organisationen, die sich für Pressefreiheit einsetzen, gehandelt.

Aber auch die deutsche Nichtregierungsorganisation Transparency International, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Frauenrechtlerin Fausia Kufi aus Afghanistan sollen Chancen auf den Friedensnobelpreis haben. Auch US-Präsident Donald Trump wurde dieses Jahr für den Friedensnobelpreis 2020 nominiert.

Friedensnobelpreis 2020: Das sind die geheimen Kandidat*innen

Preisträger des Friedensnobelpreises 2019 ist der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed, der für seinen Friedensschluss mit dem jahrzehntelang verfeindeten Nachbarland Eritrea ausgezeichnet worden war. In diesem Jahr umfasst die geheim gehaltene Liste der Kandidaten für den Friedensnobelpreis 2020 318 Namen, davon 211 Einzelpersonen und 107 Organisationen.

Bekanntgabe des Friedensnobelpreises 2020: Das sind die Favorit*innen

Erstmeldung vom Donnerstag, 08,10.2020, 18:00 Uhr: Nach der Verkündung der Preisträger*innen der Nobelpreise 2020 für Chemie, Physik, Medizin und Literatur werden am Freitag, dem 09.10.2020, um 11 Uhr die Preisträger*innen des Friedensnobelpreises 2020 bekanntgegeben. Als Mitfavoritin gilt auch dieses Jahr wieder die 17-jährige Klimaaktivistin Greta Thunberg. Aber: Weiterhin halten Spekulationen um andere Kandidat*innen, die die renommierte Auszeichnung gewinnen könnten, an. Auch Donald Trump ist für den Friedensnobelpreis 2020 nominiert. Seine Chancen schätzen Expert*innen eher gering ein.

Die 17-jährige Greta Thunberg ist auch 2020 wieder Favoritin für den Friedensnobelpreis.
Die 17-jährige Greta Thunberg ist auch 2020 wieder Favoritin für den Friedensnobelpreis. © Jessica Gow

Nominierungen für den Friedensnobelpreis 2020: Favorit*innen und Überraschungskandidat*innen

Zu den insgesamt 318 Nominierten zählen neben Greta Thunberg außerdem die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern, für ihren Umgang mit der Corona-Pandemie, und der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny, der in Russland Opfer eines Giftanschlages wurde und in der Berliner Charité behandelt wurde.

Die Vorderseite der Medaille des Friedensnobelpreises, die 1902 von dem norwegischen Künstler Gustav Vigeland enworfen wurde.
Die Vorderseite der Medaille des Friedensnobelpreises, die 1902 von dem norwegischen Künstler Gustav Vigeland enworfen wurde. © Berit Roald

Die Nominierungen können u.a. von Mitglieder*innen von Regierungen und Parlamenten weltweit eingereicht werden. Der norwegische Rechtspopulist Christian Tybring-Gjedde hatte Donald Trump für den Friedensnobelpreis 2020 nominiert. Seine Begründung für Trumps Nominierung, die viele Menschen überrascht hat, lautet: Trump habe „mehr getan, um Frieden zwischen Nationen zu stiften, als die meisten anderen Friedensnobelpreis-Nominierten“. Traditionell werden die Nominierungen für den Friedensnobelpreis 50 Jahre vom Nobelpreis-Komitee unter Verschluss gehalten. Dennoch sickern die Kandidat*innen für den Friedensnobelpreis meist durch die Nominierenden durch.

Die Favorit*innen für den Friedennobelpreis 2020

Die Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg spricht vor Teilnehmern der Klima-Demonstration Fridays for Future.
Die Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg spricht vor Teilnehmern der Klima-Demonstration Fridays for Future. © Christian Charisius

Henrik Urdal vom Peace Research Institute Oslo (PRIO) veröffentlichte eine Nobel Peace Prize Shortlist 2020, auf die er diejenigen setzt, die seiner Meinung nach am preiswürdigsten sind: Für den Friedensforscher sollte die Auszeichnung in diesem Jahr an Journalistenverbände wie das Committee to Protect Journalists (CPJ) und Reporters Without Borders gehen, die sich für unabhängigen Journalismus, Pressefreiheit und freie Rede einsetzen. Einer seiner Favoriten für den Friedensnobelpreis 2020 ist auch Can Dündar, ehemaliger Chefredakteur der türkischen Zeitung Cumhuriyet, der in der Türkei verhaftet wurde, heute in Deutschland lebt und unter anderem für DIE ZEIT schreibt.

 „Sign the #PressFreedomPact“ steht auf einem Fähnchen.Reporter ohne Grenzen fordern mit der Aktion mehr Pressefreiheit im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahl am 3. November.
„Sign the #PressFreedomPact“ steht auf einem Fähnchen. Reporter ohne Grenzen fordern mit der Aktion mehr Pressefreiheit im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahl am 3. November. © Annette Riedl

Ein weiterer Tipp Urdals für den Friedensnobelpreis 2020 sind Friedensaktivist*innen im Sudan, darunter Alaa Salah, eine Demokratie-Aktivistin, die sich für Frauenrechte im Sudan einsetzt.

Alaa Salah ist eine sudanesische Demokratie-Aktivistin, die sich für Frauenrechte im Sudan einsetzt.
Alaa Salah ist eine sudanesische Demokratie-Aktivistin, die sich für Frauenrechte im Sudan einsetzt. © dpa

Zudem zählt Alexej Nawalny zu den Favoriten von Henrik Urdal für den Friedensnobelpreis 2020. Die Nominierungen mussten bis Ende Januar 2020 eingereicht werden, weshalb Aktivistinnen aus Belarus wie Swetlana Tichanowskaja sehr wahrscheinlich die Auszeichnung dieses Jahr nicht erhalten können.

Friedensnobelpreis 2020: Eine der renommiertesten Auszeichnungen der Welt

Gemäß des Testamentes des Stiftungsinitiators Alfred Nobel, ein schwedischer Chemiker und Erfinder des Dynamites, soll diejenige oder derjenige den Friedensnobelpreis erhalten, die oder der „am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt hat.“ Der Friedensnobelpreis wird traditionell - anders als die anderen Nobelpreise - in Oslo statt in Stockholm überreicht. Die fünfköpfige Jury für den Friedensnobelpreis - das norwegische Nobelpreiskomitee - wird vom norwegischen Parlament ernannt. Im vergangenen Jahr erhielt der Ministerpräsident von Äthiopien Abiy Ahmed den Friedensnobelpreis 2019 für seine Bemühungen um Frieden im Grenzkonflikt zwischen Äthiopien und Eritrea.

Alexej Nawalny zählt zu den Favoriten für den Friedensnobelpreis 2020.
Alexej Nawalny zählt zu den Favoriten für den Friedensnobelpreis 2020. © Andrew Lubimov

Das sind die Friedensnobelpreisträger*innen seit 2014:

2019Abiy Ahmed (Äthipien)
2018Denis Mukwege (Kongo), Nadia Murad (Irak)
2017Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (Schweiz)
2016Juan Manuel Santos (Kolumbien)
2015Quartet du dialogue national (Tunesien)
2014Kailash Satyarthi (Indien), Malala Yousafzai (Pakistan)

Die renommierte Auszeichnung ist trotzdem nicht unumstritten: So wurde die Vergabe des Friedensnobelpreises an die Europäische Union und an den ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama vielfach kritisiert. Unter den Preisträger*innen des Friedensnobelpreises sind seit 1901 nur 17 Frauen, aber 90 Männer.

Der Friedensnobelpreis ist mit zehn Millionen schwedischen Kronen (950 000 Euro) dotiert und soll dieses Jahr aufgrund der Corona-Pandemie digital in Oslo verliehen werden. Die Verleihung findet traditionell am 10. Dezember, am Todestag Alfred Nobels, statt. (Von Delia Friess)

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