1. az-online.de
  2. Niedersachsen

Streptokokken-Welle rollt durch Niedersachsen: Vor allem die Kleinsten betroffen

Erstellt:

Von: Fabian Raddatz

Kommentare

Eine Streptokokken-Welle hat Niedersachsen erfasst. Aus den Gesundheitsbehörden dringen alarmierende Zahlen: Immer mehr Kinder werden krank.

Diepholz – In ganz Niedersachsen und in Bremen kommt es seit Anfang März 2023 vermehrt zu Infekten durch Streptokokken. Die Bakterien können unter anderem Scharlach auslösen, wovon besonders Kinder betroffen sind. Bereits das Robert-Koch-Institut warnte vor einem „ungewöhnlich steilen“ Anstieg der Streptokokken-Fälle in Deutschland für das vierte Quartal 2022.

Ein Kind wird beim Arzt auf Scharlach untersucht.
Kinder sind von Scharlach-Infektionen besonders schwer betroffen. © Christin Klose/dpa

Die Infektionswelle hat aber auch Niedersachsen fest im Griff: Da sich neben den Scharlach-Fällen auch die Erkrankungen durch Erkältung, „Magen-Darm“ häufen, geraten in dem Bundesland derzeit Kitas in Not. Auch aus den Gesundheitsämtern der Landkreise dringen stark gestiegene Infektionszahlen hervor.

Streptokokken-Infektionen: So ist die Situation in Niedersachsen

So bestätigt Barbara Adolf, Ärztin beim Gesundheitsamt im Landkreises Verden, dass sich die Anzahl der meldepflichtigen Fälle im Vergleich zum Vorjahr bereits jetzt schon mehr als verdreifacht hat. „Im ersten Quartal 2023 haben das Gesundheitsamt des Landkreises Verden im Vergleich zu den Vorjahren – bis einschließlich 2019 – deutlich mehr Meldungen von Streptokokken erreicht“, so Barbara Adolf.

Da es sich bei den Zahlen nur um die meldepflichtigen Infektions-Fälle handelt, die in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kitas auftreten, dürfte die tatsächliche Anzahl von Streptokokken-Fällen – nicht nur in Niedersachsen – weitaus höher liegen.

Im Landkreis Diepholz hat das Gesundheitsamt ebenfalls einen Anstieg der Fälle festgestellt: „Aus den Gemeinschaftseinrichtungen im Landkreis Diepholz sind in den letzten Monaten mehr Scharlach-Fälle an uns gemeldet worden als in den Wintermonaten der Jahre zuvor“, so Katrin Häuser gegenüber kreiszeitung.de.

Immer mehr Kinder krank: Streptokokken-Welle erfasst Niedersachsen – daran könnte es liegen

Einen Erklärungsansatz für die derzeitige Streptokokken-Welle liefert Ärztin Barbara Adolf gleich mit: „Ganz offensichtlich haben die strengen Infektionsschutzmaßnahmen während der Pandemie für einen deutlichen Rückgang aller übertragbaren Erkrankungen gesorgt.“

So konnten sich leichter bakterielle Infektionen entwickeln

Ärztin Barbara Adolf über den geringeren Immunschutz der Kinder durch den Wegfall der Corona-Schutzmaßnahmen

Die Rücknahme der Beschränkungen habe dann zu einem erkennbaren Anstieg der Infektionen geführt – die in dieser Jahreszeit allerdings absolut typisch wären. Die Expertin führt die Welle auch auf einen geschwächten Immunschutz der Kinder zurück: „So konnten sich leichter bakterielle Infektionen entwickeln.“

Was ist eigentlich Scharlach und wie äußert sich eine Streptokokken-Infektion?

Bei einer Streptokokken-Infektion kann es zur Ausbildung verschiedener Krankheitsbilder kommen. Zu den wichtigsten gehören unter anderem auch Scharlach. Zu Beginn der Erkrankung können Übelkeit, Erbrechen, Schüttelfrost, hohes Fieber und Halsschmerzen auftreten. Das Gesicht ist meistens gerötet, auch entwickelt sich mitunter ein feinfleckiger Ausschlag – meist am Brustkorb.

Zudem kann es zu Racheninfektionen mit plötzlichen Halsschmerzen, hohem Fieber und Schüttelfrost kommen. Und auch Hautinfektionen sind typisch bei einer Streptokokken-Erkrankung. Ein juckender roter Ausschlag mit flüssigkeitsgefüllten Blasen im Gesicht, an den Armen und an den Beinen kann auftreten.

Streptokokken-Welle rollt durch Niedersachsen: Das können Eltern betroffener Kinder tun

Wenn das eigene Kind erkrankt ist, sollte es am besten isoliert werden. So kann eine Ansteckung verhindert werden. Außerdem hilft ein Antibiotikum. Wenn Streptokokken im Blut nachgewiesen werden, hilft zudem Penicillin. In jedem Falle wird geraten, das Kind im Krankheitsfall zu einem Arzt zu bringen und es untersuchen zu lassen.

Das derzeitige Ansteckungs-Problem in Niedersachsen werde zudem verschärft, wenn Eltern ihre Sprösslinge in die Kita schicken, obwohl die Kleinen krank sind.

Auch interessant

Kommentare