Regenbogen-Parkplätze eingeweiht: Mehr Sicherheit für queere Menschen
Regenbogen-Parkplätze im Sinne der Vielfalt, für mehr Sicherheit und gegen Hass, solche gibt es nun erstmalig in Deutschland.
Die ersten Regenbogen-Parkplätze Deutschlands sind eröffnet: Rund um die Uhr kameraüberwacht, die Wand in Regenbogenfarben bemalt und für alle gemacht: Drei Stellplätze in der Tiefgarage „Am Markt“ im hessischen Hanau stehen ab sofort im Zeichen von Vielfalt, Toleranz und gegen Hass.
Stadt | Hanau |
Einwohner | 93.382 |
Fläche | 76,49 km² |
Bundesland | Hessen |
Sie dienen Menschen mit einem „besonderen Bedarf nach Schutz und Sicherheit im öffentlichen Raum“, erklärt Stadtrat Thomas Morlock, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Hanauer Parkhaus-Gesellschaft ist: „Wir wollen damit ein deutliches Zeichen für Toleranz und Weltoffenheit setzen“, so Morlock.
Regenbogen-Parkplätze gegen Homophobie: LSBTIQ*-Gemeinschaft feiert Idee
Silas Kropf und Paul Kühle, Vorstände vom Christopher Street Day Hanau e.V., sind von der Idee begeistert. Sie danken der Hanauer Parkhaus-Gesellschaft für eine „gute Idee für mehr Offenheit und Sicherheit“ der LSBTIQ*-Community. Zwar sei man sich darüber bewusst, dass Parkplätze nicht die Lösung von gesellschaftlichen Problemen seien könnte, es sei aber ein Symbol, mit dem gegen Homophobie sensibilisiert werden könne. Auch die Deutsche Bahn setzte bereits ein Zeichen gegen homophobische Kritik, genau wie die Lufthansa Maßnahmen gegen die Diskriminierung von queeren Menschen umgesetzt hatte.
- LSBTIQ* steht für Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Trans*, Inter*, Queer.
- Lesbisch: Lesbische Frauen fühlen sich zu Personen des gleichen Geschlechts hingezogen.
Schwul: Schwule Männer fühlen sich zu Personen des gleichen Geschlechts hingezogen. - Bisexuell: Bisexuelle Menschen fühlen sich zum gleichen sowie zum gegensätzlichen Geschlecht hingezogen.
- Trans*: Bei transgeschlechtlichen Menschen entspricht die geschlechtliche Zugehörigkeit nicht dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.
- Inter*: Bei intergeschlechtlichen Menschen entsprechen die körperlichen Geschlechtsmerkmale nicht den medizinisch etablierten ausschließlich weiblichen oder männlichen Erscheinungsformen.
- Queer: Der Begriff queer wird heute oft verwendet, um insgesamt von nicht-heterosexuellen und nicht-cisgeschlechtlichen Menschen zu sprechen.
- Cis: Cis-geschlechtliche Menschen identifizieren sich mit dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.
- Gender*divers: Gender*diverse Menschen ordnen sich keinem der zwei Geschlechter zu, verorten sich „zwischen“ den Geschlechtern oder sind einem weiteren, z.B. einem dritten Geschlecht zugehörig.
- Binär: Binär steht für „zweiteilig“ und reduziert nur auf die zwei Geschlechter männlich und weiblich.
Denn die Gesellschaft ist leider noch lange nicht so weit, dass sich queere Menschen jederzeit wohl und sicher fühlen können – ein Problem, dass sich durch alle Gesellschaftsschichten zieht. Daher trauen sich beispielsweise viele queere Personen oftmals erst nach ihrem Schulabschluss, zu ihrer sexuellen Identität zu stehen. Währenddessen finden geschlechterlose Toiletten an Schulen immer mehr an Zustimmung, auch wenn es noch viele schwere Probleme gibt, die Gesellschaft wandelt sich.
„Hanau ist vielfältig und bunt“, heißt es vom CSD Hanau, deshalb sei es die richtige Entscheidung gewesen, Vielfalt-Parkplätze in der Stadt zu errichten. Insgesamt sind nun drei von 185 Parkplätzen zu Regenbogen-Parkplätzen umgewandelt worden. Für diesen Schritt hagelte es auf Social Media jedoch auch menschenverachtende Kommentare und Unverständnis für die drei Parklücken.
Trotz Regenbogenfarben an der Wand: Jeder darf die Vielfalt-Parkplätze nutzen
Doch CSD Hanau und die Hanauer Parkhaus-Gesellschaft lassen sich davon nicht unterkriegen. CSD Hanau stellte sich Kritikern der Aktion auf Facebook und schreibt: „Es geht, entgegen der Annahme vieler Kommentator*innen in Social Media, eben NICHT darum, dass bestimmte Kriterien erfüllt sein müssen, um diese Parkplätze nutzen zu dürfen“. Auch Autohersteller Ford hatte bereits kreativ auf homophobische Kommentare reagiert und extra ein neues Auto in Regenbogenfarben erstellt.

Alle Personen, die auf diese Art und Weise Position gegen Hass und Ausgrenzung beziehen wollten, könnten ihr Auto dort abstellen, schreibt CSD Hanau. Der Parkplatz sei auch für Personen, die ein besonderes Bedürfnis nach Schutz und Sicherheit im öffentlichen Raum verspüren würden: „Und wer dort nicht parken will, der parkt dort eben nicht“, heißt es in der Stellungnahme.
Nach ersten Regenbogen-Parkplätzen: Parkhaus-Gesellschaft kündigt weitere Stellplätze an
Und auch die Hanauer Parkhaus-Gesellschaft reagiert. Mit Infoschildern an den Parklücken drücken sie ihre Überzeugung für Toleranz und gegen Hass aus. Und mit den drei Stellplätzen ist noch lange nicht Schluss. „Wo es technisch umsetzbar ist, werden Stellplätze für alle Teile der Bevölkerung, für Autofahrerinnen und Autofahrer komfortabel und kameraüberwacht eingerichtet“, heißt es von der Parkhaus-Gesellschaft. * kreiszeitung.de und 24hamburg.de sind Angebot von IPPEN.MEDIA.