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Niedersachsen: Sporthallen stehen teils als Flüchtlingsunterkunft leer

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Von: Andree Wächter

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Erst waren Sporthallen wegen Corona geschlossen, nun sind einige als Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert. Niedersachsen will Abhilfe schaffen.

Dörverden – Die Lage in Niedersachsen ist aufgrund des Ukraine-Kriegs verzwickt. Wenn viele Flüchtlinge kommen, brauchen Kommunen schnell eine Unterkunft – gerade im Winter. Also müssen Unterkünfte vorgehalten werden. Jeder Landkreis und jede Kommune löst diese Herausforderung anders. In Dörverden (Landkreis Verden) ist seit Wochen die örtliche Sporthalle für 96 Personen hergerichtet. Allerdings ist dort keine einzige Person untergebracht. Dies bestätigte Landkreis-Pressesprecher Ulf Neumann auf Nachfrage von kreiszeitung.de.

Sporthallen als Flüchtlingsunterkunft in Niedersachsen herzustellen dauert 14 Tage

Laut Ulf Neumann will der Landkreis Verden die Halle bis mindestens Februar vorhalten. Denn es wird damit gerechnet, dass die Flüchtlingszahlen wieder zunehmen. Gerade bei Männern und Frauen aus der Ukraine hängt viel vom Kriegsverlauf und vom Wetter ab, ob sie kommen oder nicht. Sollte sich im Frühjahr eine Entspannung abzeichnen, würde die Sporthalle zeitnah dem Schul- und Vereinsport zurückgegeben. Nach NDR-Recherchen sind in der ersten Januar-Woche gut 750 Asylsuchende und 200 Ukrainer nach Niedersachsen gekommen. Zum Vergleich: 2022 wurden in Deutschland mehr als 217.000 Asylanträge gestellt.

Der Raum für Flüchtlinge wird in Niedersachsen und Bremen knapp.
Der Raum für Flüchtlinge wird in Niedersachsen und Bremen knapp. Kommunen greifen auf Sporthallen zurück. © Julian Weber/dpa

Dass die Sporthalle in Dörverden zwar hergerichtet ist, aber niemand untergebracht ist, hat mehrere Gründe. Aktuell bekommt Niedersachsen weniger Flüchtlinge zugewiesen. Sollte sich dies ändern, müssten schnell Unterkünfte bereitgestellt werden. Laut Neumann dauert das Einrichten einer Turnhalle rund 14 Tage. Eindeutig zu lange, wenn mit nur wenigen Stunden Vorlauf ein oder zwei volle Busse angekündigt werden. Neben Dörverden befindet sich im Landkreis Verden noch eine weitere Turnhalle im Vorlauf. Laut Ulf Neumann würde der Landkreis auch andere Gebäude als Flüchtlingsunterkunft nehmen, sofern sie funktionieren.

Flüchtlingsunterkünfte: Niedersachsen die Kapazitäten der Erstaufnahmeeinrichtungen erhöht

Um den Kommunen im Land mehr Vorlaufzeit zu geben, hat Niedersachsen die Kapazitäten der Erstaufnahmeeinrichtungen erhöht. „Bis Ende des vergangenen Jahres haben wir die Aufnahmekapazitäten auf 15.000 Plätze nahezu verdreifacht. Bis Mitte 2023 wollen wir die Aufnahmekapazität noch einmal auf insgesamt 20.000 Unterbringungsplätze erweitern. Die Kommunen haben so einen entsprechenden Zeitpuffer, bevor sie die Menschen nach der Erstaufnahme bei sich aufnehmen müssen“, sagte Innenminister Boris Pistorius (SPD) zum Jahresbeginn.

Und weiter sagte Pistorius: „Durch die Erweiterung der Kapazitäten zur Erstaufnahme von Flüchtlingen wollen wir als Land unseren Beitrag leisten, damit die Kommunen nicht aufgrund sehr kurzfristiger Verteilungen selbst auf Notunterkünfte wie etwa Sporthallen zurückgreifen müssen.“ Der Zweck dieser Unterkünfte ist es vorrangig, Flüchtende zunächst kurzfristig aufzunehmen. Da es sich um Notunterkünfte handelt, ist ein längerer Aufenthalt nicht vorgesehen.

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