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MV-Werften: Disney kauft Kreuzfahrtschiff zum Schnäppchen-Preis

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Von: Andree Wächter

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Micky Maus, Disney+ und Disney-Land: Der Konzern stockt nun seine Kreuzfahrtflotte auf. Disney kauft die „Global Dream“, Kosten: nur 40 Millionen Euro.

Update vom 30. November 2022, 9:00 Uhr: Wismar – Sollten die Medien Stern und Capital recht behalten, dann hat Disney das als größtes Kreuzfahrtschiff der Welt geplante „Global Dream“ zum Schnäppchen-Preis bekommen. Nach ihren Recherchen soll Disney für das Kreuzfahrtschiff „nur“ 40 Millionen Euro bezahlen müssen. Zum Vergleich: Der ursprüngliche Preis der „Global Dream“ lag bei 1,8 Milliarden Euro. Der komplette Neubau der Aida Nova soll 800 Millionen Euro gekostet haben.

Mit dem Schnäppchen von 40 Millionen Euro könnte auf das Land Mecklenburg-Vorpommern auf Kosten für eine Bürgschaft sitzenbleiben. „Der mögliche Landesschaden liegt in einem nennenswerten dreistelligen Millionenbetrag“, hieß aus dem Landeswirtschaftsministerium. Allerdings sind noch nicht alle Details geklärt, sodass sich die Summe noch verringern könnte, hieß es kryptisch weiter. Bis jetzt hat das Land Mecklenburg-Vorpommern in den Werftenverbund 301 Millionen Euro investiert. Der Bund gab weitere 193 Millionen Euro aus einem Wirtschaftsstabilisierungsfonds. Hinzu kamen 107 Millionen aus Brückenfinanzierungen und einer stillen Beteiligung. Bislang wurden von den MV-Werften keinerlei Rückzahlungen geleistet.

MV-Werften: Disney-Konzern neuer Besitzer des Kreuzfahrtschiffs „Global Dream“

Erstmeldung vom 17. November: Wismar – Hoffnung am Werft-Standort Wismar. Die als größtes Kreuzfahrtschiff der Welt geplante „Global Dream“ hat nun doch einen neuen Besitzer: den Disney-Konzern. Damit bestätigten sich Gerüchte, die zuletzt aufkamen. Mit dem Kauf will der Filmproduzent seine Flotte erweitern. Das teilte der US-Unterhaltungsriese in einem Blogeintrag mit. Über den Kaufpreis wurde nichts bekannt. Über die hauseigene Reederei Disney Cruise Line ist Disney auch in der Kreuzfahrtbranche aktiv.

Von Experten der Meyer Werft will Disney Cruise Line am MV-Werften-Standort Wismar die „Global Dream“ fertig bauen lassen. Ein Kaufpreis wurde am Mittwoch, 16. November 2022, nicht genannt. Noch unklar sind das Datum der offiziellen Fertigstellung, wo das Kreuzfahrtschiff fahren soll und der Name. Laut der Seite Cruisetricks soll das Kreuzfahrtschiff 2025 in See stechen. Auch soll der Basishafen außerhalb der USA liegen.

Disney kauft großes Kreuzfahrtschiff „Global Dream“ – Bau am MV-Werften Standort Wismar geplant

Auf dem Kreuzfahrtriesen, der auch unter dem Namen „Global One“ bekannt war, sollten ursprünglich rund 9.500 Menschen Platz finden. Es sollte damit das nach Passagierzahlen weltgrößte Schiff werden. Ein Titel, der sonst mit dem Kreuzfahrtschiff „Icon of the Seas“ und ihren acht Stadtteilen verbunden wird. Disney plant nun mit einer Kapazität von rund 6.000 Passagieren bei etwa 2.300 Besatzungsmitgliedern. Damit hat das Kreuzfahrtschiff knapp 1.000 Betten weniger als das Mega-Kreuzfahrtschiff „Wonder of the seas“.

Zum Hintergrund: Das zu 75 Prozent fertiggestellte Schiff war vom früheren MV-Werften-Eigner – dem chinesischen Kreuzfahrt-Konzern Genting Honkong – ursprünglich für den asiatischen Markt bestimmt gewesen. In der Pandemie gingen jedoch zunächst die MV-Werften und später auch der Mutterkonzern insolvent. Betroffen war auch die Lloyd-Werft.

„Global One“
Das im Bau befindlichen Kreuzfahrtschiff „Global Dream“ (auch als „Global One“ bekannt) liegt im Baudock der ehemaligen MV-Werft. Disney lässt es nun fertigstellen. © Jens Büttner/dpa/Archivbild

Laut dem internationalen Kreuzfahrt-Verband Cruise Lines International Association (CLIA) sind die Gästezahlen zwischen 2019 und 2020 weltweit um 81 Prozent eingebrochen. Doch die Erholung ist bereits in vollem Gange: Wie der Verband Ende September 2022 auf Basis einer Marktanalyse mitteilte, habe die Nachfrage das Niveau von 2019 wieder übertroffen. Bereits im April gab CLIA-Präsidentin Kelly Craighead die Prognose aus, dass die Gästezahlen bis Ende 2023 das Vorkrisen-Niveau übertreffen werden.

Große Chance für Papenburger Meyer Werft durch Bauauftrag von Disney

Doch zurück nach Wismar. Der Verkauf des Kreuzfahrtriesen hat für den Schiffbau-Standort Mecklenburg-Vorpommern eine große Bedeutung. Nach der Insolvenz der MV-Werften-Gruppe im Januar 2022 befinden sich 900 ehemalige Werft-Beschäftigte weiter in einer Transfergesellschaft. Diese wurde zuletzt bis Ende November verlängert. Jetzt bietet sich mit dem geplanten Fertigbau durch die Papenburger Meyer Werft am Standort Wismar eine mittelfristige Perspektive.

Der Insolvenzverwalter der MV-Werften, Christoph Morgen, hat früheren Aussagen zufolge das Werftgelände in Wismar bis Ende 2023 vom U-Boot-Bauer Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) – dem neuen Eigner – zurück gemietet. Morgen hat zudem mit dem Unternehmen vereinbart, dass die „Global Dream“ im Folgejahr am Ausrüstungskai zwischengeparkt werden kann.

Enge Partnerschaft bei Kreuzfahrtschiffen: Meyer Werft Papenburg und Disney Cruise Line arbeiten zusammen

Disney Cruise Line und die Meyer Werft arbeiten seit vielen Jahren zusammen. Die Meyer Werft hat für Disney bereits drei Kreuzfahrtschiffe gebaut: die Disney Dream (2011), Disney Fantasy (2012) und Disney Wish (2022). Zwei Schwesterschiffe der Disney Wish sollen 2024 (Disney Treasure) und 2025 (noch ohne Namen) folgen. Bevor die Meyer Werft in Papenburg die Aufträge bekam, baute Fincanteri in Italien die beiden ersten Schiffe, die Disney Magic und Disney Wonder.

Die Ursprünge von Disney Cruise Line liegen in der Mitte der 1990er-Jahre. 1995 stieg Disney in das Kreuzfahrtgeschäft ein. Damals wollte die Walt Disney Company ihr Ferienpaket ausbauen. Zu der Walt Disney Company gehören auch die bekannten Freizeitparks und Resorts.

Disney wurde vor knapp 100 Jahren, nämlich 1923, von den Brüdern Walt und Roy Disney gegründet. Nach bescheidenen Anfängen in einem Vorort von Los Angeles ist das Unternehmen heute ein riesiges Medien- und Unternehmensimperium. Mittlerweile ist es deutlich mehr als nur Micky Maus, Bambi und das Disneyland. Neben zahlreichen Film-Studios gehören auch TV-Sender und der Streamingdienste Disney+ zum Unternehmen.

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