„Meine Damen und Herren“: Zugdurchsage löst hitzige Debatte aus
Mit dieser Reaktion auf seine Fahrgastbegrüßung hat ein Schaffner nicht gerechnet. Auf Twitter entbrennt eine Diskussion über Diskriminierung und Gender-Sprache.
Gendern, ja oder nein? Eine Debatte, die aktuell Politiker, Wissenschaftler und queere Menschen gleichermaßen beschäftigt. Während sich bei der Diskussion um die Einführung einer gendergerechten Sprache ideologisches mit inhaltlichem vermischt, heizt eine Fahrgastbegrüßung in einem britischen Zug die Debatte um eine korrekte (An-)Sprache nun abermals an.
Britische Eisenbahngesellschaft: | London North Eastern Railway (LNER) |
Hauptstandort: | London, Vereinigtes Königreich |
Gründung: | 2003 |
Britischer Schaffner verärgert Fahrgast: diskrimierende Durchsage in London North Eastern Railway
„Guten Tag, meine Damen und Herren, Jungs und Mädchen.“ Mit diesen Worten begrüßte ein Schaffner der London North Eastern Railway (LNER) seine Zugfahrgäste – nichtsahnend, dass er damit eine hitzige Debatte über die Exklusion von Genderidentitäten lostritt. Eine Debatte, die In Deutschland nicht zuletzt von einigen Stars öffentlich angeheizt wird: H.P. Baxxters Statement „Ich finde Gendern zum Kotzen“ sorgte für große Furore und auch Elke Heidenreich schießt gegen Gender-Sprache.
Nicht-binärer Fahrgast fühlt sich durch die Zug-Durchsage ausgeschlossen
Denn unter den Zugpassagieren befand sich ein nicht-binärer Fahrgast: Ein Mensch, der sich weder als männlich noch als weiblich, sondern als divers identifiziert. Auf Twitter ließ er seiner Wut auf die Zuggesellschaft freien Lauf: „Guten Tag meine Damen und Herren, Jungs und Mädchen...‘ also als nicht-binäre Person trifft diese Ansage eigentlich nicht auf mich zu, also werde ich nicht zuhören @LNER.“ Und auch ein anderer Fahrgast, der ebenfalls in selbigen Zug saß, beschwerte sich: „Ich saß mit Laurence zusammen, als dieser Tweet gesendet wurde. Wir sind beide nicht-binär und wir waren beide alarmiert und fühlten uns unwohl wegen des Mangels an Inklusion.“

Eine Antwort der London North Eastern Railway (LNER) ließ nicht lange auf sich warten. Auf Twitter entschuldigte sich die Zuggesellschaft prompt bei ihrem nicht-binären Fahrgast: „Es tut mir wirklich leid, das zu hören, Laurence, unsere Zugführer sollten so eine Sprache nicht verwenden, und ich danke Ihnen, dass Sie mich darauf aufmerksam gemacht haben. Könnten Sie mir bitte mitteilen, welchen Dienst Sie genutzt haben und ich werde sicherstellen, dass dieser so inklusiv bleibt, wie wir es bei LNER anstreben.“
Nach nicht-binäre Zugdurchsage: Hitzige Debatte auf Twitter um gendergerechte Sprache in Unternehmen
Doch anstatt die Diskussion über die Exklusion von Genderidentitäten so endgültig aus der Welt zu räumen, heizte eben diese Entschuldigung die Twitter-Meute an, um sich über die Sprache in Unternehmen auszulassen.
Vor allem Mark Jenkinson, der konservative Abgeordnete für die britische Stadt Workington stellte die Frage in den Raum, welche Begrüßung man stattdessen hätte nutzen können beziehungsweise in Zukunft nutzen solle. Eine Frage, die der Autokonzern VW mit der Einführung einer gendergerechten Sprache bereits für sich beantworten konnte, auch wenn ein Mitarbeiter Klage gegen die neue Gender-Sprache eingelegt hat.
Besonders heikel an dieser Geschichte: Beide Tweets wurden von Angestellten einer Zuggesellschaft geschrieben. Für die Twitter-Gemeinschaft Grund genug, um der Hetzjagd auf der sozialen Plattform ein neues Gesicht zu geben: „Beide ARBEITEN für das Bahnsystem... aber sie ‚wollen‘ nicht auf Zugdurchsagen hören, die nicht für sie ‚gelten‘? Dies ist keine ‚Kundenbeschwerde‘ von einem Mitglied der Öffentlichkeit – es sind zwei Transportmitarbeiter, die ihre eigene Agenda durchsetzen.“
Nach Gender-Shitstorm auf Twitter: Zuggesellschaft strebt nach mehr Inklusivität
Trotz massivem Shitstorm hält die London North Eastern Railway an ihrem Bestreben nach mehr Inklusivität fest und betonte: „Wir verbiegen uns nicht, um einer bestimmten Person entgegenzukommen, sondern wir tun unser Bestes, um jeder Person entgegenzukommen. Das ist der Unterschied.“ Ein Vorhaben, das auch Niedersachsen mit der ersten Vertrauenslehrerin für queere Schülerinnen oder Schüler verfolgt. In Hamburg möchte die Senatorin Fegebank sogar Gender-Sprache in allen Hamburger Behörden einführen. Ganz im Gegensatz zum Hamburger CDU-Chef: Der will Gendern per Gesetz verbieten.
Man wolle „unsere Teams an Bord ermutigen, alle Kunden an Bord willkommen zu heißen“. Dazu werden man die derzeit geltenden Richtlinien überprüfen, heißt es nun vom betroffenen Zug-Unternehmen. * 24hamburg.de und kreiszeitung.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.