Carsharing statt (Firmen-) Auto: Günstiger und umweltbewusst mobil
Carsharing wird immer beliebter. Neben den großen Anbietern gibt es auch kleine, lokale Lösungen. Problem: Wer viel unterwegs ist, braucht viele Apps.
Bremen/Hannover/Hamburg – Corona hat den Trend zu Homeoffice und Videocalls beschleunigt. Daraus ergeben sich langfristig betriebswirtschaftliche Änderungen, denn ein großer Fuhrpark ist für Firmen nicht mehr zwingend notwendig. Auch im Kleinen hat ein Umdenken stattgefunden. Brauche ich noch ein eigenes Auto? Die Antwort lautet immer häufiger „nein“. Stattdessen setzen Firmen und Privatpersonen in Niedersachsen, Bremen und Hamburg auf einen Dienst wie Carsharing von Cambio oder Sixt. Und dies nicht nur aus Umweltgründen.
Carsharing in der Nähe: In Bremen setzt die Sparkasse beim Carsharing auf Cambio statt auf Firmenwagen
Der Nord-Bremer Ulf Buschmann nutzt seit Dezember 2021 den Carsharing-Dienst Cambio. „Bis jetzt habe ich nur gute Erfahrungen gemacht“, sagt er kreiszeitung.de. Dazu hat es sein Portmonee entlastet. „Ich zahle zwischen 120 und 200 Euro pro Monat.“ Dazu kommt noch eine jährliche Pauschale für eine Kaskoversicherung. Dies ist deutlich günstiger im Vergleich zu einem eigenen Auto mit Verschleiß und Reparatur. Verstärkt wird dieser Effekt noch, wenn man ein älteres Auto fährt. „In Kombination mit einem ÖPNV-Ticket ist Carsharing eine gute Alternative“, so Buschmann.

Ebenfalls auf den Carsharing-Anbieter Cambio setzt die Sparkasse Bremen. Allerdings hatten sie laut dem Weser Kurier bereits 2017 angefangen, auf Carsharing zu setzen. „Wir konnten so schon vor Corona unsere jährlichen Mobilitätskosten um etwa 60 Prozent senken und uns umweltfreundlicher fortbewegen, weil die Cambio-Fahrzeuge niedriger motorisiert sind als unsere Flotte“, sagte Michael Hilbers, Senior Spezialist Einkauf bei der Sparkasse Bremen. „Seit der Pandemie gibt es natürlich deutlich weniger betriebliche Fahrgelegenheiten, allerdings liegt in diesem Jahr die Nachfrage schon wieder bei etwa der Hälfte im Vergleich zum ersten Quartal 2020.“
Carsharing in Hamburg, Bremen und Niedersachsen: Anbieter wollen E-Auto-Anteil auf 80 Prozent steigern
Wie sieht es im Bremer Umland und in Hamburg aus? Die Stadt Hamburg, die Hamburger Hochbahn und vier Carsharing-Anbieter haben eine strategische Partnerschaft für mehr Klimaschutz vereinbart. Darin verpflichten sich die vier Anbieter Miles, Share now, Sixt und Weshare bis zum 1. Januar 2024 den Anteil von E-Fahrzeugen (E-Quote) in ihrer Hamburger Carsharing-Flotte auf mindestens 80 Prozent zu erhöhen.
Was ist Carsharing?
Beim Carsharing – zu Deutsch „Autoteilen“ – besitzt man das Auto nicht selbst, sondern teilt es sich mit Anderen. Halter des Autos ist in der Regel der Carsharing-Anbieter. Kunden schließen mit dem Anbieter bei der Anmeldung einen Rahmenvertrag. Danach können sie alle Fahrzeuge des Anbieters rund um die Uhr selbstständig buchen.
Die Buchung erfolgt über die Internet-Seite, Handy-App oder Telefonzentrale des Anbieters. Geöffnet wird das Fahrzeug mit einer Chipkarte oder mit dem Handy. Der Autoschlüssel befindet sich im Fahrzeug. Manche Anbieter verwenden auch sogenannte Schlüsseltresore, die dann direkt neben dem Fahrzeug stehen. Quelle: Bundesverband Carsharing
Die Stadt Hamburg und die Hamburger Hochbahn verpflichten sich gleichzeitig dazu, die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Abgesehen vom Vermieter Weshare, der nur Elektroautos hat, fahren noch viele Carsharing-Autos mit Verbrenner-Motoren durch die Stadt. Die E-Auto-Quoten der übrigen Anbieter liegen zwischen 30 und 50 Prozent.
Carsharing in der Nähe: Angebot in Visselhövede wird kaum genutzt
Dass Carsharing in Städten und Ballungsgebieten gut funktioniert, dürfte klar sein. Ein gut getakteter ÖPNV ist das Verbindungsglied, dass Carsharing in der Nähe zum Erfolg werden lässt. Auf dem Land gibt es auch unterschiedliche Carsharing-Angebote. Die Erfolge sind dort sehr unterschiedlich.
In Visselhövede (Landkreis Rotenburg) wird das Carsharing kaum genutzt. Seit April 2021 halten die Stadtwerke Rotenburg ein Carsharing-Angebot in Visselhövede vor. Es lohnt sich allerdings kaum, nur vier Buchungen monatlich gibt es im Schnitt. Als ein Grund wird angegeben, dass das Auto immer exakt an der Stelle wieder geparkt werden muss, an der es abgeholt wurde.
Im April 2022 startete Cambio den Carsharingdienst mit vier E-Autos in Verden/Aller (Landkreis Verden). Es ist das erst mal, dass Cambio ausschließlich auf E-Autos setzt. Daher ist das Projekt auch befristet. Drei Jahre geben sich die Initiatoren von Stadt und Landkreis Verden, der Verden-Walsroder Eisenbahn, der Klimaschutzagentur „kleVer“ und den Stadtwerken Verden Zeit, ihre Schlüsse zu ziehen. Das Ziel: Es soll ein Konzept entstehen, das auch auf andere Kommunen übertragbar sei.
Syke bietet seit April 2022 Carsharing in der Nähe an – Cambio seit April 2022 mit vier E-Autos in Verden
Ebenfalls seit April 2022 stehen zwei Autos zum Carsharing in Syke (Landkreis Diepholz) bereit. Als Anbieter fungiert das Unternehmen Lühmann aus Hoya (Landkreis Nienburg). Dort ist es seit 2018 aktiv und hat Carsharing in die Provinz gebracht. Zum Unternehmen Lühmann gehören auch die Classic-Tankstellen.
Jüngstes Kind auf dem Markt der Carsharing-Angebote ist das in Bruchhausen-Vilsen (Landkreis Diepholz). Neben Bussen, Taxen und dem BruVi-Mobil soll das Carsharing die vierte Säule des öffentlichen Nahverkehrs sein. Seit Mitte Dezember steht das Auto neben dem Tourismus-Service am Bahnhof. Auch dieses Fahrzeug hat einen festen Platz und muss dorthin zurückkehren. Im Hintergrund läuft die Plattform von Ford-Carsharing. Wie bei allen anderen Angeboten auch ist die entsprechende App samt Registrierung erforderlich.