Leserbrief: „Ruck muss durch die Kirchen gehen“

IK-Leser Wolfgang Banse macht sich Gedanken zum Pfingstfest:
Das diesjährige Pfingstfest wird vor dem Hintergrund der Pandemie, der Affenpocken, des seit dem 24. Februar mitten in Europa grassierenden Krieges in der Ukraine, des Amoklaufes in Texas begangen. Pfingsten ist der Geburtstag der Kirche. Es fällt schwer, „Viel Glück und viel Segen ... Happy Birthday“ zu singen. Wie auch? Nicht jedem ist zum Singen zu Mute.
Was, wer ist eigentlich Kirche? Zum einen ist sie ein Bauwerk, bestehend aus Steinen, Beton, Mörtel. Zum anderen ist Kirche eine Institution, ein Apparat. Kirche ist die Gemeinschaft der Gläubigen. Seit 2000 Jahren gibt es die Kirche. In diesen 2000 Jahren hat sie viel erlebt, durchgemacht.
Die Zahl derer, die sich zur Kirche bekennen, wird kleiner. Hohe Austrittszahlen, dazu die Demographie. Kirchen- und Katholikentage, wie zuletzt in Stuttgart belegen es, was die geringe Teilnehmerzahl anbetrifft.
Glaube, Jesus, Gott, Maria – ein eindeutiges Ja. Ein eindeutiges Nein, was zumindest die beiden großen Amtskirchen in Deutschland, in Europa betrifft. Wachstum dagegen in Asien, Afrika. Das Christsein, so hat man den Eindruck, verdunstet in Deutschland, in Europa. Die Amtskirchen müssen sich radikal ändern, wenn sie nicht weiter Mitglieder verlieren wollen.
Kirche findet dort statt, wo gemeinsam Gottesdienst ohne Barrieren gefeiert wird, sei es in Kapellen, Kirchen, Häusern, Domen, Kathedralen. Vorhanden und sichtbar ist Kirche, so man gemeinsam am Laptop Online-Andachten und Gottesdienste feiert. Vorhanden und sichtbar ist dort Kirche, wo den Nachbarn ein kleines Präsent in Form der Aufmerksamkeit vor die Tür gestellt wird. Vorhanden und sichtbar ist Kirche, wenn Hilfsbedürftigen ganz praktikabel geholfen wird, sei es, was den Besuch eines Arztes betrifft, in Form der Begleitung zu Ämtern, beim Tragen von Einkaufstaschen. Vorhanden und sichtbar ist Kirche da, wo man sich am Telefon oder Smartphone trifft, ein offenes Ohr hat für den Mitmenschen.
Ein Ruck muss durch die Kirche/Kirchen gehen, was verlorene Aufrichtigkeit betrifft. Kirche des Jahres 2022 hat es in der Hand, das Ruder in die Hand zu nehmen, das bietet sich zum Pfingstfest an. Möge der Heilige Geist nicht nur zu Pfingsten die Kirchen beflügeln, sondern jeden Tag, Happy Birthday Kirche. Wolfgang Banse
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