Zu Gast war unter anderem die aus Wernigerode stammende Soziologin und Literaturwissenschaftlerin Katharina Warda, die über eigene Rassismuserfahrungen berichtete. „Ich war sieben, als ich von Nazis mit Steinen beworfen wurde. Ich bin um mein Leben gerannt.“ Die Angst sei für sie schon in früher Kindheit allgegenwärtig gewesen. Besonders schlimm habe sich dies in den Jahren unmittelbar nach der Wende angefühlt. Auch weil es keine nennenswerten zivilgesellschaftlichen Strukturen und Anlaufstellen für Opfer rechter Gewalt gegeben habe. Dies sei inzwischen anders. Diskriminierung und Ausgrenzung sei für viele aber nach wie vor Alltag.
Antje Arndt, Leiterin der mobilen Opferberatung für die Opfer rechter Gewalt, aufgewachsen in Halle-Neustadt, schilderte ebenfalls Anfeindungen durch Neonazis in ihrer Jugend. „Ich war Teil der Punk-Szene.“ Damit sei sie selbst auch potenzielles Opfer rechtsradikaler Schläger gewesen. Im Gegensatz zu Opfern rassistischer Gewalt, hätte sie sich der Gefahr theoretisch entziehen können, wenn sie sich beispielsweise unauffälliger gekleidet hätte.
Von Moderatorin Frauke Büttner gefragt, wie sie die Situation heute einschätze, sagte Arndt, dass die Gewalteskalation heute nicht mehr so stark an der Tagesordnung sei, wie in den 90er Jahren, dennoch müsse man wachsam sein. Rechte Gewalt könne jederzeit eskalieren, wie etwa bei dem Angriff eines Neonazis mit Ku-Klux-Klan-Haube auf Klimaschützer am Bahnhof in Seehausen (AZ berichtete). „Und wenn dann lokale Politiker das ganze eher noch befeuern, als sich schützend vor die jungen Leute zu stellen, kann es schnell zu weiteren Tagen kommen“, schildert sie ihren Eindruck der Vorkommnisse rund um die Waldbesetzung in Losse.