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Wittinger und Bromer Landwirte diskutieren über Wolf, rote Gebiete und PV

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Von: Burkhard Ohse

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Wittinger und Bromer Landwirte diskutieren über den Wolf, rote Gebiete und Photovoltaik
Den Landwirten machen viele neue Bestimmungen zu schaffen. © Ohse, Burkhard

Tülau/Wittingen – Viele aktuelle Themen brennen den Landwirten in der Region derzeit unter den Nägeln: Gifhorns Kreis-Landvolk-Geschäftsführer Klaus-Dieter Böse informierte bei der Versammlung der Bezirke Wittingen und Brome/Boldecker Land im Gasthaus Glupe in Tülau unter anderem über die Zukunft von Freiflächenphotovoltaik-Anlagen.

Die Planungshoheit dafür liege bei den Kommunen. Der Landkreis habe dazu drei Arbeitsgruppen gebildet, um den Kommunen eine Hilfestellung in Fragen der Standorte, der vertraglichen Gestaltung, hier dem Entwurf eines städtebaulichen Vertrags, an die Hand zu geben. „Wir hatten den Landkreis zum Handeln bewogen“, sagte Böse. Der Verband habe von Anfang an mitgearbeitet.

Zu schaffen macht den Landwirten auch im Landkreis die Ausweisung der sogenannten roten Gebiete, in denen ein erhöhter Stickstoffgehalt im Grundwasser nachgewiesen wird. Das betraf ursprünglich 60 Prozent der niedersächsischen Fläche. Dass es rote Messstellen auch in „grünen Gebieten“ gebe, sei von der EU bemängelt worden. Daher habe es eine neue Berechnungsmethode gegeben. Demnach sind weite Gebiete im Nordkreis und im östlichen Kreisgebiet nun rot.

Das Landvolk, so Böse, kritisiere aber, dass es sich hierbei ausschließlich um mathematische Modelle handele. Die Bodenart und die Fließrichtung würden nicht berücksichtigt. Diese beiden Faktoren sollen erst ab 2028 mit einbezogen werden. Dann werde das Verursacherprinzip stärker berücksichtigt. Bei Streitigkeiten bezüglich der roten Messstellen begleite der Landvolkverband die Landwirte durch die Erstellung der Gutachten und bei Verfahren vor Gerichten.

„Als Maßnahme seitens des Landes ist geplant, die Stickstoff-Düngung um 20 Prozent zu reduzieren“. Bezüglich der Wasserknappheit sollten sich die Landwirte überlegen, ob der Anbau bestimmter Feldfrüchte noch rentabel sei oder ob das Wasser noch ausreiche. Seit diesem Jahr gibt es auch weniger Geld für Natur pflegende Maßnahmen, kritisierte Gifhorns Landvolkvorsitzende Joachim Zeidler. Zudem belaste die Bürokratie noch stärker, die Landwirte müssten zunehmend Hilfe dafür in Anspruch nehmen. Für Milchviehhalter und Biogasanlagen-Betreiber gibt es ein weiteres Problem. Gedüngt werden darf nur, wenn auch im selben Jahr geerntet wird. Daher benötigten sie mehr Lagerraum für ihre Substrate.

Weitere Probleme sieht das Landvolk mit dem Wolf. Derzeit sind 50 Rudel in Niedersachsen heimisch. Das bedeutet etwa 500 Wölfe, sagte Böse. „Verlierer ist eindeutig das Weidetier.“ Allein 2022 habe es im Landkreis 40 Vorfälle mit 119 gerissenen Tieren gegeben. Dazu seien 40 Tiere verschollen und weitere 39 verletzt worden. Von 2008 bis Januar 2023 lag die Zahl der getöteten Tiere bei 241. 57 Tiere wurden zudem vermisst, 60 verletzt. Allerdings meldet nicht jeder Hobbyhalter die Risse, merkte Böse an. Wolfsmeldungen seien daher wichtig.

Weiterhin seitens der Politik in Planung ist eine deutliche Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln, die künftig Pestizide genannt werden sollen. Völlig verboten werden sollen sie auf öffentlich genutzten Plätzen (Parks, Sportplätze), in Siedlungen, in der Nähe von Gewässern, nicht produktiven landwirtschaftlichen Flächen und in ökologisch empfindlichen Gebieten, wie Schutzgebieten.

Bezüglich des Pflanzenschutzmittelkartells von 1998 bis 2015 hat sich 2020 eine Bäuerliche Geschädigten Gemeinschaft (BGG) gebildet, mit der die Schäden durch das Kartell gemildert werden sollen.

Zudem wies Böse auf die kommenden Sozialwahlen hin. Außerdem stellte er bei der Versammlung die neue Landvolk-App vor. Damit sollen Meldungen aus den Infobriefen, Informationen aus dem Kreisverband und der Zugriff auf Kontakte schneller möglich sein.

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