Medienberichten zufolge verfügen in der Region beispielsweise Braunschweig und Peine über kein Sirenennetz mehr. Immerhin: Im Landkreis Gifhorn gibt es das noch, man kennt das von regelmäßigen Probealarmen. Auch das Wittinger Stadtgebiet ist kein Sirenen-Niemandsland, doch gibt es hier und da ein paar Lücken. Die will die Stadt nun stopfen, wie Stadtbürgermeister Andreas Ritter jüngst dem Feuerschutzausschuss erläuterte.
Helfen soll dabei ein 88 Millionen Euro schweres Förderprogramm des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) – das soll Länder und Kommunen in die Lage versetzen, ihr Sirenennetz auszubauen.
27 Sirenenanlagen gibt es im Stadtgebiet, das ist bei 25 Ortschaften gar nicht übel. Allerdings haben manche Orte auch mehrere Sirenen, andere dafür gar keine. Im Wittinger Rathaus hat man etwa Bedarf für zusätzliche Anlagen in Stöcken und Boitzenhagen identifiziert.
Laut Bettina Kahrens, Abteilungsleiterin für Sicherheit und Ordnung, macht die Stadt eine Bedarfsanalyse und fragt dafür die Ortswehren – auch nach etwaigen Problemen bei vorhandenen Sirenen. Da geht es darum, ob Anlagen anders eingestellt werden müssen, oder ob gegebenenfalls in einem Ort neue oder zusätzliche Standorte nötig sind. Gibt es Handlungsbedarf, soll auch der Ortsbürgermeister bzw. -vorsteher involviert werden, zumal bei der Standortwahl viele Kriterien eine Rolle spielen, auch das Ortsbild.
Laut Kahrens muss mit 6000 bis 10 000 Euro pro Sirene kalkuliert werden, je nach örtlichen Verhältnissen könne es auch teurer werden. Eine Förderung aus dem BBK-Topf kann man beantragen, ein Selbstgänger ist sie nicht. Zumindest einen Teil der Kosten wird die Kommune selbst tragen müssen.
Bundesweit waren viele Sirenen in den 90er und 2000er Jahren abgebaut worden – nach dem Ende des Kalten Krieges hielt man sie für entbehrlich, und natürlich hatte das auch Kostengründe. Nun also ein Umdenken, und dafür müssen die Behörden frisches Geld in die Hand nehmen.
In einem Rundschreiben des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes an die Kommunen heißt es erläuternd, dass „Sirenen mit ihrem Weck-Effekt sicherstellen können, auch die Teile der Bevölkerung zügig und zuverlässig zu warnen, die zum Ereigniszeitpunkt keinen Zugriff auf andere Warnmittel haben“, das hätten „die Erfahrungen der letzten Jahre“ gezeigt. Man hätte auch schreiben können, was eigentlich ohnehin klar sein dürfte: Nicht jeder ist nachts um halb drei vor dem Fernseher oder online, und nicht jeder schläft mit dem Smartphone und Warn-App Nina neben dem Kopfkissen.