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Wittingen sucht seine Ziele

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Von: Holger Boden

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Im Wittinger Ratssaal sitzen 25 Bürger an langen Tischen, um über das Leitbild zu diskutieren.
Zum ersten Workshop für das Leitbild-Update versammelten sich 25 Teilnehmer im Wittinger Ratssaal. © Boden, Holger

Fünf Jahre sind rum, ein Update ist dran – und so hat sich die Stadt Wittingen nun aufgemacht, ihr Leitbild zu aktualisieren.

Wittingen – Auftakt dafür ist eine Potenzialanalyse in drei Workshops mit Bürgerbeteiligung, von denen der erste diese Woche im Rathaus über die Bühne ging. Nicht immer war man sich da einig, was denn nun eigentlich die Schwächen oder die Stärken von Wittingen sind.

Mit 25 Teilnehmern war die Resonanz übersichtlich – zieht man das Dutzend Akteure aus Verwaltung und politischem Raum ab, dann interessierte sich etwa ein Promille der Stadtbevölkerung für diese erste Runde, in der es um die Stichworte „Wirtschaft – Verkehr – Stadt – Region“ ging. Aber das war ja vor gut zehn Jahren beim QiN-Prozess auch nicht anders.

Damals waren die ersten Weichen für die erste Version des Leitbilds gestellt worden, das die strategische Ausrichtung der Stadt definieren soll. Für den Stadtrat ist es als Steuerungsinstrument gedacht. Dass das im politischen Alltag so noch nicht gelebt wird, merkte Stadtbürgermeister Andreas Ritter kritisch an: „Bisher fehlt die Verbindung zwischen dem Leitbild und den vielen Einzelentscheidungen.“

Das mag auch daran liegen, dass seinerzeit manch schwammige Formulierung im Wünsch-Dir-Was-Duktus in das Strategiepapier geschrieben wurde. Abhilfe sollen laut Ritter nun konkreter gefasste Ziele schaffen, die als Zwischenebene installiert werden.

Um zu wissen, wohin man will, ist es gut zu wissen, wo man steht. Das ist offenbar mitunter Ansichtssache – an diesem Workshop-Nachmittag hielt mancher die Stadt Wittingen für eine Zuzugsregion, manch anderer sprach hingegen von Abwanderung. Und während der eine eine positive Sicht auf den Einzelhandel einbrachte („guter Branchenmix“), sah die andere eher die „Leerstände“ im Vordergrund. Und hat Wittungen nun als Stärke seine „geografische Lage und Verkehrsanbindung“, oder gehören „verkehrliche Anbindung und ÖPNV“ doch eher, wie vorgeschlagen, in die Mängel-Kollektion?

Man versicherte sich an diesem Nachmittag mit Hilfe des Moderatoren-Duos von NSI Consult noch einmal einiger schon seit Jahren bekannter Wahrheiten: Ja, mehr Beteiligungsmöglichkeiten für Jugendliche wären gut. Ja, mit der A 39 steht und fällt vieles. Nein, es gibt nicht viele Arbeitsplätze, um junge Menschen zu halten, die in Bereichen wie IT arbeiten wollen. Und nein, McDonalds’s wird sich in Wittingen wohl nicht ansiedeln: „Das halte ich für aussichtlos“, urteilte NSI-Experte Heiko Henning.

Als Top-Stärke, die es auszubauen gelte, wurde am Ende mehrheitlich der Dreiklang von Hafen, Eisenbahn und A 39 identifiziert. Zur Top-Schwäche, an der zu arbeiten sei, wurde die Verkehrsanbindung gewählt.

Der Leitbild-Prozess soll Anfang 2023 abgeschlossen werden. Die Politik wird das Thema wohl im Frühherbst auf den Tisch bekommen. Zunächst sind aber noch zweimal auch die Bürger gefragt – bei Workshops am 20. Juni und am 5. Juli.

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