Die Zersplitterung ist laut Rahn auch auf Selbsthilfe von genervten Bürgern zurückzuführen: „Es gab offensichtlich illegale Vergrämungen, das ist kontraproduktiv.“ Kurzfristige Maßnahmen, die Krähen durch Licht oder Lärm loszuwerden, hätten „noch nirgends nachhaltig funktioniert“. Er verstehe, dass Krach und Verschmutzung durch Krähen „eine Belastung sein kann“, schränkte aber ein, man habe es ja „nur“ mit zwei bis drei Monaten Krähenlärm zu tun.
Das sah Ortsratsmitglied Jörg Friedrichs, der selbst von der Problematik betroffen ist, ganz anders: „Das geht nicht drei Monate, sondern das ganze Jahr. Das ist eine seelische Belastung, man kann nicht mehr bei offenem Fenster schlafen. Wer schützt uns Menschen vor dem Lärm?“ Friedrichs sprach sich dafür aus, „alle erlaubten Maßnahmen“ zum Vergrämen einzusetzen.
Zuvor hatte Rahn erläutert, man solle versuchen, die Saatkrähen „aufs Land zu bekommen“. Bisher sei das Problem in erster Linie mit Blick auf die innerörtliche Perspektive angegangen worden. Grünland oder Blühstreifen mit Sonnenblumen in der Nähe attraktiver Brutplätze könnten die Saatkrähen möglicherweise aus den Stadtmauern locken. Darüber müsse man mit Landwirten ins Gespräch kommen und sie dann möglicherweise auch entschädigen. Rahn sagte aber auch, es gebe bei diesem Vorgehen „keine Garantie“ für einen Erfolg. Und etwas entmutigend fügte er hinzu: „Ich kenne keine konkreten Beispiele von Städten, wo es funktioniert hat.“
Während sich Hildrun Mitschke (SPD) mit der Methode „Blühstreifen“ anfreunden konnte, meinte Ortsbürgermeister Matthias Rönneberg (BA): „Wir sollten in bestimmten Bereichen das Maximum an Vergrämung an den Vogel bringen.“ Auch aus Reihen der Zuhörer kamen Rufe nach zielgerichteter Vergrämung.
Eine Erkenntnis der Sitzung: Die Krähenklappen, die vor der Brutsaison aufgehängt werden, gelten nicht als echte Lösung. Das räumte auch Rahn ein: „Niemand kann gewährleisten, dass die Klappen regelmäßig bedient werden.“ Als denkbare weitere Maßnahmen skizzierte er den „verantwortungsvollen“ Einsatz von Laserlicht per Ausnahmegenehmigung außerhalb der Brutzeit oder auch die Installation von „Drachen“ auf drei Meter hohen Stangen. Klar sei, dass das Vorgehen mit der Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt werden müsse.
Tenor der Sitzung: Experten sollen noch einmal an einen Tisch kommen, Rönneberg brachte eine Art Arbeitskreis ins Spiel. Und Stadtbürgermeister Andreas Ritter dachte laut über einen „ehrenamtlichen Vergrämer“ nach, den man vielleicht benötige.