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Ohne Telefon und Internet: Kein Netflix, kein gar nix

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Von: Holger Boden

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Rainer Thoms steht an seinem Medienwandler in Stöcken.
Der Medienwandler hängt an der Wand, die Lämpchen leuchten, aber nichts geht: Rainer Thoms denkt wehmütig an seinen funktionierenden alten Anschluss zurück. © Boden, Holger

Stöcken – Der 29. März war für Rainer Thoms aus Stöcken kein guter Tag: Da wurde sein Hausanschluss für Telefon und Internet von Telekom auf Giffinet umgestellt. Dann ging nichts mehr. Wer ihn anruft, bekommt die Ansage vom Band: „Leider konnte die Verbindung nicht hergestellt werden. Bitte versuchen Sie es später noch einmal.“

Das ist ein ganz kleines Bisschen so, als wäre ein Rathaus offline, denn Thoms ist immerhin Ortsvorsteher von Stöcken. Wenn er jetzt etwas per Internet erledigen will? „Dann frage ich freundlich beim Nachbarn oder suche mit dem Smartphone nach einem freien W-Lan“, sagt Thoms, der die Sache äußerlich mit Fassung trägt. Aber er hatte ja auch schon zweieinhalb Monate Zeit, sauer zu sein. Da, wo man ihm den Medienwandler an die Wand geschraubt hat, hat er ein Mensch-ärgere-Dich-nicht-Spiel auf die Fensterbank gelegt.

Kein Homeoffice, kein Netflix, kein gar nix. Die Ursachenforschung in den zurückliegenden elf Wochen war für Thoms eine telefonische Odyssee, die er inzwischen als „Ping-Pong-Spiel“ charakterisiert, weil es immer wieder neue Theorien gab, warum der Anschluss nicht funktioniert. Giffinet-Hotline, Service-Dienstleister, Telekom – Thoms hat irgendwann sogar die Bundesnetzagentur eingeschaltet: „Ich habe es aufgegeben, Protokoll zu führen, wie oft ich wo angerufen habe.“

Techniker kamen und gingen. „Da waren Leute da“, erzählt Thoms, „die mir sagten, der Fehler solle im Knesebecker Verteilerkasten liegen.“ Das blieb offenbar Theorie. Dann wurde sein ONT ausgewechselt, aber noch immer blieb der Anschluss tot. Am ONT selbst wurde ebenfalls etwas ausgetauscht – ohne Erfolg. Bei einem vierten Termin wurde der alte Medienwandler wieder angeschraubt, aber auch das führte zu nichts. Ein ehemaliger Telekom-Mitarbeiter schaute sich die Sache an und kam zu dem Schluss: Da kann nichts funktionieren. Die Bundesnetzagentur hat der Stöckener vor knapp einer Woche kontaktiert, bisher liegt ihm von dort nur eine Eingangsbestätigung vor.

Geht es nach dem bisher letzten Schreiben, das er am 13. Juni von Giffinet bekommen hat, dann liegt der Ball inzwischen im Feld des Landkreises Gifhorn. Das Telekommunikationsunternehmen schreibt, die technische Abteilung habe den Anschluss geprüft, und der sei leider trotz erfolgter Freigabe nicht betriebsbereit. Die Störung liege beim Leitungseigner, das sei der Landkreis Gifhorn. Und: „Wann die Schaltung des Anschlusses erfolgen kann, ist leider aktuell nicht absehbar.“

Vom Landkreis hieß es dazu am Freitag auf IK-Anfrage lediglich, es könne in dieser Phase der Inbetriebnahme des ersten Vermarktungsgebiets „bedauerlicherweise zu Störungen kommen“, man nehme aber zu Einzelfällen nicht öffentlich Stellung, sondern befinde sich mit den Betroffenen „im direkten Austausch“. Probleme im Knesebecker Verteiler (PoP), die einer Inbetriebnahme von Hausanschlüssen entgegenstehen, seien nicht bekannt.

Thoms lebt weiterhin erst einmal offline und ist froh, dass ihm Giffinet immerhin die ersten zwei Monatsrechnungen zurückerstattet hat. Die im Nordkreis wohlbekannte Tafel Schokolade hat er von dem Netzbetreiber zwischenzeitlich auch bekommen, aber so richtig freuen konnte der Stöckener sich darüber nicht.

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