OHE-Trasse: Draisinentouren „realistisch“

Wittingen/Radenbeck – Draisinen auf der alten OHE-Strecke? Ja, aber nicht nur: Die Stadt beschäftigt sich mit einem Konzept, das für die rund 15 Kilometer lange Strecke zwischen Wittingen und Radenbeck eine dreigeteilte Nachnutzung vorsieht.
Dabei kommen auch ein Radweg und Ausgleichsmaßnahmen ins Spiel.
Ein Vertreter des beauftragten Beratungsunternehmens CIMA stellte dem Wirtschaftsausschuss jetzt in der Stadthalle das Ergebnis der Machbarkeitsstudie vor. Der Ausschuss befürwortete das Konzept einstimmig, Details sollen nun noch in den Fraktionen und dann wohl in weiteren politischen Sitzungen diskutiert werden.
6,6 Kilometer Draisinenstrecke
Bei CIMA kann man sich als ersten Teil der Nachnutzung einen Radweg von insgesamt 1,6 Kilometern Länge vorstellen, der an der Knesebecker Straße beginnt und auch Anschluss an die B 244 hat. Die Nutzung kollidiere nicht mit Plänen für Draisinenfahrten, hieß es. Durch die Trasse der früheren Altmärkischen Kleinbahn sei eine Parallelnutzung möglich.
Und dann kam die gute Nachricht für jene Politiker und Zuhörer, die gern auf Draisinentouren als touristische Attraktion setzen würden. Der CIMA-Vertreter bezeichnete solch ein Angebot als „durchaus realistisch“. Sein Vorschlag: eine Strecke von 6,6 Kilometern Länge, beginnend an der Knesebecker Straße und endend am Ohrdorfer Bahnhof, eventuell mit Gelegenheit für einen Zwischenstop in Suderwittingen. In Ohrdorf könne man dann wenden, eine Gesamtstrecke von rund 13 Kilometern sei für Fahrgäste auch ausreichend.
Deutschlandweit, so hieß es, gebe es 38 Draisinenstrecken, manche mit bis zu 40 000 Nutzern pro Jahr, abhängig von ihrem Umfeld. Für Wittingen hält die CIMA 6000 bis 8000 Fahrgäste pro Jahr für realistisch. Bei kalkulierten Betriebskosten von jährlich vermutlich 67 000 Euro – je nach Betreiberkonzept – müsste ein Ticket dann 8 bis 11 Euro kosten, wobei dieser Preis durch Spenden, Sponsoring oder Fördergelder auch gesenkt werden könne. Voraussetzung für das Funktionieren eines solchen Angebots sei aber auch „ein attraktives Gesamtkonzept rund um die Draisine“ – als Rastplätze, gastronomisches Angebot, vielleicht auch eine Ausstellung zur Wittinger Bahngeschichte oder zu stadtgeschichtlichen Aspekten.
Das Beratungsunternehmen empfiehlt der Stadt, zum Draisinen-Thema Gespräche mit anderen Akteuren aufzunehmen, zum Beispiel auch Vereinen oder Bürgern, die sich für solch ein Angebot einsetzen. Eine Wettbewerbssituation mit anderen Draisinenstrecken müsse man nicht befürchten – es gebe viele Leute, die gern mehrere Strecken dieser Art ausprobieren.
8,7 Kilometer Kompensation
Von Ohrdorf bis Radenbeck, so das Ergebnis des Gutachtens, soll aus der ehemaligen Bahnstrecke eine 8,7 Kilometer lange Ausgleichsfläche werden – also ein grünes Band, mit dem Eingriffe in die Natur, die andernorts stattfinden, kompensiert werden können. Eine günstige Nutzungsvariante, denn tun müsse die Stadt dafür nicht viel, so der CIMA-Vertreter: „Einfach nicht nutzen. liegenlassen. Bahnpflanzen sind da, und die Schienen können bleiben.“
Andere Nutzungen wie ein Radschnellweg oder eine Umgehungsstraße wurden seitens CIMA verworfen. Abwasserleitungen, die in den Bahndamm gelegt werden (das IK berichtete über mögliche Pläne in dieser Richtung) seien mit den anderen vorgeschlagenen Verwendungen der Trasse kompatibel.
Der Wittinger Draisinenbauer Karl-Heinz Adam lobte das Ergebnis der Studie als „sehr gutes Konzept“. Ratsherr Matthias Rönneberg zeigte sich „froh, dass der Tourismus in den Vordergrund gerückt wird“, merkte aber auch an, dass er sich noch mehr Radweg gewünscht hätte. Dazu hieß es seitens des Planers, dass es stellenweise zu eng sei für eine Kombination der Nutzungen, und dass der Radweg, der an der B 244 geplant ist, mitunter nur 300 Meter entfernt verlaufen werde.
Bürgervertreter Frank Groß plädierte für eine Bürgerbeteiligung beim Feinschliff für die Trassennutzung. Die Ergebnisse der Studie sollen demnächst öffentlich gemacht werden. VON HOLGER BODEN