„In Nordrhein-Westfalen ist das anders“, erklärte Karl-Heinz Adam, Vorsitzender der Draisinenfreunde. „Da betreibt eine Hochschule die Draisinen auf einer 20 Kilometer langen gewidmeten Strecke. Und die Straßenübergänge werden mit Schranken geregelt, die Autos müssen warten.“
Adam brachte die Begeisterung für Draisinen einst aus einem Dänemark-Urlaub mit nach Wittingen, er baut solche Schienenfahrzeuge auch selbst. Diesmal war das Draisinenfest eine Auftaktveranstaltung, wie Adam und Matthias Niepel, Lehrer an der IGS Wittingen, am Wochenende erklärten. „Wir wollen das ab jetzt als touristische Attraktion anbieten, die man buchen kann, mit Catering oder ohne“, sagte Adam. Das soll dann am Domizil des Vereins am ehemaligen Südbahnhof möglich sein.
Für nächste Woche hat sich bereits eine Firma aus Hannover mit 16 Beschäftigten angemeldet, deren einer Mitarbeiter in der Gegend wohnt. Und es gibt auch noch einiges vorzubereiten. „Zwar fahren 95 Prozent aller Nutzer vorsichtig, aber wir müssen für die Straßenübergänge Vorkehrungen treffen“, sagte Adam. Demnächst werden Poller auf den Gleisen vor den Straßenübergängen angebracht, die von den Passieren umgelegt und danach wieder aufgerichtet werden müssen.
Auch gärtnerische Arbeiten stehen weiterhin an. Die nicht mehr gewidmete Strecke darf mit Erlaubnis der Stadt genutzt werden, muss aber freigeschnitten werden, erklärte Niepel. Er selbst trägt maßgeblich dazu bei. Denn als Lehrer hat er einen Wahlpflichtkurs in seiner Schule angeboten, und so sind einmal pro Woche 21 Schüler eifrig dabei und präparieren die Strecke.
Die reicht allerdings nicht mehr wie früher bis nach Brome. Denn die Gleise dort sind verkauft worden, und die neuen Eigentümer erlauben eine Nutzung der alten OHE-Strecke in diesem Bereich nicht.
Neben den Draisinenfreunden Wittingen waren am Wochenende auch Wolfgang Tauchert aus Hamburg mit seinen Draisinen, der Förderverein Ohretalbahn, Musiker der Keltics mit Kunsthandwerk und kulinarische Angebote vor Ort. Somit konnten sich die Draisinenfahrten-Interessierten vor oder nach der Tour stärken.
Neben dem Fahren mit Muskelkraft stand immer bei Begegnungsverkehr an, eine der beiden bis zu einem Zentner schweren Draisinen von den Gleisen zu nehmen. Spannende Frage schon beim Start am ehemaligen Bahnhof war: „Kommen die uns entgegen oder fahren die gerade weg?“ An den Endstationen musste das Stahlross für die Rückfahrt umgedreht werden.
Die Bedenken der Veranstalter, dass das schöne Wetter eher zum Grillen einladen könnte, bewahrheitete sich nicht. Von dem Angebot einer Draisinen-Fahrt machten viele Interessierte Gebrauch.