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Ende der Bahnstrecke Wittingen-Rühen naht

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Von: Holger Boden

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De facto ist die Strecke schon erledigt: Im Wittinger Süden stehen Bäume drauf, und ein Bürgersteig bedeckt die Schienen.
De facto ist die Strecke schon erledigt: Im Wittinger Süden stehen Bäume drauf, und ein Bürgersteig bedeckt die Schienen. © Boden

Wittingen/Brime. Das endgültige Ende der Bahnstrecke Wittingen-Rühen naht. Bei der OHE laufen Überlegungen, die Trasse entwidmen zu lassen. Gegenwehr gibt es kaum.

„Wir denken im Moment darüber nach“, sagte Sebastian Schülke, bei der OHE für die Infrastruktur zuständig, gestern auf die IK-Anfrage bezüglich eines Entwidmungsverfahrens. Bei den Gemeinden an der Strecke – das sind die Stadt Wittingen und die Teile der Samtgemeinde Brome – habe man in dieser Sache bereits „vorgefühlt“. Ergebnis: Die Kommunen können sich mit einer Entwidmung weitgehend anfreunden. Wittingens Stadtbürgermeister Karl Ridder bestätigte dem IK ein entsprechendes Meinungsbild aus dem Verwaltungsausschuss.

In der Samtgemeinde Brome befürworten laut Rathauschef Jürgen Bammel die Gemeinden Tülau, Parsau und Rühen eine Entwidmung. Für ein endgültiges Votum wird noch eine Entscheidung des Fleckens Brome abgewartet. Der wartet laut Bammel seinerseits auf Rückmeldung aus Wolfsburg: „Der Flecken wollte dorthin Kontakt wegen einer möglichen Stadtbahn aufnehmen.“

Allerdings: Die Strecke gar noch bis Wolfsburg auszubauen, ist in den letzten Jahren immer mal wieder andiskutiert worden – doch mehr als halbherzige Interessensbekundungen waren aus der Politik nicht zu vernehmen. Der Förderverein Ohretalbahn kämpfte da stets weitgehend auf verlorenem Posten. Eine Gemeinde wie Rühen hat andere Prioritäten, man möchte in Trassennähe ein Baugebiet ausweisen. Die Fortführung der Gleise in Richtung Wolfsburg gilt wegen der engen Besiedlung als schwierig.

Für die OHE ist die Interessenlage klar: Eine Bedienung der Strecke zwischen Wittingen und Rühen lohnt sich wirtschaftlich nicht. Vor neun Jahren wurden die Holztransporte für die Forst eingestellt, auch sonst gab es kaum noch Kundschaft. Die Akquise neuer Aufträge gelang nicht, denn der zeitweise diskutierte Abzweig bis ins Nettgauer Glunz-Werk kam nie zustande. „Glunz hat kein großes Interesse“, sagt Schülke. „Nun muss man irgendwann mal die Konsequenzen ziehen.“

Der Tod einer Eisenbahnstrecke kommt in zwei Schritten. Der erste ist die offizielle Stilllegung – das ist bei der Trasse Wittingen-Rühen längst erfolgt. Rein optisch ist das schon lange unübersehbar, denn die Bäume und Sträucher, die an vielen Abschnitten aus dem Gleisbett schießen, verdienen stellenweise inzwischen die Bezeichnung „Schonung“. Noch könnte man die Strecke – mit einigem Aufwand – freilich reaktivieren. Doch Schritt Nummer zwei, die Entwidmung, wäre das endgültige Aus. Die Eisenbahnstrecke wäre dann keine Eisenbahnstrecke mehr, selbst wenn die Schienen noch liegen.

Von Holger Boden

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