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Draisinenradwegumgehung?

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Von: Holger Boden

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Alte OHE-Trasse bei Witingen: Ob hier jemals Draisinen rollen? Bei Wiswedel (kleines Bild, im Vordergrund ist noch eine Schiene zu sehen) hat schon mal jemand Steine in den Weg gelegt. Fotos: bo/priv.
Alte OHE-Trasse bei Witingen: Ob hier jemals Draisinen rollen? © Boden

Wittingen/Brome. Draisinen? Radweg? Nichts? Die Frage, was aus der entwidmeten OHE-Strecke von Wittingen bis Rühen werden soll, beschäftigte jetzt auch den Verkehrsausschuss des Landkreises.

Dem lag ein Antrag der Wagenhoffer Bürgervertreterin Eva Gresky vor, die sich für einen Radschnellweg von Wittingen bis Wolfsburg stark macht. Den Kreispolitikern war anzumerken, dass sie mit dem Thema noch fremdeln – letztlich wurde das Ansinnen lediglich zur Kenntnis genommen.

Was aber auch daran liegt, dass der Landkreis an der Bahntrasse zunächst einmal „keine Aktien“ hat. Derzeit laufen nach IK-Informationen Verkaufsverhandlungen zwischen der OHE und den Anrainern, die ihr Vorkaufsrecht ausüben wollen. Wann mit einem Abschluss der Gespräche zu rechnen ist, war von der OHE bisher nicht zu erfahren.

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Bei Wiswedel (im Vordergrund ist noch eine Schiene zu sehen) hat schon mal jemand Steine in den Weg gelegt. © Boden

Klar ist: Von Bürgern kommt der Vorstoß, eine touristische Nutzung mit Draisinen voranzutreiben. Teile der Politik sind nicht abgeneigt, entschieden ist nichts. Letzteres gilt auch für die Gemeinden, die im Bromer Land an der Strecke liegen – doch dort sind die Interessen wohl weitgehend anders gelagert. Ortsentwicklung, Bauland. Entlang der Trasse sollen auch Landwirte Interesse an einem Erwerb des Bahndamms haben. Skepsis, ob es zwischen Wittingen und Rühen eine Lösung aus einem Guss geben wird, ist angebracht.

Landrat Dr. Andreas Ebel sieht den Ball erst einmal auf örtlicher Ebene: Gebe es ein touristisches Interesse der Kommunen, dann werde der Landkreis das unterstützen. Zuvor aber müssten die interessierten Bürger, die einen Radweg oder eine Draisinenstrecke wollen, bei den Kommunen mit einem schlüssigen Konzept Überzeugungsarbeit leisten.

Der Bromer Grünen-Abgeordnete Frank Warnecke warb gleichwohl im Verkehrsausschuss des Kreises für „Visionen“ und für ein politisches Signal aus Gifhorn („Es geht darum, eine Option offenzuhalten“), stieß aber auf viele Bedenken. Ottmar Bartels (SPD) und Kilian Sartor (CDU) verwiesen darauf, dass zwischen Rühen und Wolfsburg gar keine Trasse bestehe, und dass wohl mit hohen Planungshürden zu rechnen sei. Uwe Fiest (AfD) schloss sich derweil Warneckes Argumentation an und warnte vor Zerstückelung der Strecke.

Fazit: Zunächst werden Hausaufgaben auf kommunaler Ebene zu erledigen sein. Eine neue Idee bringt dabei Friedrich Lührs (FDP) ins Spiel: Der Wittinger Politiker sagte dem Ausschuss, dass ein Teilstück der OHE-Trasse – etwa Wittingen- Ohrdorf – auch als Teil einer Ortsumgehung vorstellbar sei. Auf IK-Anfrage präzisierte Lührs, dies sei bisher nur in der Wittinger FWG besprochen. Er sei überzeugt, dass Wittingen Verkehrsalternativen für den Tag brauche, an dem A 39 und Erixx-Stundentakt für höhere Belastung und Verzögerungen in der Ortsdurchfahrt sorgen: „Wir müssen uns was einfallen lassen.“ Mit CDU und Grünen solle das noch diskutiert werden. Draisinen sehe er als Zwischenlösung.

Die Aufmerksamkeit der Draisinen-Befürworter hat derweil ein großer Haufen von Sammelsteinen auf sich gezogen, der bei Wiswedel auf die entwidmeten Schienen gekippt worden ist. Der Wittinger Friedrich O. Winkelmann fürchtet, dass auf diese Weise „Fakten geschaffen“ werden sollen – gegen eine Nachnutzung für Freizeitzwecke. Der Landkreis will laut Landrat Ebel prüfen, ob er in dieser Angelegenheit (unzulässige Entsorgung auf fremdem Eigentum?) tätig werden kann und muss. Ein Ortstermin ist geplant.

Von Holger Boden

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