Während die Politik unter dem Eindruck der Krise derzeit bei erneuerbaren Energien gern den Turbo zünden würde, lief der Umstieg im letzten Jahrzehnt mitunter im Bummelzug-Tempo ab, woran auch Bungart noch einmal erinnerte: Der fast zehn Jahre dauernde Planungsprozess für neue Windräder in der Region Braunschweig sei „manchmal mühsam“ gewesen. Abzuwarten bleibt, wie schnell es in Zukunft geht. PNE jedenfalls, das ließ Bungart durchblicken, richtet den Blick bereits auf eine Erweiterung des Boitzenhagener Windparks in Richtung Radenbeck.
PNE-Berater Dr. Karsten Ebel erinnerte daran, dass 2013 schon einmal Radenbecker Flächen im Gespräch waren, diese seien dann aber wegen der Aspekte Schall und Schattenwurf vom Regionalverband gestrichen worden. Ebel erwähnte auch den Gegenwind durch eine Interessengemeinschaft „kurz vor Abschluss des Verfahrens“, dankte aber gleichzeitig für Unterstützung aus dem Ort bei der Zuwegung sowie bei den Ausgleich- und Ersatzmaßnahmen.
Ebel stellte in Aussicht, dass die bedarfsgerechte Nachtbeleuchtung wohl bis Ende August installiert sein werde. Dann habe das „Dauerblinken“ ein Ende.
Wittingens Stadtbürgermeister Andreas Ritter nannte die Windenergie einen „wichtigen Bestandteil, damit die Energiewende gelingen kann“. Durch den russischen Angriffskrieg gebe es „einen neuen Blick darauf“. Die Wiswedelerin Barbara Behne sprach als Vertreterin der Grundeigentümer und sagte: „Wenn man die Energiewende wirklich will, dann kommt man an Windkraft nicht vorbei.“ Sie stellte Spenden der Grundeigentümer für den neugegründeten Dorfverein Boitzenhagen in Aussicht.
Ortsvorsteher Klaus Palluck gab sich selbstkritisch – in Sachen Bürgerinformation „würde ich heute einiges anders machen“. Die späten Proteste im Ort seien vielleicht dadurch bedingt, dass es „keine Durchdringung“ mit Informationen gegeben habe. Möglicherweise habe aber anfangs auch niemand hingehört, „weil das alles so weit weg schien“. Inzwischen registriere er im Ort eher Zustimmung für das Projekt, aber das bedeute nach wie vor nicht, dass jeder positiv dazu eingestellt ist. Palluck umschrieb es so: „Es ist etwas Ruhe eingekehrt.“
Seitens PNE wurde mehrfach betont, dass der Ort und seine Bürger von dem Windpark auch profitieren – mit Vergünstigungen bei der Stromrechnung (auch für Wiswedel, in dessen Gemarkung eine der sieben Anlagen steht), mit Geld für die Neugestaltung des Dorfteichs und mit dem erfolgten Wegebau. Palluck sagte dazu, es fehle noch eine Unterstützung für die Feuerwehr, die ja auch für den Brandschutz auf dem Windpark-Areal zuständig sei.
Der Windpark war im Herbst 2021 nach 15 Monaten Bauzeit ans Netz gegangen. Die sieben Vestas-Anlagen mit einer Gesamthöhe von jeweils 200 Metern haben eine Gesamtnennleistung von 25 Megawatt, die Jahresproduktion soll im Durchschnitt den Strombedarf von 25 000 Haushalten decken. Beim Bau rollten „Betonfahrzeuge im 10-Minuten-Takt“, wie der Leiter der Umsetzungsabteilung, Jens Peters, skizzierte. Man habe 10 000 Kubikmeter Boden bewegt und unter anderem einen 700 Meter langen Rettungsweg zum Wochenendhausgebiet angelegt.
Nach PNE-Angaben spart der Betrieb des Windparks – auf 20 Jahre angelegt – 18,7 Millionen Tonnen Erdgas ein. Zudem werde die Emission von 48 224 Tonnen Kohlendioxid vermieden.