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Allen Online-Trends zum Trotz

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Von: Holger Boden

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Ralf Haberecht steht vor seinem neuen Buchladen an der Langen Straße in Wittingen.
Für Ralf Haberecht ist sein neues Buchgeschäft „ein Herzensprojekt“. © Boden, Holger

Wittingen – Ein ungewöhnlicher Schritt in Zeiten, in denen der Online-Handel Buchverlagen und -händlern das Leben schwer macht. Und gleichzeitig eine gute Nachricht für eine Kommune, die um Belebung ihrer Innenstadt ringt. In Wittingen öffnet am 7. Oktober um 9 Uhr wieder ein Buchladen.

Ralf Haberecht kennt natürlich die Situation der Branche. Hinter der Idee für sein Geschäft an der Langen Straße 5, das er auf den Namen „Buchingen“ getauft hat, steckt denn auch eine gehörige Portion Idealismus: „Das ist ein Herzensprojekt. Ich mache das, weil ich Spaß daran habe. Und Wittingen braucht so etwas.“

Natürlich solle sich das Ganze irgendwann auch rechnen, sagt Haberecht. Der 53-Jährige, der aus der Altmark stammt und seit sechs Jahren in Erpensen wohnt, signalisiert aber, dass er gewillt ist, einen langen Atem mitzubringen. Seinem eigentlichen Beruf in einem Kreditinstitut geht er weiter nach, die Öffnungszeiten sind deshalb vorerst etwas eingeschränkt. Nächstes Frühjahr wolle dann auch seine Tochter Jana, die dann ihr Studium abschließt, in das Geschäft einsteigen.

„Wir haben keinen wirtschaftlichen Druck“, sagt Haberecht, der davon träumt, sein „Buchingen“ als kulturellen Treffpunkt „mit schöner Atmosphäre“ zu etablieren: „Hier soll man auch mal sitzen können, schmökern und einen Kaffee trinken.“ Auch Veranstaltungen und Lesungen soll es geben.

Ein Konzept, mit dem sich – so hofft er – auch in Zeiten von Amazon & Co. Bücher verkaufen lassen: „Ich glaube, wir haben in Wittingen noch viele Leute, die ein Buch gern in der Hand halten möchten.“ Einen Preisvorteil biete der Online-Handel angesichts der Preisbindung für Bücher ja ohnehin nicht. Und bestellen könne er, wie jeder andere Buchladen, auch alles. Mit der Zeit gehen will er trotzdem: Ein Online-Shop ist in Planung.

Haberecht sieht sein Geschäft als Ergänzung zu vorhandenen Strukturen in Wittingen: „Bei den Kinderbüchern macht Glaubitz hervorragende Arbeit, da will ich mich gar nicht groß einmischen.“ Sein Segment sei eher die Literatur für heranwachsende und erwachsene Leser. Und abgesehen von Grußkarten will er jenseits von Büchern nicht auf andere Sortimente setzen.

Bücher seien für ihn mehr als Ware, sagt der Erpensener: „Bücher vermitteln Wissen und Toleranz in einer vielfältiger werdenden Gesellschaft.“

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