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Hendrik Altmann stellt neues Buch über Wesendorfer Militärgelände vor

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Von: Dennis Klüting

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Heimatforscher Hendrik Altmann hat die Geschichte des Wesendorfer Fliegerhorsts für sein neues Buch aufgearbeitet
Heimatforscher Hendrik Altmann hat zum Wesendorfer Fliegerhorst umfassend recherchiert © Dennis Klüting

Vögel zwitschern in dem Waldstück südlich der Wesendorfer Hammerstein-Siedlung. Es erinnert nur wenig daran, dass sich dort bis April 1945 der größte militärische Standort im Landkreis Gifhorn befunden hat.

Wesendorf – Vereinzelte Gebäuderuinen sind noch zu erkennen, ein gleichmäßig bewachsener Geländestreifen lässt das damalige Rollfeld erahnen. Hendrik Altmann, Heimatforscher und Beauftragter für Denkmalpflege aus dem Landkreis Celle, ist der Geschichte des Fliegerhorsts nachgegangen. In seinem neuen Buch „Der Fliegerhorst Wesendorf – zwischen Zwangsarbeit und Wunderwaffen“ rollt er ein Stück der dunklen Vergangenheit dieses Ortes auf.

Schon seit Jahren beschäftigt sich der 35-Jährige mit vergessenen Wegen und Plätzen im Landkreis Celle und der Umgebung. „Das ermöglicht mir, viel draußen in der Natur zu sein – ein toller Ausgleich zum Beruf“, so der Wirtschaftsjurist. Mit seinem Beruf verbindet sein Hobby, dass er immer alles sehr genau wissen möchte und er den Dingen daher gern auf den Grund geht.

So auch mit dem Wesendorfer Fliegerhorst, der im Zweiten Weltkrieg für den Einsatz von Düsenflugzeugen mit Hochdruck erweitert werden sollte. Von diesen „Wunderwaffen“ versprach man sich eine entscheidende Wendung im Kriegsgeschehen. Anhand von historischen Unterlagen und Kartenmaterial konnte Altmann die Zusammenhänge vor Ort insbesondere in Hinblick auf die eingesetzten Zwangsarbeiter rekonstruieren.

Denn Fachkräfte waren am regulären Arbeitsmarkt schlicht nicht vorhanden, sie waren in den Krieg einberufen worden. „Daher wurden Hunderte Häftlinge aus den Zuchthäusern in Celle und Wolfenbüttel nach Wesendorf geschickt“, erklärt Altmann. Unter dem „Kommando Krümme“ seien sie zu schwersten körperlichen Arbeiten gezwungen worden. Diese habe in Kombination mit mangelhafter Versorgung und Gewalt durch die Bewacher oft zum Tode der noch jungen Männer geführt. „Bei den Häftlingen handelte es sich vorwiegend um politische Gefangene, die beispielsweise den falschen Radiosender gehört oder die falsche Propaganda gelesen haben“, so Altmann. „Das waren meist keine Schwerverbrecher. Es hätte jeden treffen können.“ Diese Vorgänge seien bislang nicht systematisch aufgearbeitet worden – ein Umstand, den Altmann kritisiert: „Wir müssen nicht erst zu den Konzentrationslagern schauen – Misshandlungen bis zum Tod hat es direkt vor der Haustür gegeben.“ Ihm sei es daher ein Anliegen gewesen, die Vergangenheit des Wesendorfer Fliegerhorsts aufzuarbeiten.

Das hat er innerhalb von zwei Jahren in einem 130 Seiten starken Buch zusammengefasst, das er nun im Eigenverlag veröffentlicht. Ursprünglich wollte er lediglich einen Eintrag für seinen Blog „Found Places“ dazu verfassen. Jedoch merkte er schnell, dass die Thematik diesen Umfang sprengen würde. „Ganz am Anfang hatte ich noch die Vorstellung, dass ich irgendwann die gesamte Umgebung untersucht hätte und so irgendwann fertig werden würde“, sagt Altmann schmunzelnd. „Davon habe ich mich aber mittlerweile verabschiedet.“

Altmanns Buch „Der Fliegerhorst Wesendorf – zwischen Zwangsarbeit und Wunderwaffen“ kostet 24,50 Euro und kann per E-Mail an found-places@live.de bestellt werden.

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