1. az-online.de
  2. Isenhagener Land
  3. Wesendorf

Eröffnung des Tante-Enso-Markts in Ummern: Ziel ist das vierte Quartal

Erstellt:

Von: Pascal Patrick Pfaff

Kommentare

Thorsten Bausch (v.r.), Mirijam Müller, Jessica Renziehausen, Marc Bludau und Otto Gottschalk im Gemeindezentrum Ummern. Bausch informiere über den neuen Tante-Enso-Markt im Ort.
Thorsten Bausch (v.r.), Gründer und Geschäftsführer von myEnso, informierte die Besucher über den Stand des Tante-Enso-Markts. Ihm hörten auch zu: Ummerns Bürgermeisterin Mirijam Müller, Jessica Renziehausen von myEnso, Erster Samtgemeinderat Marc Bludau und Ummerns stellvertretender Bürgermeister Otto Gottschalk. © Pfaff, Pascal Patrick

Ummern – Der Saal in Ummerns Gemeindezentrum ist am Montagabend mit rund 60 Gästen gut gefüllt gewesen, als Thorsten Bausch, Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens myEnso zu erzählen begann. Es war die Geschichte über einen Werdungsprozess. Einen, der laut Bausch vor über einem Jahr mit der Idee von dem Tante-Enso-Supermarkt begann und noch nicht am Ende angelangt ist. So gab der Firmengründer denn auch Auskunft über den aktuellen Projektstand sowie die zukünftigen Planungen – und bekam im Anschluss überwiegend kritische Fragen gestellt.

Verzögerungen durch den Landkreis Gifhorn

So erklärte der Unternehmer, dass zunächst ein Neubau geplant war. „Wir mussten ein Gutachten machen lassen, ob dies nahe des Eisladens möglich ist. Das dauerte länger. Hinzu kam, dass wir angedacht hatten, im Gebäude einen Bäcker unterzubringen – wodurch das Objekt größer wurde.“ Später sei dann noch der Ukraine-Krieg hinzugekommen. Alles Einflussgrößen, die dazu beitrugen, dass sich „die ganze Sache verschleppt“ habe.

Nachdem es dann das Angebot gab, das leerstehende Gasthaus Thölke zu nutzen, habe sich die Bestands- und Objektplanung als langwierig erwiesen. Bausch berichtete von einer schwierigen Handwerkersuche, monierte aber vor allem das Bauamt des Landkreises Gifhorn: „Es hat hierdurch sehr lange gedauert, doch ich kann nun vermelden, dass die Planungen für den Laden mit rund 3200 Artikeln abgeschlossen sind.“ Es werde eine Haushaltsvollversorgung geben – ergänzt um die 15 000 weiteren Artikel, die über das Online-Portal von myEnso bestellt werden können. Bausch: „Die Waren sind dann im Supermarkt erhältlich und niemand muss dafür Versandgebühren zahlen.“

Aktuell warte das myEnso-Team auf den 25. Mai. Es ist ein Donnerstag, an dem der Landkreis über einen für das Projekt vorbereiteten Förderantrag entscheiden soll. Noch sei jedoch das Baugenehmigungsverfahren nicht abgeschlossen – und auch nach dem 25. Mai ein weiterer separater Förderantrag zu stellen. Vom Bescheid sei abhängig, wann der Markt eröffnet werden kann. „Ziel ist das vierte Quartal. Natürlich ist uns Anfang Oktober lieber als Dezember“, so Bausch, der auch auf eine „Zugpferd-Wirkung“ durch den Supermarkt setzt.

Objekt als Zugpferd für den Handel

So hoffe er, dass durch die Aktivierung des alten Gasthauses auch Bäcker, Metzger und Café-Betreiber angezogen werden. In diesem Zusammenhang verwies er auf die Mitgestaltungsoptionen der Bürger, also derjenigen, die als Anteilseigner erst die Eröffnung des Supermarkts möglich machen. So könne jeder seine Wünsche äußern, was im Laden angeboten werden oder welches Gewerbe es noch zusätzlich im Gebäude geben soll. „Ob der Tante-Enso-Markt dauerhaft so bleibt, wie Sie es wollen, hängt von Ihnen ab“, richtete sich Bausch an die Zuhörer. „Wer sich ein Produkt wünscht, das später aber nicht gekauft wird, muss auch damit leben, dass dies dann aus dem Sortiment fliegt.“

Und: Wer einen Lotto-Laden oder eine Post wolle, müsse sein Ansinnen deutlich machen. Eine Möglichkeit gebe es dafür am Montag, 12. Juni. Demnach können ab 18.30 Uhr Bürger aus Ummern (maximal 30) an einem sogenannten Co-Creation-Workshop im Gemeindehaus teilnehmen, bei dem es darum geht, Gestaltungswünsche zusammenzutragen. Diese wurden vorher anhand eines Fragebogens ermittelt, der via Internet hochgeladen oder an Ummerns Bürgermeisterin Mirijam Müller abgegeben wurde. Auch neue Ideen dürfen laut Bausch am 12. Juni eingebracht werden.

Dass den Zuhörern an Mitgestaltung gelegen ist, machten sie dem Unternehmer in der anschließenden Fragerunde deutlich. Einer Frau ging es dabei um die Kommunikationspolitik des myEnso-Teams, die sie als „nicht gut“ bezeichnete. Sie mahnte an, dass der Austausch oft über das Internet erfolge und Ältere ohne digitales Netz „uninformiert“ seien. Bausch gelobte Besserung und regte an, ein schwarzes Brett einzurichten oder seine Anfragen über die Bürgermeisterin laufen zu lassen.

Weniger als eine Million Euro

In Bezug auf die Tante-Enso-Karte (jeder ab 18 Jahre kann sie erwerben und mit ihr im Markt einkaufen), äußerte ein Mann die Befürchtung, sie könne von Minderjährigen missbraucht werden, um Alkohol zu kaufen. Er sehe es kritisch, wenn das Supermarkt-Personal Alkohol verkauft und frage sich, wie das zu verhindern ist. Bausch entgegnete, dass in einem solchen Fall nicht die Verkäufer in der Verantwortung stehen, „sondern Personen, die den Jugendlichen die Karte geben. Etwa die Eltern.“ Er appellierte dabei an die „Sozialpolizei“, also Bürger, die etwaigen Alkoholmissbrauch beobachten. Diese sollten auch Diebstähle melden.

Dass indes noch nicht alle Karten an ihre Besitzer verschickt sind, liegt laut Bausch an einem damit beauftragten externen Dienstleister, „der nicht so schnell ist“. Überdies müsse die Karte im Internet, bei der Bürgermeisterin oder später im Markt beantragt werden. Sie sei nicht automatisch im Besitz eines Anteilseigners.

Von einem solchen kam denn auch die Frage nach dem Anteil regionaler Produkte. Bausch erläuterte, dass 15 bis 20 Prozent des Sortiments aus lokaler Herkunft stammen sollen. Der große Rest bestehe aus klassischen Supermarkt- und Discounter-Produkten. „Sie werden Gegenwind bekommen, wenn Sie nur auf Regionales setzen. Die meisten Menschen wollen eben ihr Nutella zum Frühstück oder mit Persil waschen.“

Vom Sortiment einmal abgesehen, wollte eine Frau wissen, was der Umbau des Gasthauses kostet. Bausch sprach von „deutlich günstigeren“ Konditionen als es ein Neubau („Ich schätze, das wären rund eine Million Euro“) wäre. Dabei unterstrich er, dass ein Neubau aus seiner Sicht auch nicht funktioniert hätte: „Das geht nicht in diesen Zeiten. Deswegen haben wir ja auch was anderes gemacht.“

Auch interessant

Kommentare