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Hankensbütteler Gymnasium: Prüfungsfach Informatik ist nicht drin

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Von: Paul Gerlach

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Schülerinnen und Schüler nehmen im Klassenzimmer einer 9. Klasse der Gemeinschaftsschule Leutenbach am Geografieunterricht mit Hilfe von Laptops und Tablets teil.
Der Mangel an Informatiklehrern am Hankensbütteler Gymnasium schlägt durch: Das Fach kann von den Schülern der Jahrgangsstufe 11 nicht als Prüfungsfach im Abitur belegt werden. Diese Situation sorgt bei den betroffenen Schülern und Eltern für Unmut. Doch eine Lösung ist kurz- bis mittelfristig nicht in Sicht. © dpa

Hankensbüttel – Der Informatiklehrer-Mangel am Hankensbütteler Gymnasium führt dazu, dass Schüler aus der Jahrgangsstufe 11, die jetzt in die 12 kommen, Informatik nicht als Prüfungsfach im Abitur belegen können. Sie können das Fach nur als sogenannten „Abdeckerkurs“ wählen. Das sorgt für Unmut – nicht nur, aber in erster Linie bei den betroffenen Schülern und Eltern.

„Ungerecht“ für Schüler

Denn klar ist: Wenn Informatik nicht Prüfungsfach sein kann, hat dies unmittelbaren Einfluss auf die Fächerwahl der Schüler. Sie mussten nun andere Prüfungsfächer wählen. Thomas Sordel aus Hankensbüttel, einer der betroffenen Elternteile, spricht daher von einer „Ungerechtigkeit“, dies sei eine Ungleichbehandlung der betroffenen Schüler. Diese hätten nicht die gleichen Chancen wie die anderen Schüler und dies habe unmittelbare Auswirkungen auf ihre Karrieren und beruflichen Ziele. Sein Sohn habe Informatik als Prüfungsfach eingeplant, IT-Kenntnisse seien ein Bestandteil für eine berufliche Karriere in dieser Richtung. Sordel sieht dies als Schwächung des Hankensbütteler Gymnasiums und äußert als Befürchtung eine eventuelle Abwanderung von Schülern an Schulen, wo die gewünschte Fächerwahl möglich ist. „Das ist für das Gymnasium kein gutes Aushängeschild.“ An den Schülern werde gespart, findet er. Dabei fehle es ohnehin schon an ganz viel durch Corona. „Jetzt macht man es noch schlimmer.“

Aktuell gibt es nur einen Informatiklehrer an der Schule, der laut Schulleiterin Cornelia Röhrkasten gesundheitlich leider „nicht ganz so stabil“ sei. Bei einer Eltern-Info am 14. Februar hieß es, dass fünf Lehrer der Schule bereits seit fünf Jahren daran interessiert seien, eine Fortbildung als Qualifikation für den Informatikunterricht zu besuchen. Dafür gab es aber nie eine Zusage, wie Röhrkasten dem IK bestätigt. Ein oder zwei der fünf Lehrer hätten immer noch Interesse daran.

Aber selbst bei einer Zusage würde das der Schule zumindest bei der Problematik in Sachen Prüfungsfach nicht helfen. Denn eine entsprechende Prüfungskommission, die dafür eine Voraussetzung ist, besteht gemäß der Prüfungsordnung aus drei Lehrkräften mit Facultas – also der Lehrbefähigung für ein bestimmtes Fach oder eine Fächerkombination. Und die dann Fortgebildeten dürften zwar Informatik unterrichten, aber kein Abitur darin abnehmen. Laut Röhrkasten ist es möglich, externe Lehrkräfte von anderen Schulen hinzuzuziehen – aber dort seien Informatiklehrer auch Mangelware, dies sei nur ein Notbehelf von außen. Kurz- bis mittelfristig gibt es keine Aussicht, eine weitere Lehrkraft für Informatik zu bekommen, sagt Röhrkasten. Das sei „sehr ärgerlich“ für die nun Betroffenen, auch wenn es nur wenige seien. Einen Hebel sehe sie nur durch eine Änderung der Prüfungsordnung.

„Träume verwehrt“

Die SPD-Landtagsabgeordnete Kirsikka Lansmann aus Ehra-Lessien ist Mitglied im Kultusausschuss des Landtages: Sie ist über die Problematik am Hankensbütteler Gymnasium informiert („Ich verstehe die Sorgen“) und steht ohnehin mit der Schulleitung in Kontakt. Die Situation hat aus ihrer Sicht „Auswirkungen auf die Abiturnote und für die Karriere“ der betroffenen Schüler, Träume würden dadurch verwehrt.

Das Bildungssystem sei in einer „schwierigen Lage“, sagt sie gerade mit Blick auf den Lehrermangel. Doch fest stehe auch, dass man das Berufsbild Informatik dringend benötige. Besonders in solchen MINT-Fächern sei der Mangel „noch größer“. Sie hat nach eigenen Angaben das Thema auf einer Klausurtagung der SPD angesprochen und die Problematik im konkreten Fall ans Kultusministerium weitergeleitet.

Die Qualifizierungsangebote für die Lehrer seien der Knackpunkt. Es gebe zu wenige Plätze in entsprechenden Seminaren, das Angebot müsse ausgebaut werden. „Aber das geht nicht sofort.“ Für die jetzt betroffenen Schüler werde es leider keine Lösung geben. Diese Situation könne sich in nächsten Jahren wieder ergeben, auch in anderen Fächern, gibt sie zu bedenken. „Das ist für die Betroffenen nicht zufriedenstellend, ich kann als Mutter diesen Frust verstehen“, sagt sie. Das Schreiben ans Ministerium sieht sie als Hebel, damit zumindest kommende Jahrgänge profitieren.

Das sagt das Regionale Landesamt für Schule und Bildung in Lüneburg

Bianca Trogisch, Pressesprecherin des Regionalen Landesamtes für Schule und Bildung in Lüneburg, betont auf IK-Anfrage: „Das Fach Informatik muss nicht als Prüfungsfach angeboten werden.“ Es sei ein optionales Angebot. „Nur wenige Schulen bieten Informatik als Prüfungsfach an.“ Dieses habe häufig personelle Ursachen, es gebe zu wenig Informatiklehrkräfte. Das Hankensbütteler Gymnasium habe in dem Fach eine Lehrkraft mit Lehrbefähigung. Gleichwohl sei es „nicht nur nicht unüblich, sondern erforderlich“, dass aufgrund der Personalsituation bestimmte optionale Kurse in bestimmten Jahren nicht angeboten werden (können). Darüber, dass Informatik im Abiturjahrgang 2025 eventuell nicht als Prüfungsfach angeboten werden kann, sei der aktuelle 11. Jahrgang bereits im vergangenen Schuljahr informiert worden. Das Fach des Prüfungskurses müsse bereits in der Stufe 11 belegt worden sein. Insofern sei für die Q-Phase die Wahl eines Prüfungsfachs, das in Stufe 11 nicht belegt wurde, nicht möglich. Trogisch: „Ob das Fach Informatik künftig wieder als Prüfungsfach angeboten werden kann, hängt von der personellen Situation in dem Fach ab.“ Im Nachgang des Informationsgesprächs vom 14. Februar habe es keine konkreten Nachfragen oder Beschwerden in der Schule gegeben. Gerne könnten sich Eltern auch direkt an die Schulleitung wenden, wenn sie Fragen haben.

Das Niedersächsische Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung bietet laut Trogisch eine Qualifizierung von Lehrkräften für Informatik an. Das Interesse an dieser Qualifizierung sei „sehr groß“, die Anzahl der Plätze aber begrenzt.

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