Drei Viertel werden vom Bund gezahlt
Lunja Ernst von der Aktion Fischotterschutz stellte gestern im Hankensbütteler Otter-Zentrum vor, was im Landkreis Gifhorn genau passieren soll und wie der Begriff „Grünland-Vielfalt“ mit Leben zu füllen ist. Freilich nicht ohne Geld – betragen die Projektmittel insgesamt knapp über 1,58 Millionen Euro. Der Löwenanteil von 1,23 Millionen kommt dabei vom Bund. Die Landesmittel liegen indes bei 237 418 Euro, der Eigenanteil bei 158 278 Euro.
Mit dieser Finanzierung im Rücken werden laut Ernst sowohl ökologische als auch sozio-ökonomische Maßnahmen getroffen. Und das in einem Gebiet, das sich ihrer Aussage zufolge als typische Agrarlandschaft mit land- und forstwirtschaftlicher Nutzung zeigt sowie kleine Moor- und Heide-Flächen besitzt. Eigentum der Aktion Fischotterschutz seien dabei Grünflächen mit einer Größe von 462 Hektar.
„Wir wollen dort die Pflanzenartvielfalt erhöhen, insbesondere aber auch diejenige blütesuchender Schmetterlinge und der Vögel“, so Ernst. Unter dem Begriff „Ansaat-Labor“ solle dies ab Herbst dieses Jahres umgesetzt werden. Auch gehe es darum, die Rückhaltefähigkeit des Grünlands zu verbessern, sodass etwa Kohlendioxid zum Klimaschutz und Wasser zum Hochwasserschutz effektiver gespeichert werden kann. „Dieses Vorhaben trägt den Namen ‘Vernässungs-Labor’. Starten wollen wir damit ab Winter 2023“, so die Expertin für Agrarökologie. Weiterhin sei angepeilt, die einzelnen Lebensräume besser zu vernetzen, etwa durch Korridor- und Trittsteinbiotope. Beginnen sollen die Maßnahmen ab Sommer 2024.
Leistungsprämien für artenreiches Grünland
Was die sozio-ökonomische Ebene des Projekts betrifft, so soll eine digitale Karte angelegt werden – als Plattform zur Transparent-Machung der Artenvielfalt und der Ökosystemleistungen. „Es ist ein Instrument, um das Verständnis für die Maßnahmen zu erhöhen“, führt Ernst aus. Neben dieser sogenannten Grünland-Mosaik-Plattform sei auch beabsichtigt, dass die ökonomische und soziale Situation der Grundlandbewirtschafter erhalten und verbessert wird. Mit anderen Worten: Für artenreiches Grünland soll es Leistungsprämien geben. „Auch soll das Bewusstsein für Naturschutz bei den Landwirten und Bewohnern steigen. Dafür wird es wichtig sein, eine funktionierende Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation unter den Partnern zu haben“, so Ernst.
Demnach sollen Informationen über die Zeitung, das Radio und digitale Kanäle weitergegeben werden – aber auch mit Hilfe einer direkten Kontaktaufnahme: Ernst spricht dabei von einer Grünland-Entdecker-Tour, bei der es jährlich mit dem Fahrrad durch die Region geht. Auch sei geplant, bei Festen auf dem Grünland erzeugte Produkte vorzustellen oder Schulklassen aus dem Agrar- und Ernährungsbereich in die Arbeit einzubinden.
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Laut Alina Twerski von der Leuphana Universität Lüneburg sind die Vorteile von einem funktionierenden Grünlandsystem in der Rückhaltung von Wasser in der Landschaft zu sehen. Dies sei für den Hochwasserschutz wichtig – genauso wie etwa für die Grundwasserneubildung. „Grünland hat auch eine Filter- und Pufferwirkung, kann also dazu beitragen, das Trinkwasser sauber zu halten“, führt Twerski aus. Des Weiteren biete ein funktionsfähiges Grünland Erosionsschutz, speichere Kohlenstoff, diene Tieren als Lebensraum und Futterstelle sowie Menschen als Biomasse zur energetischen Nutzung. Und: „Auch der ästhetische Wert für Freizeit und Erholung im Sinne einer kulturellen Dienstleistung ist wichtig – etwa für die regionale Identität.“