Iwan Aivazian, der seit vier Jahren in Wittingen lebt, übersetzte Kremeikes Worte. An die ukrainischen Gottesdienstbesucher gewandt, sagte er, das zurückliegende Jahr habe sich bei ihnen „eingeprägt mit all seinem Schrecken wie kein anderes Jahr in Ihrem Leben“. Aber: „Es ist auch ein Jahr, in dem Sie dem russischen Angriff und seiner menschenverachtenden Ideologie Widerstand geleistet haben“, so Kremeike. Dafür gebühre den Ukrainern die Hochachtung der gesamten freien Welt.
In Hankensbüttel sei man schon eine halbe Woche nach Kriegsausbruch dabei gewesen, zu helfen, erinnerte Kremeike. „Und so helfen wir bis heute und in Zukunft, bis Wladimir Putin diesen Krieg verloren hat.“ Er betonte: „Sie sind hier nicht allein. Wir alle stehen an Ihrer Seite. Und deshalb ist es gut, dass wir auch heute Nachmittag hier zusammen in unserer Kirche sind, um gemeinsam der unermesslich großen Not zu gedenken, die mit dem Krieg über Ihr Land gekommen ist.“
Kremeike verwies auch auf die Niedersachsen-Hymne, in der der Geschichte des Landes gedacht werde, zu der auch der Sieg gegen römische Imperialisten gehört habe. Und er fügte hinzu: „Wenn man heute ein Lied darüber schreiben würde, wer in Europa Land raubende Imperialisten abwehrt und die Freiheit Europas verteidigt, dann wäre die Antwort auch klar: die Ukrainer.“
Der Krieg, der ihnen seit einem Jahr aufgezwungen werde, sei nicht nur ein Kampf um die Freiheit, die Einheit und die Menschenrechte in ihrem Land – es sei ebenso „ein Kampf für die Freiheit, die Selbstbestimmung und die Menschenrechte in Europa und der Welt. Ich glaube und ich fürchte, dass dies noch nicht allen Menschen und auch nicht allen Politikern in Europa und in Deutschland klar ist“, sagte Kremeike. Er hoffe, dass nun die effektive und umfangreiche Hilfe für die Ukraine aus Deutschland, Europa und Amerika immer mehr Gestalt annehme und nicht wieder aufhöre.
Es sei auch ein Kampf um Werte, der in der Ukraine geführt wird, erklärte Kremeike, der auch den Moskauer Patriarch Kyrill erwähnte. Der habe davon gesprochen, dass in der Ukraine angeblich die guten, recht-gläubigen Werte der Kirche gegen die verderblichen Werte des Westens im Kampf stehen. Papst Franziskus hatte Kyrill daraufhin „den Ministranten Putins“ genannt. Und Kremeike stellte mit Blick auf die Haltung des Patriarchen klar: „Die Werte unserer freien Welt gründen auf der Demokratie des alten Griechenlands und den Werten der Freiheit und der Würde eines jeden einzelnen Menschen, wie sie in der Bibel verbürgt sind. Und diese Werte gelten für alle Menschen.“