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Erdbebenkatastrophe erschüttert Menschen im Kreis Gifhorn

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Von: Burkhard Ohse

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Erdbebenkatastrophe in der Türkei: Ein Such- und Rettungsteam trägt eine Frau, die nach dem schweren Erdbeben an der türkisch-syrischen Grenze aus den Trümmern geborgen wurde.
Ein Such- und Rettungsteam trägt eine Frau, die nach dem schweren Erdbeben an der türkisch-syrischen Grenze aus den Trümmern geborgen wurde. © DPA

Gifhorn – Das schwere Erdbeben in der Türkei und in Syrien strahlt bis nach Gifhorn. Mariam Souliman ist Syrerin, Ärztin im Gifhorner Klinikum und wohnt seit einigen Monaten in der Kreisstadt. Ihr Heimatort Latakia liegt wie Aleppo und Idlib im von den vielen Erdbeben erschütterten Gebiet, wo es viele Tote zu beklagen gibt.

„Meinen Eltern und meinen Geschwistern geht es gut“, sagt sie erleichtert. Zwar sei deren Wohnung in der Stadt beschädigt, aber die Familie zog in ein Haus auf dem Dorf und sei in Sicherheit. Ums Leben gekommen sind allerdings ihre Professorin und deren Mann sowie ein Kollege. „Ich bin um 6 Uhr aufgestanden und habe von dem Unglück erfahren. Ich habe das erst nicht geglaubt. Ich wollte dann sofort per Internet Kontakt aufnehmen, aber das war ausgefallen“, sagt Souliman. Schließlich erreichte sie ihre Eltern telefonisch und erfuhr, dass sie überlebt haben.

Doch mindestens 2500 Opfer sind bisher in dem Kriegsland zu beklagen. „Und man kann nichts machen“, ist Souliman hilflos, denn Hilfsgüter oder Geld kommen derzeit nicht in Syrien an. Hilfsorganisationen haben keinen Zugang zu dem Katastrophengebiet auf syrischer Seite. „Dabei ist Hilfe für die vielen Opfer, die obdachlos sind, bitter nötig“, weiß sie.

Die Betroffenheit zu der Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien ist auch in der türkischen Community der Kreisstadt sehr groß. „Das ist sehr, sehr traurig“, sagt Yasar Demirdas, Vorsitzender des Fußballvereins SC Bosporus, der das Unglück „nur schwierig in Worte fassen kann“. Erinnerungen kämen hoch an das Erdbeben 1999 in der Türkei. „Das Ausmaß ist schwer nachzuvollziehen. Viele alte Großstädte sind zeitgleich zu Asche zerfallen“, weiß er aus den Berichten. „Das ist schlimm, wenn man vor Ort ist und die Toten sieht“, erinnert er sich an die Aussagen seines Vaters, der 1999 in der Türkei vor Ort war. Persönliche Bezüge bei dieser Katastrophe hat, so wie er bisher weiß, niemand in seinem Umkreis. „Das hätte sich schon längst herumgesprochen“, sagt Demirdas. Dennoch ist er aktiv und will helfen. „Seit Montag stehen wir im Austausch und überlegen, was wir machen können. Wir wollen über die Aktion Deutschland hilft Geld spenden“, sagt er, „und das schnell, denn das Geld wird jetzt gebraucht.“ Einige Aktionen mit Sachspenden wurden abgeblasen, weil es Schwierigkeiten an den Grenzen geben könnte, wie man aus den sozialen Netzwerken herausliest, in denen auch zu Geldspenden aufgerufen wird. Auch wenn die Katastrophe relativ weit weg ist, der Krieg in der Ukraine habe wohl die Menschen überall sensibilisiert, mutmaßt der Vereinsvorsitzende. „Das ist das einzig Positive bei der Katastrophe, dass auf der ganzen Welt Solidarität gezeigt wird“, sagt Demirdas. „Die vielen Menschenleben sind aber nicht zu ersetzen“, schränkt er ein und denkt an alle Menschen, auch an die Betroffenen in Syrien, denn das könne man nicht trennen.

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