Die vergangenen Sommer brachten Hitze und wochenlange Dürre mit sich. Auch das Isenhagener Land hat längst die Auswirkungen gespürt, die der Klimawandel mit sich bringt. Vermehrte Flächen-, Vegetations- und Waldbrände beschäftigten die hiesigen Freiwilligen Feuerwehren. Und der Moorbrand bei Neudorf-Platendorf hatte 2022 eine zusätzliche Gefahr zurück in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt.
Auch Kräfte der Fliegerstaffel der Bundespolizei kommen bei solchen Einsatzlagen ins Spiel. Besonders schwierig wird es dann, wenn Brände auf einstigen Truppenübungsplätzen ausbrechen, da dort oftmals nicht alle Flächen geräumt werden können. Die Beispiele der vergangenen Jahre haben das Ausmaß dieser Einsätze in Deutschland gezeigt. Nur geräumte Wege können von den Einsatzkräften der Feuerwehren befahren werden, oft lassen sich die Brandlagen nur aus der Luft bekämpfen.
Eine solche Fläche gibt es bekanntlich auch zwischen Ehra und Transvaal – und genau dort wurde nun der Ernstfall geprobt. Jürgen Errerd, Polizeirat und Leiter des Stützpunktes der Bundespolizei-Fliegerstaffel Fuhlendorf in Gifhorn, gab bei einem Vor-Ort-Besuch Einblicke in das Training, welches im Ernstfall so wichtig ist. Dank sogenannter „Bambi Buckets“, die mithilfe von Verbindungskabeln an die Polizeihubschrauber montiert werden, kann die Besatzung punktuell Wasser entnehmen und in Brandgebieten entladen. „Diese Behälter bieten Platz für etwa 2000 Liter“, erklärte der Stützungspunktleiter gegenüber dem IK.
Am Donnerstag wurde nun diese gezielte Entnahme sowohl aus dem Elbe-Seitenkanal trainiert, als auch aus einem „Fire-Flex-Tank“, der ein Volumen von 40 000 Liter Wasser umfasst. Gerade das Ansteuern dieses Tanks benötigt von den jeweiligen Piloten größte Konzentration, bietet der runde Tank doch nur einen Durchmesser von 3,50 Meter. Schwierig ist es auch, da es keine Sicht auf das unter dem Hubschrauber ablaufende Geschehen gibt. „Eine gute und eingespielte Kommunikation der dreiköpfigen Besatzung ist daher unerlässlich“, sagte Errerd. Diese besteht in der Regel aus zwei Piloten und einem „Controller“. Der dann befüllte „Bambi Bucket“ verlangt den Piloten zusätzliches Geschick zum Ausbalancieren der Maschine ab.
Der Wasser-Tank wurde gestern mithilfe von Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis befüllt. Aus dem Nordkreis gehörten diesem Wassertransportzug Nord auch die Ortswehren aus Vorhop und Ohrdorf an, wie Kreisbrandmeister Jens Dieckmann berichtete.
Und auch Harald Sälzer, seit mehr als 25 Jahren Förster auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz, brachte seine Expertise rund um das Gebiet ein. Seit 1996 ist er dort tätig, und hat an der Entwicklung des neuen Brandschutzsystems mitgewirkt. Kaum einer kennt das Gelände mit seinen munitionsverseuchten Flächen besser. „Wir sind dankbar, dass diese Übung hier stattfindet.“ Es sei extrem hilfreich, wenn die unterschiedlichen Kräfte das Gelände noch näher kennenlernen.
Zwei „Super Puma“-Maschinen waren im Einsatz. In den Mittagstunden kam noch ein etwas kleinerer Hubschrauber hinzu, der über Wärmebildkameras verfügt. Nicht nur die Wasserentnahme wurde von insgesamt zehn Besatzungsteams geprobt, die sich aus ganz Deutschland in dieser Woche in Gifhorn zu einem Brandschutzhelferlehrgang der Bundespolizei befanden. „Damit sind wir hier natürlich mit einer Vielzahl an Kräften vor Ort, das passt gut“, so Errerd. Die Bundespolizei probte auch das gezielte Entleeren der Behälter.
Gerade für junge Piloten erwies sich die Übung als überaus wichtig. Aber nicht nur für sie: Gleich zu Beginn mussten einige technische Probleme gelöst werden, „aber genau dafür sind wir auch hier“, meinte Errerd schmunzelnd. So ließ sich ein „Bambi Bucket“ zuerst nicht öffnen, aber dank der Expertise vor Ort konnte das zügig gelöst werden. Insgesamt zeigten sich die Beteiligten zufrieden mit dem Tag.