Charme, Spielwitz und Spontanität

Ehra. Derb, drall und deftig: So kam die Theatergruppe Barwedel daher, als sie am Freitagabend im Landhotel Heidekrug in Ehra gastierte.
Vor einem ansehnlich gefüllten Saal führte sie das Stück „Spanien olé“ auf und bewies, dass sie neben dem einfachen Slapstick auch über Charme, Spielwitz und Spontanität verfügt. Dass die meisten Dialoge direkt auf die Lachmuskeln der Besucher gerichtet waren, kam in den Rängen gut an.
Der Einakter von Bernd Gombold bedient bewusst Klischees bis an ihre Grenzen. Das wird bereits bei den Namen der Familien, Meckerer und Pingelig, deutlich. In der Handlung wird karikiert, was als typisch deutsche Eigenschaften angenommen wird. Eine Familie fährt seit 20 Jahren immer in dasselbe Hotel in Spanien. Der Vater bringt sogar sein eigenes Bier mit und meckert in zum Teil brutaler Weise an allem herum, besonders an nicht Deutsch-Konformen.
Er geht seiner Familie und den anderen Gästen, der Eleonore Pingelig und ihrem hoffnungslos minderbegabtem Sohn Heinz-Dieter fürchterlich auf die Nerven, während sich im Hintergrund eine Romanze zwischen dem spanischen Hotelier Pedro und Evi, der Tochter der Familie Meckerer, nach Jahren der jährlichen Pflege intensiv fortsetzt. Natürlich hat ein solches Stück ein Happy End. Doch zuvor wird recht rustikal gemeckert und bis an die Grenzen, doch niemals darüber, handfest agiert.
Doch auch im begeisterten Beifall der Aufführungsgäste geriet nicht in den Hintergrund, warum die Barwedeler Truppe mit ihrem guten Bühnenakt nach Ehra gekommen war. Bevor sich der Vorhang zum Theater öffnete, standen Christiane Hulshof und Sascha Krämer auf der Bühne, um von den Hintergründen zu berichten. Sascha Krämer ist der Verlobte von Nicole Schuster, der Mutter von Maurice, dem 15-Jährigen, der seit einem Badeunfall im Mai von den Schultern abwärts gelähmt ist und sich in einer Hamburger Spezialklinik befindet.
Sascha Krämer zeigte sich überwältigt von der Welle der Hilfsbereitschaft, mit der seiner Familie in jeder Weise und auch finanziell geholfen werde. Christiane Hulshof rief dazu auf, überall Not zu erkennen und zu helfen. Das habe der Weyhäuser Motorradklub Wild Vikings in vorbildlicher Solidarität getan. Am Rande der Vorstellung erklärte sie, dass sie angesichts der Aktivitäten des Clubs über Internet ihre Bewunderung gegenüber den Akteuren geäußert und den Kontakt gesucht habe. Unter dem Gesichtspunkt, dass gemeinsam noch besser zu handeln sei, habe sie ihre Theatergruppe angesprochen und dort sofort die Bereitschaft gefunden, diese Benefizaufführung zu veranstalten.
Während die Begeisterung im Saal stetig stieg, Schenkelklopfen auf Lachsalve folgte, spielten sich die Schauspielerinnen und Schauspieler auf der Bühne in herausragende Form. Dabei half sicherlich, dass die Charaktere den Darstellern auf den Leib geschrieben schienen. Der Eintritt war zwar frei, doch wurde um eine Spende für die so schwer betroffene Familie gebeten. Die Höhe des Erlöses soll nach der endgültigen Abrechnung bekannt gegeben werden; sie wird wohl beachtlich sein.
Von Horst Michalzik