Auch in Tangerhütte mache sich der Autobahnbau schon bemerkbar. So entsteht in der Ortschaft Lüderitz, in unmittelbarer Nähe der künftigen Abfahrt, eine neue Eigenheimsiedlung. Die 19 Bauplätze waren in kurzer Zeit ausgebucht. Das Problem: Sachsen-Anhalts Landesentwicklungsplan sieht solche Wohngebiete außerhalb der Grundzentren eigentlich nicht vor. „Nur weil wir das große Interesse nachweisen konnten, durften wir die Baufläche ausweisen“, so der Bürgermeister. Weniger Hürden gab es in der Kernstadt, wo das neue Wohngebiet „Am Dämmchen“ Gestalt annimmt. Dort stehen 18 Grundstücke in idyllischer Lage zur Verfügung. In beiden Fällen übernehmen private Investoren Erschließung und Vermarktung. Während Eigenheime gefragt sind, dümpelte das kommunale und genossenschaftliche Wohnungswesen lange vor sich hin. Inzwischen ist auch hier Bewegung. Wie viele ländliche ostdeutsche Regionen musste auch die Altmark in den vergangenen Jahrzehnten einen erheblichen Bevölkerungsschwund verzeichnen. Die Kernstadt Tangerhütte hatte 1990 knapp 8000 Einwohner, heute sind es nicht mal mehr 5000. Insgesamt zählt die Einheitsgemeinde gerade mal 10 000 Einwohner. Die hohe Leerstandsquote und damit die Altschulden, konnte inzwischen durch Abriss und Rückbau deutlich reduziert werden. Beide Gesellschaften investieren in Projekte, die das Wohnen im Bestand wieder attraktiver machen sollen.
Der Wegzug sei inzwischen gestoppt. Von Landflucht könne keine Rede mehr sein, sagt Brohm. Was der Einheitsgemeinde weiterhin zu schaffen macht, ist der demografische Wandel, vor allem die Überalterung. Weil mehr Menschen sterben als geboren werden oder neu hinzuziehen, schrumpft die Bevölkerungszahl noch immer leicht. Der Bürgermeister will daher vor allem junge Leute in die Region locken. Dabei setzt er nicht nur auf die Iändliche Idylle. Neben der guten Verkehrsanbindung über Straße und Bahn sei der Anschluss an die Datenautobahn unverzichtbar. Im kommenden Jahr soll der Highspeed-Ausbau abgeschlossen sein. Ausreichende Kita-Plätze, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und die (noch) gut ausgestattete ärztliche Versorgung sprächen zudem für die Einheitsgemeinde.