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Vollenschier: Gutshaus soll zweites Leben erhalten

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Von: Stefan Hartmann

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Hinter der Tapete, die von einer Hand abgekratzt wird, ist geschwärzter Lehm zu sehen.
Über die Tapete kann man geteilter Meinung sein. Dr. Volker Stephan, Ortskurator Stendal der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, ist jedoch ganz entzückt von den Rußspuren an der Lehmwand, die sich dahinter verbergen. © Hartmann, Stefan

Es ist das letzte, das noch übrig ist: Ein Gutshaus in Vollenschier soll eine Zukunft erhalten. Die Besitzer wollen Ferienwohnungen daraus machen. Fördermittel helfen ihnen dabei, ihr Projekt umsetzen zu können. 

Vollenschier – Entzückt steht Dr. Volker Stephan, Ortskurator Stendal der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), in einem verfallenen Gutshaus in Vollenschier und kratzt die Tapete von der Wand. Der Lehm, der dahinter zum Vorschein kommt, ist ganz schwarz. Es handelt sich um den, wegen des damals offenen Feuers, „schwarze Küche“ genannten Raum des Gebäudes. „Wenn das erhaltbar wäre“, schwärmt der Ortskurator. Aber zunächst soll mithilfe von Fördermitteln die Außenfassade des Denkmals erhalten werden.

Das Fachwerkhaus, das das letzte erhaltene Gutsarbeiterhaus in Vollenschier ist, gehört den Eheleuten Hans-Georg und Philippa von Engelbrechten seit mittlerweile rund fünf Jahren. Nun sollen in diesem zwei Ferienwohnungen entstehen. Bis es so weit ist, muss noch einiges passieren, aber die Eheleute sind optimistisch, schon bald Fortschritte machen zu können. In rund einem halben Jahr soll die Fassade wieder in einem vorzeigbaren Zustand sein, erklären sie vor Ort. Aber ihnen ist auch klar, dass Bauprojekte selten im Kosten- oder Zeitrahmen bleiben, den man vorher abgesteckt hat. Einige mögliche Probleme sind dabei noch nicht absehbar. „Hier unten ist alles voller Beton“, erklärt Philippa von Engelbrechten und weist auf Schwelle am Boden. Die Balken dort sind einmal – offenbar nicht fachgerecht – eingefasst worden. In der Folge fängt das Holz dort an zu gammeln und muss bei der Sanierung wieder verlängert werden. Bessere Nachrichten gebe es jedoch bei den Ziegelsteinen, die die einzelnen Fächer füllen. „Der Mörtel geht ganz einfach ab“, erklärt die Eigentümerin weiter. So könnten die Steine herausgenommen, gesäubert und später wieder eingesetzt werden. Das sehe auch besser aus, wenn Steine, die schon etwas erlebt haben, anstatt ganz glatte und neue verwendet werden. Wie viele von den Steinen jedoch bereits gebrochen sind und doch nicht mehr zu verwenden sind, müsse noch während der Arbeiten festgestellt werden.

Bei den Sanierungsarbeiten kommt den Eheleuten zugute, dass es sich um ein Fachwerkhaus handelt. Erst während der Arbeiten habe Philippa, so sagt sie, lernen können, „Was das für ne geile Technik ist.“ Sichtbar ist das unter anderem schon an der Rückseite des Gebäudes. Eigentlich sollte dort eine Wand sein. Stattdessen steht das Dach auf einigen Metallsäulen. Damit es nicht hereinregnet, ist eine Folie davor gespannt.

Die von Engelbrechtens hoffen auf Familien- und Fahrradurlauber, die sich für eine Woche in Vollenschier einnisten wollen, um von dort aus die Altmark sternförmig zu erkunden.

Das ehemalige Gutsarbeiterhaus, ein eingeschossiger, lang gestreckter Fachwerkbau mit Satteldach und Fledermausgaube, entstand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, lässt die DSD in einer Pressemitteilung wissen. Das ehemals aus vier Wohnungen bestehende Gutsarbeiterhaus sei kulturgeschichtlich bedeutsam als letztes authentisch erhaltenes Beispiel der ursprünglich das Gutsdorf weitgehend einheitlich prägenden Bebauung. Um dieses Denkmal erhalten zu können, unterstützen die DSD und Lotto-Sachsen-Anhalt die Sanierung der Außenfassade des Hauses mit 25 000 Euro Fördermitteln.

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