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Fall Inga aus Stendal: Ermittler sichten alte Spuren neu

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Von: Marco Hertzfeld

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Polizeifahrzeuge stehen 2015 bei der Suche nach Inga in einem Wald bei Wilhelmshof.
Einsatzfahrzeuge stehen Anfang Mai 2015 bei der Suche nach Inga nahe dem Diakoniewerk in Wilhelmshof. Es scheint, als hätte der Wald das Mädchen verschluckt. © Jens Wolf

Wo ist Inga Gehricke? Das Mädchen aus dem Salzlandkreis verschwand 2015 in Wilhelmshof bei Stendal. Polizei und Staatsanwalt scheinen ziemlich ratlos, beteuern aber, das Kind noch nicht verloren gegeben zu haben.

Stendal – So gut wie jeder Stein scheint umgedreht und jede naheliegende Frage gestellt. Inga Gehricke bleibt auch nach fast genau sechs Jahren verschwunden. Polizei und Staatsanwaltschaft in Stendal scheinen ratlos. Das Kind soll aber auch kurz vor seinem zwölften Geburtstag nicht verloren gegeben sein. Zurzeit erfolge eine „nochmalige Sichtung und Auswertung der vorhandenen Spurenakten“ mit dem Ziel, weiterführende und neue Ermittlungsansätze zu gewinnen, informiert Beatrix Mertens, Sprecherin der Polizeiinspektion (PI). Im Laufe der Jahre waren mehr als 2100 Hinweise bei der Polizei eingegangen. Vorerst bleibt es bei einem ernüchternden Fazit: „Aufgrund der bisherigen Hinweise haben sich keine neuen zielführenden Ermittlungsansätze ergeben.“

Inga Gehricke verschwand im Alter von fünf Jahren.
Inga Gehricke ist fünfjährig verschwunden. © Polizei Stendal

Mehr als 2100 Hinweise eingegangen

Im Frühjahr vergangenen Jahres hatte der Anwalt des Vaters schwere Vorwürfe gegen die Polizei erhoben und eine Übernahme der Ermittlungen durch das Landeskriminalamt in Magdeburg gefordert. Es sei teilweise nur einseitig ermittelt und das Gutachten einer Sachverständigen auf nicht ganz saubere Art und Weise in Auftrag geben worden. Die PI wies die Vorwürfe strikt zurück. Aktuell in dieser Woche betont Mertens: „Alle Ermittlungen wurden und werden objektiv und mit der gebotenen Sorgfalt durchgeführt.“ Für das Ermittlungsverfahren ist unverändert die Staatsanwaltschaft Stendal zuständig. „Nach wie vor eingehende Hinweise werden in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft durch den Zentralen Kriminaldienst der Polizeiinspektion im Rahmen des Dienstgeschäftes geprüft.“

Stendal trotz Kritik weiterhin zuständig

Der Fall bleibt rätselhaft. Inga aus Schönebeck bei Magdeburg war 2015 mit der Familie im Diakoniewerk Wilhelmshof bei Uchtspringe zu Besuch. Das Gelände ist recht weitläufig. Inga ging während eines kleinen Festes an den Waldesrand und wollte vermutlich Holz für ein Lagerfeuer holen. Die damals Fünfjährige kehrte nicht zurück. Was am Abend des 2. Mai genau geschehen ist, lässt sich in der entscheidenden Frage demnach noch immer nicht ausreichend rekonstruieren. Polizeiliche Ermittlungen fanden in den vergangenen zwölf Monaten „nicht unmittelbar vor Ort“ statt, lässt die PI-Sprecherin auf AZ-Anfrage weiter wissen. Und: „Ein Verbringen des Kindes vom Wilhelmshof ist nicht ausgeschlossen und wird in hiesiger Behörde als eine von mehreren Versionen berücksichtigt.“

Fall in der Altmark bleibt rätselhaft

Es brauchte für die Presseantworten gut eine Woche und mehrere Absprachen. Allzu tief lassen sich die Ermittler auch nicht in die Karten schauen. Dass Ingas Verschwinden so manchen Beamten auch ganz persönlich beschäftigen und bewegen dürfte, könnte in der Natur des Falles liegen. Mindestens 1000 Polizisten, Feuerwehrleute und Helfer suchten damals nach dem Kind. Die Ermittler setzten Spürhunde ein und ließen ganze Waldgebiete durchkämmen. Hubschrauber stiegen auf, Lautsprecherwagen fuhren die Gegend ab. Die Fahndung lief bundes- und europaweit. Auf die heiße Spur hofft die Stendaler Polizei weiterhin. Und noch einmal die PI-Sprecherin aktuell: „Anfragen und Anregungen der Eltern werden über deren Rechtsbeistände an die Staatsanwaltschaft und die Polizei herangetragen und hier geprüft.“

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