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Stendals scheidender Bauamtsleiter Westrum bemängelt fehlendes Vertrauen

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Von: Stefan Hartmann

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Der scheidende Bauamtsleiter der Hansestadt Stendal Georg-Wilhelm Westrum.
Zu seiner Verabschiedung kann Bauamtsleiter Georg-Wilhelm Westrum in Stendal eine große Menge Geschenke und Präsente entgegennehmen. © Hartmann, Stefan

Nach 31 Jahren verlässt Bauamtsleiter Georg-Wilhelm Westrum seinen Posten in der Hansestadt. Neben zahlreichen realisierten Projekten lässt er aber auch kritische Worte zurück: Es mangele an Vertrauen in die Verwaltung.

Stendal – 31 Jahre lang hat Georg-Wilhelm Westrum der Stadt Stendal seinen Stempel aufgedrückt. Während zahlreiche Weggefährten, Begleiter und Freunde zur Verabschiedung kamen, um dem scheidenden Bauamtsleiter für seine Arbeit zu danken, waren die Zusammenarbeit für ihn – seine Gegner würden sagen mit ihm – in den vergangenen Jahren nicht immer einfach. Froh, diesen anhaltenden Auseinandersetzungen zu entgehen, sei er jedoch nicht, sagt Westrum auf AZ-Nachfrage. „Ich habe meine Arbeit immer gerne gemacht.“

Als er 1991 um Weihnachten das erste Mal in Stendal war, sei die Stadt schlimm anzusehen gewesen. „Der Verfall war überall sichtbar“, stellt er dazu klar. Während und nach seinem Dienstantritt 1992 sei eine schwere Zeit gewesen. Vieles hätte sich noch finden und koordiniert werden müssen. Aber Schritt für Schritt hätten alle gemeinsam daran gearbeitet, in Stendal ein lebenswertes Umfeld zu schaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, brauche es Vertrauen. „Vertrauen steht über allem“, sagt Westrum nicht nur einmal während seiner Verabschiedungsrede. Dem gegenüber stellt er die Unsicherheit. Denn die „ist das Schlimmste, was es geben kann.“ Davon gebe es jedoch momentan immer mehr, denn es mangele auch an Vertrauen gegenüber der Verwaltung. „Hier ist kein Vertrauen mehr. Hier ist nur noch Kampf“, urteilt er auf AZ-Nachfrage. Im Stadtrat werde zu oft polemisiert. Die ständigen Verzögerungen, die das verursache, kosten derweil bares Geld, führten zu Stillstand und damit gehe Lebensqualität verloren. Den Grund für das Vorgehen sieht er im Ego. Manchen Stadträten gehe es scheinbar nicht mehr darum, gemeinsam etwas für die Stadt zu erreichen, sondern eher um das Prinzip, es der Verwaltung einmal zu zeigen. „Aber das ist doch nicht zum Wohl der Stadt“, sagt Westrum. Rund eine Milliarde Euro sind während seiner Zeit in die Stadt investiert worden, schätzt er. Trotzdem ist er nicht ganz zufrieden mit seinem Lebenswerk. Gerne hätte er noch die Projekte Hallstraße, Mönchskirchhof, Karlstraße und den Sperlingsberg zuende gebracht. Das fällt nun anderen zu.

Ein dickes Lob gab es auch von Maik Grawenhoff, Referatsleiter Städtebauförderung und Architektur im Ministerium für Infrastruktur und Digitales. Eigentlich hätte es Westrum verdient, dass die Ministerin zu seiner Verabschiedung komme, sagt er. Mit dem geradlinigen, – im positiven Sinne – streitbaren und verbindlichen Westrum hätte gut zusammengearbeitet werden können. Das habe auch etwas mit Vertrauen zu tun, sagt Grawenhoff. „Weil das Wort von Herrn Westrum etwas galt.“ Ob es für die Stadt nun schwerer werde, wollte er nicht beurteilen, schließlich kenne er die bisherige Nachfolgeregelung noch nicht. Aber andersherum zollt er dem Bauamtsleiter Respekt: „Ich hätte Westrum gerne in meine Mannschaft geholt.“

Zunächst wird Oberbürgermeister Bastian Sieler (parteilos) übergangsweise das Zepter im Bauamt schwingen und die Arbeit Westrums fortführen, den er als Vorbild nannte. Ebenso wie er wolle auch Sieler in seiner Zeit als Oberbürgermeister seine Handschrift in der Stadt sichtbar machen. Westrums Nachfolge ist noch nicht geklärt. Bis zum 7. Mai läuft die Stellenausschreibung noch, die unter www.stellenportal.stendal.de einsehbar ist.

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