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Stendal: Samariter-Sirenen fallen auf

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Von: Stefan Hartmann

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Ein Martin-Horn auf einem Feuerwehrfahrzeug.
Ein klassisches Martin-Horn an einem der Stendaler Feuerwehrfahrzeuge. Es ist nicht lauter, gilt aber als besser hörbar. © Hartmann, Stefan

Das Sirenengeheul von Einsatzfahrzeugen ist in Deutschland fest geregelt. Trotz der deutlichen Rahmenbedingungen gibt es deutliche Unterschiede. Die kommen unter anderem daher, dass der Ton anders erzeugt wird.

Stendal – Seit mittlerweile fast vier Monaten sind die Fahrzeuge, Sanitäter und Notärzte des Arbeiter-Samariter-Bundes im Landkreis unterwegs. Häufig wird gesagt, dass der Wechsel „Geräuschlos“ vorübergegangen sei. Bei den betrieblichen Abläufen mag das stimmen, jedoch nicht im wahrsten Sinn des Wortes: Die Sirenen der ASB-Rettungswagen scheinen im Vergleich zu denen der Johanniter-Unfall-Hilfe besonders laut zu sein.

Dass in Stendal die sogenannten Martinshörner zu hören sind, ist quasi alltäglich. Wer dann aus dem Fenster schaut, um zu erfahren, wo die Feuerwehr hinfährt, wurde in den vergangenen Monaten jedoch manchmal überrascht. Statt eines Löschfahrzeuges, war ein Rettungswagen im Einsatz. Das bestätigt auch Stadtwehrleiter Martin Jurga. Besonders in der Nacht des Jahreswechsels hätten viele Menschen gefragt, wo die Feuerwehr denn überall im Einsatz war. Doch tatsächlich handelte es sich bei den volltonig klingenden Sirenen um die der neuen angekommenen Fahrzeuge des ASB.

Die Tonfolge macht dabei nicht den Unterschied. Die ist in Deutschland – wie so viele andere Dinge – per DIN-Normung – geregelt. Das Tonintervall bildet eine reine Quarte zwischen 360 Hz und 630 Hz. Ein deutlicher Unterschied liegt aber darin, wie der Ton entsteht, erklären die Gerätewarte der Stendaler Feuerwehr, die auf verschiedenen Fahrzeugen, verschiedene Methoden verwenden. Insbesondere, aber nicht nur, bei größeren und älteren Fahrzeugen werden Kompressoren verwendet, die den Ton mittels Hörnern erzeugen. Das namentlich geschützte „Martin-Horn“ der Firma „Max B. Martin GmbH & Co.kg“ hat sich dabei im Volksmund als „Martinshorn“ durchgesetzt. Die mittlerweile relativ raumsparenden Kompressoren nehmen dennoch zusätzlichen Platz weg, der auf kleineren Fahrzeugen, wie beispielsweise Notarzt oder auch Polizeifahrzeugen, ohnehin knapp sein kann. Der Vorteil des Systems liege darin, dass es besser zu hören sei, sagt der Stadtwehrleiter. „Man merkt es, wenn man im Fahrzeug mit Kompressor ist“, erklärt er. Andere Verkehrsteilnehmer könnten diese besser hören – insbesondere, wenn laute Musik im Fahrzeug läuft. Platzsparender sind rein elektronische Anlagen. Diese können mitunter den Balken, die auch das Blaulicht enthalten, mit eingebaut werden. Sie haben meist einen saubereren Klang, wohingegen der der Pressluft-Hörner eher als „keuchend“ beschrieben wird.

„Sie sind keineswegs lauter als ihre elektronischen Pendants, jedoch ist die subjektive Wahrnehmbarkeit eine andere“, erklärt auch Nicole Bosold, Pressesprecherin des ASB Regionalverband Magdeburg, auf AZ-Nachfrage und bestätigt, dass in den Rettungswagen des Unternehmens tatsächlich Pressluft-Anlagen verbaut sind.

Dass ein Einsatzfahrzeug, das sich gegebenenfalls über Kreuzungen und durch den Verkehr schlängeln muss, schon früh zu hören ist, stellt einen – zumindest gefühlten – Vorteil aufseiten der Druckluftsysteme dar. Aber auch die elektrischen Anlagen können mit Vorzügen aufwarten. Neben der kompakteren Bauweise können sie auch einfacher als Lautsprecher für Durchsagen verwendet werden. Auch insgesamt sind sie vielseitiger. Sie können mit zahlreichen Signaltönen programmiert werden – und somit ohne Änderungen in verschiedenen Ländern mit anderen Warntönen verwendet werden. Das wirkt sich auch auf Lieferzeit und Kosten aus. Derzeit müsse mit rund 24 Monaten Lieferzeit für ein Martin-Horn gerechnet werden, sagt Jurga.

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