Solange die Hansestadt Stendal nicht selbst Eigentümerin der ehemaligen Wohnblöcke in Süd sei, könne ein Abriss nicht bewirkt werden. „Diese Entscheidung ist durch die derzeitigen Eigentümer zu treffen.“ Insgesamt sind es sechs Wohnblöcke, wobei einzelne aus mehreren auseinandergebauten Teilen bestehen. In jüngerer Vergangenheit hatten es immer wieder einmal die Vermutung gegeben, bei verbliebenen Häusern könnte es sich um reine Spekulationsobjekte handeln. Mehrere Dutzend Gebäude und Tausende Quartiere sind nach der politischen Wende in Süd aufgegeben worden. Die Wunden sind nach wie vor sichtbar. Am Rande entstehen längst mehr und mehr Einfamilienhäuser.
Auf dem Großteil der Fläche herrscht Tristesse. Zerstörungswut ist an der Tagesordnung. Mitunter türmt sich illegal entsorgter Müll regelrecht auf. „Das Problem in Süd besteht seit Jahren beinahe unverändert“, redet Hellmuth erst gar nicht um den heißen Brei herum. „Der Stadtordnungsdienst stellt immer wieder offen stehende Wohnblöcke fest. Dies ist auf Vandalismus zurückzuführen, weniger auf den Zerfall der Liegenschaften.“ Und ja, das Gebiet werde weiterhin als Müllablage genutzt. „Auf Anordnung des Oberbürgermeisters wird das Gebiet regelmäßig auf Verunreinigungen untersucht.“ Illegaler Abfall komme umgehend weg oder der Fund werde zuständigkeitshalber an den Landkreis Stendal gemeldet.
„Eigentümer der verbliebenen Blöcke sind private Dritte“, heißt es von Hellmuth aus dem Büro des Oberbürgermeisters weiter. Rathauschef ist seit August Bastian Sieler (parteilos). Drei Blöcke befindet sich direkt an der Hanseallee, zwei an der Bremer Straße, einer an der Lüneburger Straße. Gerade letztgenannte Einheiten lägen zentral und hemmten eine Entwicklung. „Die Blöcke sind in ihrem jetzigen Zustand unbewohnbar. Da die größten Vermieter der Stadt bereits Wohnungen in Gebäuden ähnlicher Bauweise anbieten und eine Sanierung nur mit erheblichen Kosten möglich wäre, ist eine solche Maßnahme aus hiesiger Sicht unwirtschaftlich. Die Ruinen wären deshalb unverzüglich abzureißen.“
Stendal-Süd galt in der DDR als Vorzeigegebiet. Es entstand nicht zuletzt in Verbindung mit dem Kernkraftwerk Arneburg, das selbst nie vollendet wurde. 2023 muss Süd einem nicht tot erscheinen. Unter anderem haben Boxsportler dort ihre Trainingsstätte. Ein Sozialkaufhaus ist ansässig. Und: Eine Kindertagesstätte dort soll einen Neubau erhalten. „Im Idealfall kann das Areal in Teilen sinnvoll für die Versorgung der Bevölkerung genutzt werden“, blickt Hellmuth aufs Ganze. „Die Absicht der Stadt, dort eine neue Kita zu errichten, spricht für die Teilrevitalisierung.“ Die Entwicklung des größten Teils werde aber eben durch die alte Bebauung gehemmt. „Daher ist eine Prognose aus heutiger Sicht nicht möglich.“