Die angepeilte Zeitschiene bedeutet aber eben auch: Ein vollständiger Abschluss der Grundsanierung bis zum Sachsen-Anhalt-Tag vom 1. bis 3. Juli in der altmärkischen Kreisstadt wird nicht zu schaffen sein. Sobald die Tiefbauarbeiten im ersten Abschnitt fertig sind, soll dort mit der Straßenoberfläche weitergemacht werden. Parallel sollen die Tiefbauarbeiten im zweiten Abschnitt starten. „Wenn keine unvorhergesehenen Hindernisse auftauchen, sollte der erste Abschnitt, Altes Dorf bis Rohrstraße, zum Landesfest bereits fertiggestellt sein. Der kurze Abschnitt von der Rohrstraße bis zur Petrikirchstraße hingegen nicht“, erläutert der Rathaussprecher. Und weiter: „Dies ist nicht ideal, aber unserer Einschätzung nach verschmerzbar. Es handelt sich nur um einen kurzen Straßenabschnitt und die Bauarbeiten werden während des Landesfestes ohnehin pausieren.“ Es findet an einem Wochenende statt. „Die Beeinträchtigung unserer Gäste wird sich also auf ein Minimum reduzieren.“
Inwieweit Stendals Promi-straße früher schon einmal größer und tiefer aufgebuddelt wurde, muss an dieser Stelle offenbleiben. Der erste Abschnitt des aktuellen sogenannten grundhaften Ausbaus reicht jedenfalls vom Alten Dorf bis zur Rohrstraße, der zweite dann weiter bis zur Petrikirchstraße. Die Arbeiten haben im Sommer wegen Lieferschwierigkeiten mit zwei Wochen Verspätung begonnen. „Jedoch ergeben sich hieraus noch keine Risiken für den geplanten Abschluss der Maßnahme“, zeigt sich Fischbach nach Rücksprache mit dem Fachamt überzeugt. Abzuwarten bleibt auch, wie sich die Baukosten entwickeln. Zusammen gut 2,8 Millionen Euro macht allein schon der veranschlagte städtischen Anteil aus. Stadtwerke und Abwassergesellschaft bezahlen eigene Rechnungen.
Die „umfängliche Modernisierung“ werde das Straßenbild „nachhaltig aufpolieren“, ohne aber „den historischen Charme der Straße aufzugeben“. Dafür legen Arbeiter sowohl Groß- und Kleinpflaster als auch Mosaikpflaster. Einige Wortgefechte hatte es im Stadtrat nicht zuletzt zur künftigen Verkehrsführung gegeben. Letztendlich bleibt alles beim Alten und wie gehabt: Maximal Tempo 30 ist erlaubt, der Verkehr fließt in beide Richtungen und nicht auf einer Einbahn, Radler müssen auf die Straße und haben keinen eigenen Weg. Und darüber hinaus: Die Fahrbahn ist 5,55 Meter breit, der Gehweg zwischen 1,70 und 3,20 Meter. Taktile (berührbare) Elemente zur Barrierefreiheit werden verbaut. Bis alles fertig ist, müssen die Anwohner monatelang mit Lärm und Schmutz vor der Haustür leben.
„Es handelt sich um eine umfassende, grundhafte Straßensanierung, weshalb sowohl ober- als auch unterirdisch alles neugemacht wird“, bringt es der Stadtsprecher in dieser Woche gegenüber der AZ noch einmal auf den Punkt. „Damit soll die Winckelmannstraße sämtlichen Anforderungen des modernen Straßenverkehrs, als auch den steigenden Wohnansprüchen der Zukunft gerecht werden.“ Arbeiter erneuern sämtliche Leitungen für Wasser, Abwasser, Gas und Strom. „Auch die Straßenoberfläche wird vollständig erneuert und das Straßenmobiliar, also Laternen, Bänke und Mülleimer, ersetzt.“ Wer es nicht weiß: Die Straße mit dem prominenten Namen trifft im Norden auf die viel befahrene Landesstraße 15, die dort Altes Dorf heißt und dahinter unter anderem Bismarckstraße.
Der international bis heute wohl berühmteste Stendaler soll mit dem Straßennamen gewürdigt werden. „Johann Joachim Winckelmann gehörte zu den großen Wissenschaftlern und Künstlern seiner Zeit“, betont Fischbach noch einmal. Mitte des 19. Jahrhunderts ist die Straße nach diesem benannt worden. Das Winckelmann-Museum, erst vor Kurzem millionenschwer erneuert und ausgebaut, ordnet dort Leben und Werk des bekannten Altmärkers ein und präsentiert beides durchaus auf moderne Art und Weise. Zum Komplex soll Winckelmanns Geburtshaus gehören. Die im Museum ebenfalls ansässige Winckelmann-Gesellschaft zählt circa 600 Mitglieder aus gut 20 Nationen. Zudem ist die Straße Teil der historischen Altstadt, eines Flächendenkmals.