Einheimische nennen das Bauwerk Kanonenbrücke, warum, dahinter setzen viele ein Fragezeichen. „In den 70er-Jahren erfuhr das Bauwerk eine Beschädigung durch auf einem Zug transportierte Panzer/Kanonen. Seither trägt es den Beinamen Kanonenbrücke“, klärt Hellmuth in Abstimmung mit dem Bauamt auf. An eine offizielle Benennung sei nicht gedacht. Direkt an die Kanonenbrücke schließt die Magdeburger Brücke an, für die vornehmlich das Land zuständig ist und über die der Verkehr weiter in das Zentrum der altmärkischen Kreisstadt rollt. Der Übergang zwischen ihnen derart fließend und ohne Zusätze, dass mancher auch nur eine einzige Brücke erkennen will.
In die Jahre gekommen scheint die Kanonenbrücke allemal, einen neuen Überbau hat sie zuletzt 1974 erhalten. In einer der letzten Hauptprüfungen hatte die Konstruktion die Note 3,4 erhalten. Wer es nicht weiß und zur besseren Einordnung: 3,0 bis 3,4 meint einen unzureichenden Zustand. 3,5 bis 4,0 bedeutet ein Ungenügend. Dass eine Brücke regelmäßig unter die Lupe genommen wird, ist vorgeschrieben. Politik und Verwaltung dürften dem Neubau nicht sonderlich entspannt entgegensehen, die Arbeiten wirken sich unweigerlich auf den gesamten Verkehr in Stendal aus. Sperrungen und Umleitungen werden den Bürgern Zeit und Nerven kosten. Allen steht ein Großprojekt ins Haus.
„Während der Bauarbeiten wird eine weiträumige Umleitungsstrecke ausgeschildert sein“, bringt es die Rathaussprecherin auf den Punkt. Ob sich die Zeitschiene mit Stand Januar 2023 noch einmal ändern wird oder nicht, muss sich zeigen. Teurer geworden scheint das auch schon einmal für 2024/25 geplante Projekt bereits. Von circa sieben Millionen Euro war 2019 die Rede gewesen. „Nach vorläufiger Schätzung liegen die Kosten bei acht Millionen Euro. Die Stadt als Bauherr trägt die Kosten, die dann zu einem großen Teil von der Bahn erstattet werden.“ Die Kostenteilung regelt das Eisenbahnkreuzungsrecht. „Die Brücke unterscheidet sich in ihrer Ausdehnung, da künftig vier Gleise darunter verlaufen.“
Erst vor Kurzem sind oben an der Brücke Metallgitter angebracht worden. „Die Gitter sind ein Übersteigschutz, der Bestand war marode“, lässt Hellmuth dazu auf AZ-Nachfrage wissen. Und: Unmittelbar auf die Brücke zu führt die Lüderitzer Straße. Der Stand dort: „Der Neubau der Brücke erfolgt unabhängig vom Ausbau der Lüderitzer Straße.“ Die Arbeiten an der Straße sind demnach für 2025, 2026 vorgesehen. „Nach vorläufiger Kostenschätzung wird von 4,6 Millionen Euro ausgegangen. Die Kosten sind von der Stadt zu tragen, Fördermittel stehen zurzeit für derartige Maßnahmen nicht zur Verfügung.“ Eine neue Brücke und der Straßenbau, nach dem sachsen-anhaltischen Landesfest steht Stendal von Süden her vor einem Umbruch.