Die Direktkandidaten der Parteien im Landkreis Stendal sind auf der jeweiligen Landesliste unterschiedlich gut abgesichert. Schulz ist bei den FW eine große Nummer und soll im Wahlkreis Havelberg-Osterburg das Direktmandat holen. Gelingt das nicht, bleibt der Weg über die Landesliste. Seine Partei will die Fünf-Prozent-Hürde bei den Zweitstimmen überspringen und so mit mindestens fünf Mandatsträgern einziehen. Dass Trümper aus Schulz Schulze machte, nun gut. Der Magdeburger hatte in der Debatte um ein kostenloses Schülerticket darauf verwiesen, dass die FW ein solches landesweit fordern. Wer nachschauen will: Das Video der Stadtratssitzung im Mai steht auf YouTube.
Beide Rathauschefs kennen sich aus der Arbeit im Städte- und Gemeindebund. Dass der Wahlkreis ganz im Norden Sachsen-Anhalt zu den besonders umkämpften gehören könnte, muss Trümper nicht wissen. CDU-Landtagsmitglied Chris Schulenburg möchte sein Direktmandat unbedingt verteidigen. Pikant: Mit Schulz steht ihm ein ehemaliger Parteifreund gegenüber, gerade bei der Frage um die richtige Aufarbeitung des Stendaler CDU-Wahlskandals von 2014 kam es zum Bruch. Schulenburg dürfte trotz allem der Favorit sein. Kann er das Ticket direkt nicht lösen, könnte Listenplatz elf reichen. Die Zahl der Mindestmandate in Magdeburg reduziert sich mit dieser Wahl 2021 von 87 auf 83.
Können die FW, die bislang vor allem in Süddeutschland stark sind, einigermaßen punkten, kann Schulz fest für Magdeburg planen. Dasselbe gilt für Schulenburg und seine CDU, die momentan den Ministerpräsidenten stellt. Ziemlich optimistisch dürfte auch Wulf Gallert auf den 6. Juni blicken. Der Linke kämpft ebenfalls im Wahlkreis Havelberg-Osterburg um den Direkteinzug. Erfolg versprechender dürfte für ihn noch die Landesliste der Genossen sein, dort steht er an sechster Stelle. Jacob Beuchel (SPD), Sandra Matzat (AfD), Hella Ueberschaer (Bündnisgrüne), Jim Christiansen-Weniger (FDP) und Norbert Poley (die Basis) haben mit einer Landesliste wenig bis gar nichts zu tun.
Christiansen-Weniger taucht immerhin noch auf der Landesliste auf. Ob den Liberalen aber der Einzug nach einer Abwesenheit derart eindrucksvoll gelingt und Platz 13 ausreicht, scheint zumindest momentan eher unwahrscheinlich. Bekanntere Namen im Landkreis Stendal dürften da schon eher aussichtsreicher zweigleisig fahren können. Juliane Kleemann, SPD-Landesvorsitzende, beispielsweise kämpft weiter südlich im Wahlkreis Stendal um das Direktmandat und wurde von ihrer Partei auf Listenplatz fünf gesetzt. Und Landtagsmitglied Ulrich Siegmund (Wahlkreis Genthin mit Tangermünde und Tangerhütte) steht auf der Landesliste der AfD sogar an Position zwei.
Weil Umfragen aktuell die AfD hinter der CDU an zweiter Stelle sehen, darf sich auch AfD-Mann Matthias Büttner gute Chancen ausrechnen. Reicht es im Wahlkreis Stendal nicht für das Direktmandat, könnte das bisherige Bundestagsmitglied über die Liste in den Landtag einziehen, er steht auf Platz neun. Hennig von Katte von Lucke hat bei den FW Listenplatz sieben. Zu den Listenkandidaten der Bündnisgrünen hinter deren Spitzenteam gehört Landtagsmitglied Dorothea Frederking, auch sie kämpft in Stendal um das Direktmandat. Bei der Basisdemokratischen Partei Deutschland (die Basis) kommt mit Lothar Fontes sogar der Spitzenkandidat (Listenplatz eins) aus dem Landkreis Stendal.