Zieschang kündigte einen neuen Umgang mit langjährig ergebnislosen Ermittlungen an. In Fällen, in denen alle Ermittlungsansätze der Ermittlungsgruppen in den örtlich zuständigen Polizeiinspektionen ausgeschöpft seien, sollen Teams anderer Inspektionen Vorgänge temporär übernehmen. Sie sollen Erkenntnisse und Spuren der jeweiligen Fälle auf weitere Ermittlungsansätze hin überprüfen, wie Zieschang sagte. Dabei gehe es um eine unvoreingenommene Perspektive auf die Vorgänge. Die Anwältin der Mutter von Inga, Petra Küllmei, begrüßte diesen Schritt.
Am Donnerstag ließen sich die Parlamentarier von der Landesregierung über die bisherigen Ermittlungen im Fall Inga unterrichten. Bislang gibt es keine heiße Spur. Landespolizeidirektor Mario Schwan umriss den großen Aufwand der Ermittler: 34 Suchmaßnahmen habe es rund um den Ort des Verschwindens des Mädchens gegeben, es wurde in mehreren Bundesländern, in Tschechien und in Österreich gesucht. Laut Justizministerium wurde mehr als 2000 Spuren und Hinweisen nachgegangen, aktuell seien sieben in Bearbeitung.
Landespolizeidirektor Schwan berichtete von polizeilichen Fallanalysen in Brandenburg und Niedersachsen, bei denen Spurenkomplexe erneut überprüft worden seien. In Sachsen-Anhalt hatte es 2019 eine Prüfgruppe gegeben, die sich den Fall Inga nochmals genau ansah, aber auch nicht zu einer heißen Spur oder Tatverdächtigen kam. Die Abgeordneten fragten zu den Hintergründen der Prüfgruppe, diverse Fragen blieben offen und sollen möglichst noch geklärt werden.
Die Anwältin der Mutter von Inga, Petra Küllmei, sagte über ihre Mandantin: „Sie ist froh, dass das Thema ihrer vermissten Tochter wieder auf der Tagesordnung ist.“ Die Familie wünsche sich neue Ermittlungsansätze und neue Hinweise auch nach so langer Zeit. Die Mutter sage, sie würde es spüren, wenn Inga nicht mehr leben würde. „Das ist auch die Hoffnung, die sie hat.“ Beide, Vater und Mutter, wünschten sich die Aufklärung des Schicksals ihrer Tochter. Es gehe nicht vordergründig darum, einen Täter zu finden. Es gehe darum zu klären, was passiert sei. Küllmei sagte, ihre Mandantin sei mit dem Verlauf der Ausschusssitzung insofern zufrieden, als dass die ungeklärten Fragen weiter behandelt würden. (dpa)
Die Ministerin reagierte damit auf deren öffentlich vorgebrachten Vorwürfe, die Ermittlungen in dem spektakulären Fall würden nicht konsequent genug geführt, wichtige Spuren nicht verfolgt, was Anlass für die Selbsbefassung im Ausschuss war. Das damals fünfjährige Mädchen Inga G. war im Mai 2015 im Stendaler Ortsteil Wilhelmshof verschwunden. Trotz sofortiger, großangelegter Suchaktion fehlt von ihr seitdem jede Spur.
Landespolizeidirektor Mario Schwan berichtete über die umfangreiche polizeiliche Ermittlungstätigkeit in dem Fall. Ob es sich um ein Kapitalverbrechen, eine Kindesentziehung oder einen Unfall handelt, sei aber noch immer ungeklärt. „Polizei und Staatsanwaltschaft gehen weiterhin jedem Hinweis nach, der doch noch zur Aufklärung dieses Falls beitragen könnte“, sagte Oberstaatsanwältin Uta Wilkmann. Die Untersuchungen würden sehr aufwendig geführt, die Akten dazu bereits 20 Umzugskartons füllen. Aktuell würden sieben Spuren verfolgt.
Die Ausschussmitglieder nahmen die Vertreter der Ermittlungsbehörden ins Kreuzverhör. Dabei ging es nicht nur um die genauen Abläufe und die erhobenen Vorwürfe, sondern auch um grundsätzliche Fragen der polizeilichen Arbeit. Nicht alle Fragen konnten abschließend geklärt werden. Das Thema wird den Innenausschuss in dessen kommender Sitzung erneut beschäftigen.
Wenn Ermittlungen nach Tötungs- und Vermisstenfällen lange ergebnislos bleiben, sollen in Sachsen-Anhalt unbeteiligte, erfahrene Ermittlerteams für einen zweiten Blick eingeschaltet werden. Die Landespolizei werde das so genannte Fallmanagement neu organisieren, kündigte Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) am Donnerstag im Innenausschuss in Magdeburg an.
In Fällen, in denen alle Ermittlungsansätze der Ermittlungsgruppen in den örtlich zuständigen Polizeiinspektionen ausgeschöpft seien, sollen Teams anderer Inspektionen Vorgänge temporär übernehmen. Sie sollen Erkenntnisse und Spuren der jeweiligen Fälle auf weitere Ermittlungsansätze hin überprüfen, wie Zieschang sagte. Dabei gehe es um eine unvoreingenommene Perspektive auf die Vorgänge. Anlass ist laut Zieschang nicht nur der Fall der seit 2015 spurlos verschwundenen Inga, sondern etwa auch der einer seit 2019 in Leipzig vermissten Studentin, deren Knochen jüngst in einem Waldgebiet im Burgenlandkreis gefunden wurden.