„Einerseits wollen wir mit einem schönen und eindrucksvollen Graffiti an dieser Stelle die Bedeutung des neu entstehenden Bahnhofs unterstreichen“, erläutert Fischbach. „Andererseits ist die Osterburger Straße auch eine stark befahrene Verkehrsader, die täglich von Hunderten Berufspendlern passiert wird. Mit dem Graffiti soll deshalb dieses nördliche ,Tor’ zu unserer Stadt verschönert werden, um die Menschen willkommen zu heißen.“ Demnach geht es um die nördliche Seite der Schienenüberführung, Kraftfahrer kommen aus Borstel, steuern unter den Schienen hindurch nach links in Richtung Galgenberg oder weiter geradeaus auf der Osterburger Straße ins historische Zentrum einer Stadt, die 2022 ein Jubiläum feiert und den Sachsen-Anhalt-Tag ausrichtet.
Die Brücke ist regelmäßig wild und illegal besprüht oder bemalt worden. „Ein weitere wichtiger Effekt, auf den wir hoffen, besteht darin, dass andere Sprayer in der Regel keine Flächen angehen, die bereits mit einem großen übergreifenden Graffiti gestaltet wurden.“ Inwieweit es wirklich und auch in diesem Fall so etwas wie „Ehre unter Sprayern“ gibt, muss sich zeigen. Der Rathaussprecher gegenüber der AZ weiter: „Wir hoffen somit auch, das Problem illegaler Graffiti in den Griff zu bekommen.“ Schon vor dem symbolträchtigen ersten Spatenstich vor gut einem Monat war die Fläche schon einmal fachmännisch übermalt und ordentlich grundiert worden. Michael Trösken, Hobby-Eisenbahner und beruflich Werbedrucker, hatte Mitstreiter und trieb die Idee voran (die AZ berichtete).
„Der Vorschlag kam aus der Bürgerschaft und fand bei den Verantwortlichen einiges an Wohlwollen“, konstatiert Fischbach. „Seitdem wurden und werden Möglichkeiten erörtert, nötige Zustimmungen eingeholt und finanzielle Unterstützungen gesucht.“ Wer von den Künstlern das Rennen machen wird, auch das bleibt abzuwarten. Vor wenigen Jahren ist bereits eine Trafostation an der Hochschule auf diese besondere Weise in Szene gesetzt worden, wilde Schmierereien dort sind selten geworden. Das Brückengraffito könnte die Bahnstation und die Hochschule in sich tragen, zumindest bietet sich diese Mischung an. Land und Bahn investieren in den Haltepunkt gut sechs Millionen Euro. Etwas mehr als eine halbe Million Euro steckt die Stadt Stendal selbst in Parkplätze und weiteres Umfeld.