„Ich habe schon als Kind Kräuter gesammelt“, erzählt die Frau mit dem grünen Daumen. „Sogar mit amtlichem Ausweis“, fügt sie hinzu. Denn in ihrer ursprünglichen Heimat, in Sachsen, habe sie nach einer Schulung den entsprechenden Ausweis erhalten, mit dem sie auch geschützte Kräuter sammeln durfte. Sie hat sich immer weitergebildet – „über Fernsehen, Bücher und Erfahrungsaustausch“. Einiges schreibt sie sich auf, „aber das Meiste merke ich mir“.
Zu Geburtstagen verschenkt die Kräuterfrau gern einen Korb mit ihren selbst gemachten Marmeladen und Tüten mit selbst getrocknetem Tee, dazu gibt es den passenden Spruch (siehe Infokasten) auf dem Tütchen. Und weil sie gar nicht so viel selbst verwerten und verschenken kann, wie da in den Gläsern und Flaschen landet, verkauft sie die veredelten Produkte aus ihrem Garten an einem kleinen Stand vor ihrem grünen Paradies.
Aktuell stehen da Marmeladen, Gelees und ihr berühmt-berüchtigter Holunderblütenlikör. „Ich hatte mal Gewürzgurken nach einem uralten Rezept gemacht, in einer Senfsoße, die waren ruckzuck vergriffen und wurden immer wieder nachgefragt“, erzählt die Rentnerin. Die meisten ihrer Stammkunden wollen übrigens keine Marmelade mit Gewürzen.
„Die Leute möchten pur“, weiß die Expertin. Und zu „pur“ gehört für sie auch, dass sie die Etiketten per Hand schreibt. Seit einem Besuch vom Lebensmittelamt geht das aber nicht mehr. „Die verlangen gedruckte Etiketten mit Angabe des Inhalts und der Haltbarkeit“, sodass sich die Gärtnerin einen Laptop gekauft und ein Etiketten-Programm aufgespielt hat.
Wenn am Wochenende der Sommer mit Temperaturen jenseits der 30 Grad-Marke hereinbricht, wird Roswitha Tanne sicherlich oft an ihrer Kräuterspirale stehen. Denn sie weiß: „Die beste Erfrischung sind Minze- und Melissen-Tees, nicht eiskalt serviert, mit einem Schuss Zitrone.“ Dazu müssen die Blätter nicht getrocknet sein: „Einfach die frischen Blätter aufgießen.“ Sie empfiehlt bei Hitze zudem leichte Kost, zum Beispiel einen Salat mit Dillsoße und dazu Spiegelei.
„Ich mache das Meiste mit Tee“, betont die Kräuter-Oma. Soll heißen: Für leichtere Wehwehchen „brauche ich keinen Doktor“. Drei Tage Himbeerblatt-Tee helfe beispielsweise bei entzündeter Blase, zwei Tassen Huflattich-Tee täglich seien gut bei Husten, Hopfen-Tee bei Schlafproblemen.
Mädesüß, zu finden auf Wiesen und an Wegesrändern, sei „ein Wundermittel gegen Kopfschmerzen“. Einfach eine Blüte zerdrücken, kauen und den Extrakt wieder ausspucken.
Wer an Corona erkrankt ist und Halsschmerzen hat, dem empfiehlt die Fachfrau Salbei-Tee. „Man kann viele Beschwerden lindern und die Genesung unterstützen“, ist sie sich sicher.