Peter Döblers Flucht scheiterte vor allem deshalb nicht, weil er sich akribisch vorbereitete. Doch warum nahm er diese ungeheuren Strapazen überhaupt auf sich?
Peter Döbler, 1940 in Rostock geboren, wollte Medizin studieren, durfte es aber nicht, trotz eines Notenschnitts von 1,6. „Ich sollte mich erst mal gesellschaftlich bewähren, hieß es. Aber der wahre Grund war, dass mein Vater als Steuerberater gearbeitet hat und damit in den Augen des Staates ein Kapitalist war“, erinnert sich Döbler zurück.
Doch noch innerhalb der Immatrikulationsfrist starb sein Vater an Krebs, womit sich der Status des Sohnes geändert hatte. „Dass erst mein Vater sterben musste, bevor ich studieren konnte, das habe ich dem Staat nie verziehen“, erzählt der heute 81-Jährige verbittert.
Sein Medizinstudium beendete er 1966, noch im gleichen Jahr heiratete er seine Frau, die er beim Studium kennenlernte. 1967 wurde der gemeinsame Sohn geboren. Das Glück schien perfekt. War es aber nicht.
Döbler: „Wir bekamen keine Wohnung, deshalb nahm ich eine Stelle als Schiffsarzt beim Fischkombinat an.“ Was sich vielleicht abenteuerlich anhört, hatte allerdings bis zu drei Monate lange Reisen zur Folge, mit eben so langer Trennung von Frau und Kind. Dann erhielt er eine Stelle als Chirurgie-Assistent im Rostocker Südstadt-Klinikum, dem ersten Krankenhausneubau der DDR.
„Dort ging der politische Druck los. Ich konnte meine Meinung nicht zurückhalten und habe mich mehrfach beschwert“, sagt Döbler. Er habe durchschnittlich 80 Stunden in der Woche gearbeitet, für 1,70 Mark die Stunde. Seine Facharztausbildung war in Gefahr. „Wenn Sie unbedingt einen weißen Kittel tragen wollen, werden Sie doch Maler“, sagte sein Chef zu ihm damals. „Das hat mir den letzten Rest gegeben und mich wütend gemacht. Von da an habe ich mich auf die Flucht vorbereitet.“
Peter Döbler trainiert, er schwimmt in der Warnow, krault nach Warnemünde oder in der Müritz. Bis zu 20 Kilometer am Tag. Er besorgt sich Flossen, bastelt sich auch welche für die Hände, weil die nicht sehr groß sind. Er studiert Seekarten, erkundigt sich bei Grenzsoldaten, die er in der Klinik behandelte, nach den Patrouillen ...
Wer mehr über die Flucht von Peter Döbler aus der DDR erfahren will, dem sei das Buch „Kurs Nordwest“ ans Herz gelegt, das am 6. September erscheinen wird. Am 9. September ist eine Lesung im Hotel „Siebeneichen“ in Salzwedel geplant.