Auf 77 Prozent Unterrichtsversorgung kommt die Salzwedeler Schule, angestrebt sind 103 Prozent. Für die fehlenden 26 Prozent benötige es aber auch sieben bis acht Lehrkräfte mehr. Um das auszugleichen, überlegen sich Direktorin Heike Herrmann und ihr Kollegium ständig Neues. So wurde 2015 das Freie Lernen für die Fächer Mathematik, Deutsch und Englisch eingeführt, 2016 das Projektlernen und 2019 das 80-10-Unterrichtsmodell, für welches es anfangs viel Kritik gab, mittlerweile aber mehrere Schulen in Sachsen-Anhalt praktizieren.
Seit 2017 gibt es den Tag in der Praxis (TIP) für die 9. Klassen. Dabei sind die Neuntklässler einen Tag in der Woche bei Unternehmen, absolvieren also ein Praktikum. Auf die frühe Berufsorientierung werde an der Lessing-Schule großen Wert gelegt, um den Schülern die Wahl des Berufes und den Einstieg in die Arbeitswelt zu erleichtern. Für die 7. und 8. Klassen gibt es das Forschende Lernen in der Praxis (FLIP), welches einmal in der Woche zum Teil in Betrieben, aber auch in eigenen Werkstätten der Schule stattfindet.
Ein weiterer Weg ist, Studenten als Lehrkräfte einzusetzen. Diese sammeln dadurch nicht nur Praxiserfahrung und können sich nebenbei etwas dazuverdienen, auch für die Schüler seien sie eine Bereicherung. „Und ich sage es ganz klar, so wie es ist: Die Alternative wäre Unterrichtsausfall“, machte Heike Herrmann deutlich und ging noch einen Schritt weiter. Sie schlug den Politikern ein duales Studium für Lehramtsstudenten vor und betonte, dass Sachsen-Anhalt Vorreiter auf diesem Weg werden könnte.
Haseloff erwiderte, die Idee an sich zwar gut zu finden, doch das umzusetzen sei nicht mal eben so getan. Denn solche Entscheidungen lägen bei den Universitäten und Hochschulen, die Politik könne da nicht einfach so eingreifen.
Eva Feußner halte viel von den Innovationen der hansestädtischen Bildungseinrichtung. „Diese Schule, und das will ich jetzt ausdrücklich betonen, ist eine Vorreiterschule“, sagte die Bildungsministerin. Sie sei dafür, Schulen mehr Eigenständigkeit einzuräumen, um neue Wege gehen zu können.
Themen, die die Schüler bewegen, wurden ebenfalls angesprochen. Dazu gehörte unter anderem der Schulweg. Auch wenn es nur eine kurze Strecke sei, würde die Busfahrt lange dauern. Feußner und Haseloff waren sich einig, dass das nicht schön, aber in einer ländlichen Region wie der Altmark kaum zu vermeiden sei.
Weitere Punkte für die Jugendlichen waren fehlende Angebote für junge Leute und eine aussterbende Innenstadt. Ministerpräsident Haseloff erklärte, dass das die Gesellschaft selbst steuern würde. Feußner sagte, dass das Angelegenheiten der Kommunen seien.
• Die Bildungseinrichtung gibt es seit 2000
• Seit 2005 Ganztags-, seit 2015 Gemeinschafts- und seit 2017 Referenzschule
• 2022 war sie für den Deutschen Schulpreis nominiert und kam unter die Top 15
• Aktuell unterrichten 23 Lehrer, fünf Studenten, zwei Referendare und zwei Rentner 437 Schüler
• Dazu kommen zwei pädagogische Mitarbeiter, ein Schulsozialarbeiter und ein Bundesfreiwilliger
• Die Unterrichtsversorgung liegt bei 77 Prozent
• Es fehlen rund acht Lehrer
• Die Schüler kommen aus 23 verschiedenen Ländern