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Lessing-Schule stellte Ministerpräsident mögliche Lösungen für Problemfelder in der Bildung vor

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Von: Bernd Zahn

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Ministerpräsident Reiner Haseloff (Mitte) und Bildungsministerin Eva Feußner waren Ende vergangener Woche zu Besuch in der Salzwedeler Lessing-Schule, um sich über Problemfelder in der Bildung zu unterhalten. © Zahn, Lydia

Lehrermangel und Unterrichtsversorgung beschäftigen wohl viele Schulen in Deutschland. Wie die Salzwedeler Lessing-Schule die Probleme angeht, wollte Ministerpräsident Reiner Haseloff während eines Besuchs wissen.

Salzwedel – Zwei auffällige Fahrzeuge bogen am Freitagmorgen von der Lindenallee auf das Gelände der Lessing-Ganztags- und Gemeinschaftsschule in Salzwedel ab. Mehrere Bodyguards blickten sich um und öffneten anschließend die Türen der schwarzen Wagen. Eine solche Szene kennt man eher aus Filmen, in diesem Fall kündigte sie den Besuch des Ministerpräsidenten Reiner Haseloff an.

Haseloff und Bildungsministerin Eva Feußner (beide CDU) waren gekommen, um sich die Lerneinrichtung genauer anzusehen. Denn die Lessing-Schule hat zwar wie andere Schulen im Land auch mit Lehrermangel und der Unterrichtsversorgung zu kämpfen, doch durch innovative Wege schafft sie es, diese, so gut es geht, auszugleichen. Und nicht ohne Grund wurde die Lessing-Schule 2022 als eine der besten Schulen Deutschlands geehrt (wir berichteten).

Alternative wäre Stundenausfall

Auf 77 Prozent Unterrichtsversorgung kommt die Salzwedeler Schule, angestrebt sind 103 Prozent. Für die fehlenden 26 Prozent benötige es aber auch sieben bis acht Lehrkräfte mehr. Um das auszugleichen, überlegen sich Direktorin Heike Herrmann und ihr Kollegium ständig Neues. So wurde 2015 das Freie Lernen für die Fächer Mathematik, Deutsch und Englisch eingeführt, 2016 das Projektlernen und 2019 das 80-10-Unterrichtsmodell, für welches es anfangs viel Kritik gab, mittlerweile aber mehrere Schulen in Sachsen-Anhalt praktizieren.

Seit 2017 gibt es den Tag in der Praxis (TIP) für die 9. Klassen. Dabei sind die Neuntklässler einen Tag in der Woche bei Unternehmen, absolvieren also ein Praktikum. Auf die frühe Berufsorientierung werde an der Lessing-Schule großen Wert gelegt, um den Schülern die Wahl des Berufes und den Einstieg in die Arbeitswelt zu erleichtern. Für die 7. und 8. Klassen gibt es das Forschende Lernen in der Praxis (FLIP), welches einmal in der Woche zum Teil in Betrieben, aber auch in eigenen Werkstätten der Schule stattfindet.

Ein weiterer Weg ist, Studenten als Lehrkräfte einzusetzen. Diese sammeln dadurch nicht nur Praxiserfahrung und können sich nebenbei etwas dazuverdienen, auch für die Schüler seien sie eine Bereicherung. „Und ich sage es ganz klar, so wie es ist: Die Alternative wäre Unterrichtsausfall“, machte Heike Herrmann deutlich und ging noch einen Schritt weiter. Sie schlug den Politikern ein duales Studium für Lehramtsstudenten vor und betonte, dass Sachsen-Anhalt Vorreiter auf diesem Weg werden könnte.

Haseloff erwiderte, die Idee an sich zwar gut zu finden, doch das umzusetzen sei nicht mal eben so getan. Denn solche Entscheidungen lägen bei den Universitäten und Hochschulen, die Politik könne da nicht einfach so eingreifen.

Eva Feußner halte viel von den Innovationen der hansestädtischen Bildungseinrichtung. „Diese Schule, und das will ich jetzt ausdrücklich betonen, ist eine Vorreiterschule“, sagte die Bildungsministerin. Sie sei dafür, Schulen mehr Eigenständigkeit einzuräumen, um neue Wege gehen zu können.

Was die Salzwedeler Jugend bewegt

Themen, die die Schüler bewegen, wurden ebenfalls angesprochen. Dazu gehörte unter anderem der Schulweg. Auch wenn es nur eine kurze Strecke sei, würde die Busfahrt lange dauern. Feußner und Haseloff waren sich einig, dass das nicht schön, aber in einer ländlichen Region wie der Altmark kaum zu vermeiden sei.

Weitere Punkte für die Jugendlichen waren fehlende Angebote für junge Leute und eine aussterbende Innenstadt. Ministerpräsident Haseloff erklärte, dass das die Gesellschaft selbst steuern würde. Feußner sagte, dass das Angelegenheiten der Kommunen seien.

Fakten zur Schule

• Die Bildungseinrichtung gibt es seit 2000

• Seit 2005 Ganztags-, seit 2015 Gemeinschafts- und seit 2017 Referenzschule

• 2022 war sie für den Deutschen Schulpreis nominiert und kam unter die Top 15

• Aktuell unterrichten 23 Lehrer, fünf Studenten, zwei Referendare und zwei Rentner 437 Schüler

• Dazu kommen zwei pädagogische Mitarbeiter, ein Schulsozialarbeiter und ein Bundesfreiwilliger

• Die Unterrichtsversorgung liegt bei 77 Prozent

• Es fehlen rund acht Lehrer

• Die Schüler kommen aus 23 verschiedenen Ländern

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