Eigentlich müsste Herrmann unter Hochdruck stehen, schließlich ist es nicht mehr lang hin. Doch sie wirkt entspannt, und das aus gutem Grund. Fast alles ist schon erledigt – und das unbeabsichtigt. Wie die Direktorin im Gespräch mit ihrem Stellvertreter Stefan Hübner der AZ erzählt, sei alles schon in den vergangenen Monaten organisiert und umgesetzt worden. „Im März hatten wir eine Evaluation vom Landesschulamt“, beginnt sie. Dafür hatte das Kollegium eine Mappe mit allen wichtigen Informationen und Statistiken erstellt. „Die können wir jetzt einfach aus der Tasche zaubern, denn in etwa die gleichen Unterlagen will die Jury sehen“, fährt sie fort. Der Clou dabei: „Wir haben uns im März also ohne es zu wissen darauf vorbereitet.“
Ein weiterer Punkt, der vor dem Besuch abgehakt werden sollte, war, die Flure mit Projekten der Schüler auszustatten. Das hatte sich das Team der Lessing-Schule schon länger vorgenommen. Und genau deshalb wurde das auch schon nach und nach umgesetzt und kann von der Liste gestrichen werden. „Es fehlt nur noch die Informationstafel, die aktualisiert werden muss“, verkündet Stefan Hübner stolz. Und Herrmann ergänzt: „Und natürlich ein finaler Durchgang, Bilder gerade rücken, eventuell einen Tisch verschieben oder dergleichen. Halt noch einmal in alle Ecken gucken.“
Als besonderes i-Tüpfelchen soll ein Stand aufgebaut werden, an dem das neue Projekt „Flip“ (Forschendes Lernen in der Praxis) vorgestellt wird. Denn auf die frühe Berufsorientierung wird an der Lessing-Schule viel Wert gelegt. Und genau das soll der Forschertag schaffen. Ab kommendem Schuljahr geht es für die 7. und 8. Klässler jeden Mittwoch in einen Betrieb oder die Experten kommen in die Schule, um mit den Jugendlichen zu arbeiten. „In dieser Zeit müssen die Schüler Forscherfragen beantworten. Zum Beispiel beim Tischler. Wie ist die Geschichte der Kommode? Oder wie stelle ich diese her?“, erläutert Herrmann.
In zwei Jahren können die Mädchen und Jungen ein bis vier verschiedene Betriebe besuchen. „Erfahrungsgemäß haben 13- und 14- Jährigen diese Sinnfrage nicht. Sie wissen nicht, wofür sie lernen“, erklärt Hübner. „Dabei soll das Projekt helfen. Und die Schüler freuen sich auch schon drauf“, weiß Herrmann. Unterricht werde für die Forschertage nicht geopfert, sondern nur umgelagert, versichert die Direktorin.
Auch wenn nun soweit fast alles für den Jury-Besuch vorbereitet ist und nur noch der Feinschliff fehlt, ist die Direktorin aufgeregt. „Das Herz klopft schon ein bisschen, man will sich ja auch gut präsentieren“, gesteht sie. „Dennoch sehen wir der ganzen Sache entspannt entgegen, denn wir sind einfach glücklich, wie weit wir schon gekommen sind.