Der „Kuhfelder Hof“ ist seit Wochen voll belegt. Touristen, Urlaubsgäste, Monteure, Außendienstmitarbeiter und Geschäftsleute belegen die 56 Betten des Hotels. So wie in Zeiten vor Corona. Damals kümmerten sich neun Mitarbeiter um das Wohl der Gäste. Heute ist es in erster Linie die Chefin selbst. Jennever Seitz steht morgens um 4.30 Uhr auf, kümmert sich um den Einkauf, arbeitet in der Küche und macht neben der Rezeption auch die Betten und die Zimmer. Selten hat sie vor 23 Uhr Feierabend. „Zur Buchführung komme ich kaum noch“, verweist die engagierte Hotelierin auf den Berg Papiere, der noch erledigt werden muss. Derzeit gehen ihr zwei Lehrlinge, ein Koch und eine Kellnerin – die sie dabei noch ausbilden muss – zur Hand. Eine Pauschalkraft und eine Putzfrau vervollständigen das Team.
Versuche, die Mannschaft wieder aufzustocken, sind bislang gescheitert. Die Agentur für Arbeit versuchte mit Vermittlungsvorschlägen unter die Arme zu greifen. „Acht Köche und sieben Servicekräfte sind uns angeboten worden. Kein einziger ist hier erschienen“, findet Jennever Seitz keine Worte mehr. Die Konsequenz: Sie musste das À-la-carte-Geschäft im „Kuhfelder Hof“ einstellen. Heißt: Die Hotelgäste werden versorgt, wer nur zum Essen oder auf ein Glas Bier vorbeikommt, hat schlechte Karten. Vor dem Hotel steht ein großes Schild: „Nicht wegen Reichtum, sondern aus Personalmangel ist das Restaurant nur für Hotelgäste geöffnet.“
Das wiederum erzeugt den Unmut eben jener Gäste, die sich schon aufs Kaffeetrinken gefreut hatten und nun vor geschlossenen Türen stehen. Deren Reaktion ist meist nicht gerade freundlich. „Euch haben Sie wohl während der Pandemie noch nicht genug zugeschoben“, zitiert Jennever Seitz die noch harmloseste Variante.
Die Quintessenz: „Wenn ich kein Personal finde, dann kann ich nur noch ein Garni-Hotel betreiben“, sieht die Hotel-Chefin als letzten Strohhalm. Im Dezember führt sie den „Kuhfelder Hof“ seit 20 Jahren. „Ich wünsche mir so, dass es wieder aufwärtsgeht mit dem Personal“, sagt sie. Denn an Gästen und Arbeit mangelt es nicht.