Auch Christa Schindler, Vorsitzende des Kreisseniorenbeirats, hält nichts von einer Fahrprüfung für Senioren, sie sei davon nicht überzeugt. „Es gibt noch keine Erkenntnisse, dass Senioren mehr Unfälle verursachen als andere Altersgruppen.“ (Anmerkung der Redaktion: Nach Aussage des Unfallforschers Siegfried Brockmann gegenüber dpa fahren Senioren viel weniger Auto und haben deshalb, bezogen auf die Kilometerfahrleistung, ein höheres Unfallrisiko, das ähnlich hoch sei wie bei 18- bis 24-Jährigen.)
Falls tatsächlich Fahrprüfungen für Senioren verpflichtend vorgeschrieben werden sollten, wären davon in erster Linie die Fahrschulen betroffen. Was halten diese von den Plänen der EU-Kommission: sinnvoll oder doch eher übertriebener Aktionismus?
„Letzteres“, sagt Rita Lentz, die in der Fahrschule ihres Mannes in Salzwedel mitarbeitet. Und fügt noch hinzu: „Wir kommen schon so nicht hinterher mit den Fahrschülern. Das würden wir zeitmäßig gar nicht mehr schaffen, noch ältere Leute zu schulen.“
Bleibt noch die Frage, was die Polizei zu den Plänen der EU-Kommission sagt. „Derzeit sieht die Landespolizei keinen Anlass, um für ältere Menschen, die am Straßenverkehr teilnehmen möchten, einen regelmäßigen Gesundheitscheck einzufordern“, teilt Karina Wessel, Pressesprecherin im Innenministerium von Sachsen-Anhalt, mit.
Aber: „Nachdem die Zahl der Verkehrsunfälle mit Seniorenbeteiligung ab 65 Jahren in den durch die Corona-Pandemie geprägten Jahren signifikant gesunken ist, stieg deren Beteiligung an Verkehrsunfällen im Jahr 2022 erstmals wieder an. Auch die Anzahl der verunglückten Senioren ist ansteigend. Die Zahl der im Straßenverkehr getöteten Senioren (60) hat sich im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdoppelt“, informiert Wessel. Die Landespolizei führe bereits Präventionsveranstaltungen und -maßnahmen für diese Altersgruppe durch. Noch in diesem Quartal solle eine landesweite Kampagne gestartet werden, um die sichere Teilnahme von Menschen ab 65 Jahren im Straßenverkehr zu fördern und die Anzahl folgenschwerer Verkehrsunfälle zu reduzieren, so Wessel.